Epipactis placentina |
( Bongiorni & Grünanger 1993 )
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Die Placentina-Stendelwurz gibt es - formal zumindest - seit 1993. Damals wurde sie aus dem Apennin beschrieben. Ihren Namen hat sie von dem Ort Plaisance (Placentina) in der Lombardei. Zwischenzeitlich hat man die hübsche Art auch an anderen Orten gefunden, beispielsweise auf Sizilien (Ätna, Mont Faito) und in den Südwestalpen bei Grenoble. Angaben aus der Slowakei sind noch zu bestätigen. Ganz neu sind einige wenige Fundorte aus der Schweiz. Dort wurde sie 1999 südöstlich des Walensees gefunden. Alle links abgebildeten Pflanzen wurden 2002 dort aufgenommen. Insgesamt besiedelt die Art ein sehr disjunktes Areal und ist sehr selten, auch wenn wahrscheinlich noch der eine oder andere neue Fundort bekannt werden wird. Wir hatten ja bereits mehrfach über die systematischen Schwierigkeiten bei der Gattung Epipactis berichtet. Diese Art ist noch vergleichsweise gut zu erkennen. Da ist zum einen die rötliche Farbe von Petalen und insbesondere der Lippe (ohne violetten Einschlag!). Zum anderen sind die dreieckigen Lippen meist gerade vorgestreckt und haben keinerlei Leisten oder Wülste wie bei den anderen Arten. Das Hypochil ist innen dunkelrosa und nektarführend. Am nächsten verwandt ist sie übrigens mit Epipactis muelleri, mit der sie an den schweizer und französischen Standorten auch gemeinsam vorkommt. Wie diese hat auch Epipactis placentina kein Rostellum an der Säule. Die Art wächst nach derzeitigem Kenntnisstand zwischen Höhen von 650 und 1.100 Metern. Meist steht sie an Straßen- und Wegrändern innerhalb von Mischwäldern. Über die sonstigen Standortsansprüche gibt es widersprüchliche Angaben. Es scheint aber so zu sein, dass sie leicht saure bis neutrale und tiefgründige Böden bevorzugt. Die Blütezeit beginnt Ende Juni und die letzten blühenden Exemplare findet man in größeren Höhen Ende Juli. | |