Dactylorhiza sambucina
(Linné) SOO 1962

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Standort


Dactylorhiza sambucina hat ein vergleichsweise großes Verbreitungsgebiet. Es kommt in Zentral- und Südeuropa, in Südskandinavien und Nordspanien (also in der meridionalen bis zur temperaten Zone) vor und erreicht am Oberlauf des Dnjepr seine östliche Verbreitungsgrenze. In höheren Lagen des zentralen und östlichen Mittelmeers kommt die Art ebenfalls vor. Im westmediterranen und atlantischen Gebiet wird man dagegen vergeblich nach ihr suchen. Dactylorhiza sambucina ist damit ein ost- und zentralmediterran submediterran pannonisch subatlantisch zentraleuropäisch sarmatisches Florenelement.

Auch in Deutschland war die Art in Mittelgebirgslagen früher weiter verbreitet. Heute ist sie bei uns äußerst selten und vom Aussterben bedroht. Die noch verbliebenen Wuchsorte im Bayerischen, Thüringer, Pfälzer und Schwarzwald sind unter Orchideenfreunden wohl bekannt und werden zur Blütezeit regelrecht bewacht. Insbesondere zwei Ursachen sind für den Rückgang dieser Art verantwortlich: Einmal die Nutzungsaufgabe und die damit einhergehende Verbuschung und Bewaldung, und zum anderen die Intensivierung der Nutzung durch Überweidung und Düngung mit Flüssig- oder Mineraldünger. In Frankreich (insbesondere Alpen und Zentralmassiv), der Schweiz und anderen europäischen Mittelgebirgen ist die Art zwar auch rückläufig, aber immer noch in teilweise beachtlichen Beständen zu finden.

Der Name Dactylorhiza sambucina ist übrigens nicht unumstritten. Nach Baumann und Künkele wäre der Name Dactylorhiza latifolia legitim. Der deutsche Name Holunderknabenkraut ist dagegen nicht nur seit vielen Jahren geläufig, sondern auch recht treffend. Die Blüten duften nämlich schwach nach Holunderblüten. Das Holunderknabenkraut ist (wie übrigens auch Dactylorhiza romana) polychrom, will heißen, man findet sowohl gelbblühende als auch rotblühende Pflanzen. Die rotblühenden Exemplare sind auf der Lippenbasis und im Blütenschlund gelblich gefärbt, während die gelbblühenden Exemplare eine mehr oder weniger starke rotfarbige punkt-, strich- oder schleifenförmige Lippenzeichnung haben. Der Anteil der Farbvarianten in einer Population variiert von Ort zu Ort, meist aber überwiegen gelbblühende Pflanzen. Manche Bestände sind gar rein gelbblühend, während ausschließlich rotblühende Exemplare in Mitteleuropa, den Alpen und am Mittelmeer noch nicht gefunden wurden.

Manche Autoren wollen eine positive Korrelation zwischen Wuchsbedingungen und Blütenfärbung festgestellt haben. Demnach sollen rote Exemplare verstärkt an Standorten vorkommen, wo sich die Art besonders wohl fühlt. Bei weniger günstigen Wuchsbedingungen dagegen sollen die gelbblühenden in der Überzahl sein, so dass aus dem Verhältnis der gelb- zu den rotblühenden Exemplaren auf die Vitalität des Bestandes geschlossen werden kann. Einen wissenschaftlichen Beweis hierfür gibt es allerdings nicht. Dort wo beide Farbvarianten gemeinsam vorkommen, findet man alle farblichen Übergänge mit interessanten Zwischentönen und Farbmustern (siehe Abbildungen im Bildarchiv).

Zu verwechseln ist die Art allenfalls bei gleichzeitigem Vorkommen mit Dactylorhiza romana, Dactylorhiza markusii (Monte Gargano) oder Dactylorhiza insularis (Aude, Zentralmassiv, Orchidee des Monats Februar 2000). In Mitteleuropa kommt nur ein weiteres, gelbblühendes Knabenkraut auf vergleichbaren Standorten vor, nämlich Orchis pallens (Orchidee des Monats April 2000). Von diesem ist das Holunderknabenkraut aber immer gut zu unterscheiden. Dactylorhiza sambucina ist eine früh blühende Orchidee. In mediterranen Mittelgebirgslagen blüht sie bereits im April, in den Alpen kann sich die Blüte je nach Höhenlage bis in den Juni/Juli erstrecken. In den Südalpen wagt sich die Art mit ihrem charakteristischen zylindrisch-kegelförmigen, nach unten gebogenen Sporn bis hinauf in 2600 Metern Höhe. Man findet sie insbesondere auf frischen bis trockenen Wiesen, Magerrasen und Bergwiesen, fast immer auf sauren Böden über silikatischem Gestein. Sie liebt besonnte Standorte. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=40.

Hybriden findet man im Alpenraum gelegentlich mit anderen Arten der Gattung Dactylorhiza, so zum Beispiel mit Dactylorhiza majalis, Dactylorhiza incarnata, Dactylorhiza maculata und Dactylorhiza fuchsii. Angaben über Hybriden mit Gymnadenia conopsea, Pseudorchis albida oder Coeloglossum viride sind ebenso zweifelhaft wie solche mit Arten der Gattung Orchis. Am Mittelmeer kommen zudem Hybridschwärme mit Dactylorhiza romana vor (Sizilien mit rotblühenden D. romana, Monte Gargano mit gelbblühenden D. romana).

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Blüten


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Blütenstand


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Blütenstand


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Habitus