Ophrys fusca ssp. cressa |
(Paulus) H. Kretzschmar comb. nov.
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Dass wir mit den Kandidaten aus der Gruppe Ophrys fusca so unsere Probleme haben, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Aber es hilft alles nichts, damit beschäftigen muss man sich dennoch. Auch wir tun das, allerdings sehr kritisch. Die heutige Orchidee des Monats ist ein kretischer Endemit, der zerstreut auf der Insel vorkommt und insgesamt als selten einzustufen ist. Es ist eine fusca mit mittelgroßen Blüten. Ophrys fusca ssp. cressa ist eigentlich relativ gut zu identifizieren, zumindest in einigen Gegenden wie beispielsweise bei Miamou. Das liegt vor allem an der sehr späten Blütezeit. Nach Delforge blüht sie von März bis April, nach Kretzschmar jedoch von Anfang April bis Mitte Mai. Bei unserem Besuch 2004 stand die Art Ende April in voller Blüte und zwar gemeinsam mit der bereits beschriebenen Orchis papilionacea ssp. alibertis und Orchis fragrans, während man am selben Standort 2-3 Wochen zuvor die "normalen" Orchis papilionacea und beispielsweise Ophrys creberrima oder Ophrys cinerophila blühend finden kann. Manchmal ist es schon verblüffend, wie sich der Aspekt im Verlaufe von nur 14 Tagen wandelt. Manche Standorte sind kaum wiederzuerkennen, aber das macht ja gerade den Reiz aus. Wir können nur jedem empfehlen, wirklich gute Standorte auch mehrmals zu verschiedenen Zeiten zu besuchen. Manche Probleme, die man beim ersten Besuch mit vereinzelten Exemplaren hatte, lösen sich dann plötzlich auf, und man sagt sich: Mensch, das hätteste doch eigentlich sehen können. Relativ gute Kennzeichen dieser Art sind das meist immer vorhandene mehr oder weniger ausgebildete, abgesetzte Gelb am Lippenrand, sowie die relativ flache Lippe mit kaum nach unten umgeschlagenen Lippenrändern. Aber auch bei diesen Merkmalen gibt es Ausnahmen, die man sicher nicht alle zu den Hybriden stellen kann. Und auch die Tatsache, dass zur Blütezeit die Blätter meist bereits völlig vertrocknet sind, was an der Habitusaufnahme links auch gut zu erkennen ist, ist kein ausschließliches Merkmal dieser Art sondern kommt auch bei anderen Ragwurzen vor. Ophrys fusca ssp. cressa wurde bislang in Höhen von 500 bis 1.300 Metern gefunden, tiefere Lagen scheint sie zu meiden. Außerdem ist sie auf basischen Untergrund beschränkt. Ihr Lebensraum ist die grasige, offene Phrygana, wo sie vollsonnig bis halbschattig steht. Ihr Bestäuber ist bislang nicht zweifelsfrei bekannt. Manche vermuten Andrena merula. Schon deswegen sollte man Ophrys fusca ssp. cressa als Subspezies und nicht als Art führen, wie es Delforge tut. Damit folgen wir dem Vorschlag Kretzschmars in seinem Werk über die Orchideen auf Kreta, Kasos und Karpathos. Hinzu kommt, dass Ophrys fusca ssp. cressa offensichtlich Hybridpopulationen mit Ophrys creberrima bildet, nach Kretzschmar beispielsweise westlich Gerrakari. Auch dies lässt Zweifel am Artrang aufkommen. Solche Übergangsformen sind allerdings schwer zu identifizieren, was eigentlich nicht betont werden muss. Seriöserweise sollte man dabei einen sehr strengen Maßstab anlegen. | |