Ophrys scolopax subsp. conradiae |
H.Baumann, Giotta, Künkele, R.Lorenz und Piccitto, 1995
|
---|---|
Wir starten das Jahr 2015 mit einem weiteren Vertreter aus der ach so formenreichen Gattung der Ragwurze. Diesmal ist es allerdings ein relativ unumstrittenes Taxon. Ophrys scolopax subsp. conradiae ist nämlich recht gut morphologisch abgrenzbar. Verkürzt könnte man sagen, es ist eine kleinblütige Ophrys scolopax (vergleichbar mit dem Taxon „santonica“) mit grünem Perigon, gelbrandiger Lippe und später Blütezeit. Die Variabilität hält sich in Grenzen. Namengebend war übrigens die korsische Botanikerin Marcelle Conrad. Dabei ist es ein sehr junges Taxon. Erst 1993 wurde es als Ophrys conradiae im L’orchidophile beschrieben und fehlt deshalb in der älteren Literatur wie beispielsweise bei Sundermann oder in Steinbach’s Naturführer. Die späte Taufe ist bei diesen charakteristischen Merkmalen sehr ungewöhnlich. Genauso verwunderlich ist, dass dieses Taxon seither noch zwei weitere Namen trug, nämlich Ophrys sardoa und Ophrys scolopax subsp. sardoa. Ursprünglich wurde Conrad’s Ragwurz als Endemit von Korsika und Sardinien eingestuft. Das ist nicht haltbar, denn in jüngster Zeit wurden weitere Vorkommen in Apulien und der Basilikata auf dem italienischen Festland entdeckt. Dort kommt sie zum Beispiel im Bosco di Defensa vor, wo unsere Bilder im Mai 2014 entstanden. Kann gut sein, dass ihr Verbreitungsgebiet in Zukunft noch erweitert werden muss. Häufig ist sie allerdings nirgends. Wir verwenden den Namen Ophrys scolopax subsp. conradiae und gehen davon aus, dass die sardischen, korsischen und auch die auf dem italienischen Festland vorkommenden Populationen zu ein und demselben Taxon gehören. Ophrys scolopax subsp. conradiae wächst in lichten Wäldern und Garriguen in voller Sonne oder auch halbschattig. Man kann sie auf kalkhaltigen Böden von Meeresniveau bis hinauf auf 1.000 Meter Höhe finden. Die Blütezeit beginnt frühestens Mitte April, die Hauptblütezeit liegt Mitte Mai. Selbst Anfang Juni kann man das Taxon oft noch blühend antreffen. Die späte Blütezeit liegt in Sardinien und Korsika außerhalb der Hauptbesuchszeit. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass viele Orchideenfreunde erst recht spät dieses Taxon in ihr Fotoarchiv aufnehmen können. Hybriden sind bekannt mit den Taxa annae, apifera und exaltata subsp. morisii. Mehr gibt es zu diesem sehr elegant wirkenden Taxon eigentlich nicht zu sagen. | |