Corallhoriza trifida
Chatelain 1760

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Franken (D, basischer Standort), 20. Mai 2001


Die Korallenwurz ist ein unscheinbares und recht außergewöhnliches Pflänzchen. Zum einen hat sie keine Laubblätter, sondern nur einige scheidige Schuppenblätter im unteren Bereich des Stängels und lebt saprophytisch. Auch Blattgrün ist so gut wie nicht vorhanden. Dann ist da das ungewöhnliche korallenartig verzweigte Rhizom, das ihr den Namen gegeben hat. Wurzel bildet die Pflanze nicht. Schauen Sie doch mal in unseren Gastbeitrag von Frau Klumpp. Dort finden Sie entsprechende Abbildungen.

Eine weitere Besonderheit betrifft den Blütenbau. Die Korallenwurzblüte hat nämlich vier statt üblicherweise 2 Pollinien. Und wenn Sie die beiden Nahaufnahmen links betrachten, fällt Ihnen vielleicht noch auf, dass die Spitzen der Petalen entweder grünlich-weiß oder aber bräunlich sind. Offensichtlich hängt dies (auch) vom Untergrund ab, auf dem sie steht. So kann man Pflanzen mit bräunlichen Petalspitzen oft in Nadelwäldern auf stark saurem Untergrund finden, während Exemplaren auf basischen Standorten, vornehmlich also in Laubwäldern, oft der braune Farbton fehlt, ein interessantes Phänomen, das eine weitere Betrachtung verdient hätte (Mdl. Presser).

Längere Trockenheit mag die Korallenwurz gar nicht. Dann weigert sie sich oft, überhaupt einen Blütentrieb zu bilden. Schon beleidigt, könnte man sagen. Oder aber sie setzt kaum Früchte an. In guten Jahren aber, und wegen der vorherrschenden Selbstbestäubung ist der Fruchtansatz dann annähernd 100 Prozent. Seltener kommt auch Fremdbestäubung durch Hymenoptheren und kleine Dipteren aus der Gattung Scatophaga vor. Die Gattung Corallorhiza hat übrigens 10 Arten, von denen 9, zum Teil auffallende und farbenprächtige in Nordamerika vorkommen. Falls Sie übrigens auf den Namen Corallorhiza innata stoßen: der stammt von Brown aus dem Jahre 1813, wird aber heute nirgends mehr verwendet. Und ob sich die in einer Veröffentlichung vorgeschlagene Eingliederung in die Gattung Dactylorhiza durchsetzt ist mehr als fraglich.

Insgesamt ist die Pflanze sehr zierlich. So wird sie nur rund 10-15, in Ausnahmefällen bis 30 Zentimeter hoch und trägt verhältnismäßig wenige und kleine, weißliche Blütchen. Dass man sie dennoch meist nicht übersieht liegt einmal am oft truppweisen Auftreten, bedingt durch vegetative Vermehrung vor allem an humosen Standorten, und zum anderen am Standort selbst. Die Korallenwurz bevorzugt nämlich dichten Wald, deren Böden wegen des Lichtmangels ansonsten weitgehend vegetationsfrei sind, von Moosen einmal abgesehen (siehe Fotos)

Apropos Moose: Es lohnt sich, an besonders moosigen Stellen genauer nachzusehen. Manchmal kann man nämlich dort eine weitere, reizvolle und noch unscheinbarere Orchidee entdecken, das Herzblütige Zweiblatt (Listera cordata). Zuletzt ging uns das so dieses Jahr auf einem Pass bei Grenoble in den Französische Alpen, wo wir eigentlich Orchis spitzelii gesucht hatten und dann plötzlich und unerwartet zuerst über Corallorhiza stolperten, und dann beim Fotografieren gleich nebenan auch noch einige Listera cordata entdeckten. Die Höhenlage spielt übrigens keine große Rolle, das Höhenprofil reicht von 0 bis 2.350 Metern; es sollte aber schattig, und vor allem feucht sein. Besonders wohl fühlt sie sich in Nadelwäldern der Gebirge, wo sie weit verbreitet, in mehr oder weniger großer Stückzahl und von Jahr zu Jahr in stark schwankenden Populationen auftritt.

Die Korallenwurz ist recht anspruchslos und in Europa und Vorderasien weit verbreitet. Sie kommt von der arktischen bis zur submeridionalen Zone vor, selten in der meridionalen, und nur sehr selten im west-submediterranen und süd- und mittelatlantischen Florengebiet. Sie ist zirkumpolar verbreitet mit Hauptvorkommen in der temperaten und borealen Zone. Weiter nördlich und in den Gebirgen weiter südlich ist sie nur ganz vereinzelt anzutreffen. In den Niederlanden beispielsweise und auch in der immergrünen Region des Mittelmeeres fehlt die Art, in der Türkei ist sie sehr selten im Pontusgebirge zu finden. Neben Nadelwäldern kann man sie aber auch in Laubwäldern, in der Tundra und in feuchten Dünensenken finden. Sie bevorzugt nährstoffarme, schwach saure oder oberflächlich versauerte Böden, kommt aber auch auf basenreichen Böden vor (zum Beispiel auf der Frankenalb), wenn die Standortbedingungen sonst gut sind. In Deutschland fehlt sie in weiten Bereichen, insbesondere in den niederen oder trockeneren Lagen wird man sie vergeblich suchen.

Sie blüht relativ früh, in tieferen Lagen bereits im Mai, in den Bergen Anfang bis Ende Juli, wenn Dactylorhiza maculata, die oft in ihrer weiteren Umgebung zu finden ist, erst Knospen hat. Die Blüte innerhalb des Bestandes verläuft in einem relativ engen Zeitfenster und die einzelnen Blüten sind schon nach vergleichsweise kurzer Zeit verblüht. So schwillt der Fruchtknoten schon an, wenn die Blüten noch einigermaßen fotogen sind. Bei warmer Witterung kann es sein, dass zwischen Aufblühen und Verblühen des Bestandes nur eine Woche liegt. Dann ist man auf einzelne Nachzügler bzw. Vorblüher, je nachdem, angewiesen. Der Chromosomensatz beträgt 2n=38, 40 oder 42, Hybriden sind bislang keine bekannt geworden und auch kaum zu erwarten

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Franken (D, saurer Standort), 20.Mai 2001


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Allgäu (D), 1. Juli 2006


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Allgäu (D), 1. Juli 2006


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Allgäu (D), 1. Juli 2006