Platanthera bifolia subsp. bifolia | |
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Die Gattung Platanthera ist vergleichsweise überschaubar. Sie umfasst rund 6 Taxa im Artrang, hinzu kommen weitere, zum Teil zweifelhafte Taxa im Rang einer Unterart oder Varietät. Unbestritten und auch gut identifizierbar sind die auch in unserer Heimat vorkommenden Platanthera bifolia subsp. bifolia und Platanthera montana, die noch bis vor kurzem unter dem treffenderen Namen Platanthera chlorantha geführt wurde. Abgesehen von verschiedenen anderen Merkmalen genügt ein Blick in die Blüte. Die beiden Pollinienfächer stehen bei Platanthera bifolia subsp. bifolia eng und parallel zueinander, während sie bei Platanthera montana einen Winkel von ungefähr 30 Grad bilden. Außerdem sind bei der zuletzt genanten Art die Blüten eher grünlich-weiß, während sie bei Platanthera bifolia subsp. bifolia rein weiß sind. Die Art, die zwei rübenförmige Knollen besitzt, kommt in Europa im Norden bis Lappland, ferner in Nordafrika und Vorderasien verbreitet vor, in der meridionalen Zone ist sie seltener. Ostwärts geht sie bis in die temperate Zone Zentralsibiriens, und auch Kaukasien und Persien gehören zum Verbreitungsgebiet, wobei die Art sehr vielgestaltig ist und offensichtlich lokale Rassen bildet. Es ist ein meridional/montan submeridional temperat boreales Florenelement. Die Platanthera-Arten sind Nachtfalterblumen. Sie werden von größeren Nachtfaltern wie beispielsweise dem Weinschwärmer besucht, die sich den am Ende des langen und dünnen Sporns befindlichen Nektar schmecken lassen. Dass die Pflanzen weiß blühen und damit in der Dämmerung gut zu erkennen sind, mag den Nachtfaltern ihre Arbeit erleichtern. Der deutsche Name Zweiblättrige Wald-Hyazinthe lässt drei Schlüsse zu. Einmal sind die zwei am Grunde gegenüberstehenden Blätter charakteristisch, zum zweiten duftet die Art nachts relativ stark nach Jasmin, Maiglöckchen oder Hyazinthen, je nach subjektiver Empfindung, auch das eine Adaption ans Bestäubungsverhalten. Zum dritten liegt das bevorzugte Habitat dieser Art in lockeren Wäldern oder an Gebüschrändern, wo man sie am ehesten finden kann. Aber selbst auf stark besonnten Magerwiesen und Heiden kommt sie gelegentlich vor, selbst im Mittelmeerraum. Sogar Flachmoore gehören zu den besiedelten Biotopen. Sie gehört zu den etwas konkurrenzkräftigeren Arten und kann sich im Gegensatz beispielsweise zu den Ragwurzen auch nach einigen Jahren Nutzungsaufgabe und Verfilzung der Grasnabe noch halten. Dass diese Art relativ anpassungsfähig ist, zeigt auch die Tatsache, dass man sie schon auf 2.500 Metern Meereshöhe gefunden hat; bei den dort herrschenden klimatischen Bedingungen schon erstaunlich, denn selbst die alpine Chamorchis alpina geht kaum über 2.700 Meter hinauf! Die Blütezeit liegt je nach Standort und Höhenlage zwischen Ende Mai und Anfang August. Interessant ist eine Sippe, die wir in Ligurien gefunden haben. Sie ist vergleichsweise hochwüchsig, die Blüten sind signifikant kleiner. Ob diese Pflanzen zu der aus Norddeutschland und Dänemark beschriebenen subsp. graciliflora zu zählen sind, können wir nicht abschließend beurteilen. Ein Exemplar bilden wir hier ab. Möglicherweise handelt es sich hier lediglich um einen lokalen, an bestimmte Wuchsbedingungen auf saurem Untergrund angepassten Ökotyp. So was kommt bei Arten, die bezüglich des Kalk- bzw. Säuregehalts des Bodens weniger anspruchsvoll sind, gelegentlich vor. Man könnte hier von vikariierenden Sippen sprechen, wobei dieser Begriff eher auf Artniveau verwendet wird. Vikariierende Arten sind beispielsweise Klusiis Enzian und Stängelloser Enzian oder Behaarte Alpenrose und die Rostrote Alpenrose, die jeweils entweder nur auf Kalk oder nur auf Urgebirgsgestein vorkommen. Besonders gut kann man dieses Phänomen an Stellen beobachten, wo beide Gesteinsarten unmittelbar aufeinander treffen, beispielsweise an manchen Bergstürzen. Hier ändert sich die Vegetation oft über wenige Meter, aus dem Stängellosen Enzian wird plötzlich Klusiis Enzian. Platanthera-Bastarde kann es naturgemäß nur wenige geben bei einer Gattung mit vergleichsweise wenigen Taxa. Nur bei gleichzeitigem Vorkommen verschiedener Taxa aus der Gattung Platanthera gibt es hin und wieder Übergangsformen, in Mitteleuropa beispielsweise zwischen Platanthera bifolia subsp. bifolia und Platanthera montana. Sie sind am intermediären Stand der Pollinienfächer meist gut zu erkennen, selbst wenn die Eltern nicht in unmittelbarer Nähe stehen. Gattungshybriden sind bislang keine bekannt geworden und auch nicht zu erwarten. Und Albinos – wer hätte das gedacht – gibt’s natürlich auch nicht. Der Chromosomensatz beträgt 2n = 42. | |