Ophrys holoserica subsp. laxiflora |
H. Zelesny und C.A.J. Kreutz
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Nachdem wir mit der letzten Orchidee des Monats Dezember 2007 ein erst jüngst beschriebenes Taxon vorgestellt haben, beginnen wir unseren Orchideenreigen 2008 wieder mit einem Neuling. Erst Ende 2007 wurde in der Publikation des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AHO) Baden-Württemberg Journal europäischer Orchideen eine neue Subspezies der Hummelragwurz aus dem Hinterland Kroatiens beschrieben. Da dort alles Interessante drinsteht, wollen wir diesmal, abweichend von unserer üblichen Gliederung bei der Vorstellung der Orchidee des Monats, aus dieser offiziellen Beschreibung von Ophrys holoserica subsp. laxiflora zitieren. Diagnosis: Ophryi holosericeae subsp. tetraloniae similis, caule manifeste crassiore, floribus fornicatioribus angustioribus callis longioribus, perigonio semper fere fuscoroseo, raro pallide purpurascenti (raro costa viridi), sepalo mediali vulgo prorsum curvato columna non contingenti differt. Holotypus und Etymologie: Kroatien (Dalmatinska Zagora), NNO Ramljane, 451 m, leg. H. Zelesny, 18.05.2007 (L.). Das Unterart-Epitheton bezieht sich auf den auffallend langgestreckten und lockerblütigen Wuchs. Beschreibung der Typuspopulation: Pflanzen sehr schlank, meist lockerblütig, 35-50 cm hoch. Stängel auffallend dick, hell- bis mittelgrün. Grundblätter an der Basis gehäuft, 3-6, nach oben weitere 1-2 Laubblätter, die den Stängel scheidenartig umhüllen. Blütenstand auffallend locker mit 5-9 Blüten, die ersten Blüten 15-31 Zentimeter über dem Boden, die weiteren in jeweils 5-7 Zentimeter Abstand. Tragblätter der Blüten auffallend lang, bei den unteren Blüten 3-4 mal länger als die Blüten. Blüten relativ klein, kompakt, mehr oder weniger vom Stängel abstehend. Gesamtlänge von den Sepalspitzen bis zum Anhängsel (natürlicher Zustand, Aufsicht) 17-19 mm lang, 18-19 mm breit. Sepalen 7-10 mm lang, 3-6 Millimeter breit, rot-rosa, selten hellrosa oder weiß, selten mit grünem Mittelnerv, auf der Außenseite oft heller gefärbt als auf der Innenseite, mittleres Sepal oft stark nach vorne geneigt (bis 90 Grad) ohne jedoch die Säule zu erreichen. Petalen stumpf dreieckig, 3-6 mm lang, am Rande behaart, dunkler bis heller gefärbt als die Sepalen. Lippe ganzrandig, 8-10 Millimeter lang, 7-9 Millimeter breit, gewölbt, Lippenränder mehr oder weniger stark zurückgeschlagen. Basalfeld orange, im Zentrum gegen die Narbenhöhle dunkler (braun) werdend. Lippenmal das Basalfeld umschließend, weiß (bis gelblich) umrandet, auf den oberen Lippenteil konzentriert, teilweise auf den unteren Teil übergreifend, oft mit zwei Querverbindungen, ein O-förmiges Feld im Lippenzentrum freilassend. Höcker 2-5 mm lang, gerade oder leicht nach außen gebogen, meist stumpf, innen kahl bis leicht behaart, außen stärker behaart (deutlich stärker behaart als die Lippenränder) Narbenhöhle im Vergleich zur Blüten- und Lippengröße relativ groß, 4-5 mm breit, im oberen Bereich meist gelb und scharf zum unteren, schwärzlichen Teil abgegrenzt. Konnektivfortsatz fehlend bis klein und stumpf. Anhängsel breit, ganzrandig bis leicht mittelspitzig, nach oben gerichtet. Basalschwielen grünlich-schwarz. Biotop/Standort: Straßenböschung mit Gebüschen und Erosionsrinnen, grasige Lichtungen im lockeren Kiefernwald, über schiefrigem Kalkmergel auf (halbtrockenen) frischen bis feuchten Böden, besonnt bis halbschattig. Begleitorchideen: Ophrys apifera subsp. apifera (über 500, Hochblüte), Ophrys holoserica subsp. dinarica (über 50, Hochblüte), Limodorum abortivum subsp. abortivum (über 50, verblüht), Anacamptis pyramidalis (über 50, knospend-aufblühend-blühend), Orchis morio subsp. morio (über 100, verblüht), Orchis coriophora subsp. fragrans (über 50, blühend-knospend), Orchis laxiflora subsp. laxiflora (über 10, blühend-verblüht), Orchis tridentata subsp. tridentata (über 10, blühend), Ophrys fusca subsp. minima (1, blühend), Ophrys oestrifera subsp. bicornis (1, Hochblüte), Ophrys cf. sphegodes (3, fruchtend). Hauptblütezeit: Ende Mai, 10-14 Tage später als Ophrys apifera und Ophrys holoserica subsp. dinarica. Verbreitung: Derzeit nur aus der Umgebung von Ramljane (Dalmatinska Zagora) bekannt. Weitere Vorkommen aus diesem Gebiet sind zu erwarten. Ihre Vorkommen sind vermutlich auf den Flysch- und Kalkschiefer- sowie Kalkmergelgebiete mit im Vergleich zum Karst günstigerem Wasserregime beschränkt. Deshalb ist eine eingeschränkte Flächenverbreitung zu vermuten. Gefährdung: Straßenbaumaßnahmen könnten den locus classicus gefährden. In den umliegenden Flächen hohe Gefährdung durch weitgehend aufgegebene Weidenutzung und dadurch bedingte natürliche Sukzession (Verfilzung mit anschließender Verbuschung und Bewaldung). | |