ORCHIDEEN EUROPAS

Exkursionsberichte
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Griechenland -

Im Land der Götter

Teil VI - Zwei Albinos und eine Unbekannte

vom 14. bis 27. April 2001

Dr. Helmuth Zelesny, Börtlingen

 

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Nach opulentem Frühstück, das wir mit ungewöhnlich frechen Spatzen teilen müssen, starten wir bei ziemlich diesigem Himmel zu neuen Ufern. Wir sind auf landschaftlich schöner Strecke durch Wälder und buschreiche Weiden unterwegs und entdecken plötzlich Knabenkräuter. Bei einer Parkbucht finden wir eine Haltemöglichkeit. Wir vermuten Orchis laxiflora, was sich tatsächlich bestätigt. Bei der Gelegenheit entsteht eine weitere Orchideenliste. Besonders bemerkenswert ist der Fund eines Albinos von Ophrys mammosa, mit dem wir hier nun wirklich nicht gerechnet haben. Da zeigt sich mal wieder: Man braucht einen langen Atem und findet die interessantesten Dinge nicht gezielt, sondern eher zufällig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Nach etlichen Kilometern Fahrt, bei einem verlassenen Bahnhof, gibt es wieder Orchideen. Zwar nicht viele Individuen, aber von fast jedem etwas. Und eine weitere Schönheit ist darunter: ein Vollalbino von Orchis italica. Er leuchtet in der Sonne und blendet fast. Es geht Schlag auf Schlag: Der nächste Standort liegt in der Nähe von Megalopoli. Er taucht in mehreren Reiseberichten samt umfangreicher Artenliste auf, unter anderem sollen eine kleinblütige Ophrys fusca und neben der normalen Ophrys mammosa auch eine kleinblütige Form dieser Art vorkommen. Deshalb sind wir natürlich besonders gespannt. Anfänglich sind wir eher pessimistisch, denn die Flächen in Straßennähe sind stark beweidet worden. Im Laufe der einstündigen Suche wird aber deutlich, dass es sich tatsächlich um einen ganz tollen Standort handelt. Die Artenvielfalt ist mit insgesamt 21 verschiedenen Arten außergewöhnlich groß, weil neben Magerrasenbereichen auch Waldstücke eingestreut sind, in denen zusätzlich zu den Offenlandarten noch Orchis provincialis und Orchis simia vorkommen. Interessant sind aber einige im Abblühen begriffenen Ophrys mammosa, die uns wieder verdächtig vorkommen. Sie passen nicht so recht in das uns bekannte Bild dieser Art. Die Blüten sind auffallend kleiner, das Perigon rundlicher, die Narbenhöhle hellbraun bis orange. Ansonsten ist Ophrys mammosa bereits verblüht. Eine genaue Zuordnung der kleinblütigen Exemplare gelingt uns nicht. Wir vermuten aber Ophrys grammica.

 

 

 

 

 

 

 

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Schon fast mit beginnender Dämmerung und auf unserem Rückzug entdecken wir noch 3 ganz besondere Ragwurzpflanzen. Gedrungener Wuchs, 4-6 Blüten pro Blütenstand, zwei Pflanzen in Knospen. Eine hat zum Glück die unterste Blüte gerade geöffnet, sonst wären wir wahrscheinlich vorbei gelaufen. Ophrys sphegodes ist unsere erste spontane Einschätzung. Das kann aber nicht stimmen, denn diese Art kommt in der Gegend nach Meinung der Kenner gar nicht vor. Dann vermuten wir Ophrys epirotica, die relativ spät blüht. An anderer Stelle unweit der Meteora-Klöster finden wir einige Tage später dann echte Ophrys epirotica, und die sehen signifikant anders aus. Es muss sich hier demnach um eine andere spätblühende, spinnenähnliche Art handeln, die aus Griechenland beschrieben worden ist oder auch noch nicht. Möge der Betrachter selbst entscheiden und einen Namen vergeben. Ähnliche Pflanzen haben wir übrigens nirgendwo anders gefunden.

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Mittlerweile ist es fast dunkel geworden. Wir entschließen uns, nach Megalopoli zu fahren und dort zu übernachten. Dort hatten wir nämlich schon bei der Herfahrt einige Hinweistafeln auf Hotels entdeckt. Nachdem wir wegen mangelnder Beschilderung einige Ehrenrunden im Ort gedreht haben, finden wir eine sehr einfache, aber saubere und mit 10.800 Drachmen für 2 Personen preisgünstige Unterkunft. Das Wasser ist kalt und bräunlich und das Frühstück Fehlanzeige; aber einen Kaffee sollten wir morgen auch im Ort kriegen. Und das Duschen fällt heute eben mal aus. Zu Abend machen wir es uns in einem kleinen Restaurant unweit des Hotels an der Hauptstraße gemütlich. Wir bestellen eine Pizza, das heißt, wir hoffen, dass wir eine Pizza bestellt haben, denn hier versteht man nix deutsch oder englisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ein neuer Tag steht an. Jetzt sind wir gerade mal eine Woche in Griechenland und haben das meiste an Arten, die wir uns vorgenommen hatten, schon gefunden. Jetzt können wir es also etwas gelassener angehen. Zuerst aber genehmigen wir uns ein Frühstück in der Ortsmitte. An der Reaktion des Wirts merken wir, dass dies hier wohl nicht oft vorkommt. Er muss erst die Chefin auftreiben, die uns dann bedient, nachdem sie eine Weile überlegt, was sie uns vorsetzen könnte. Dermaßen gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg, auf der Suche nach unseren Blumen.
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