Dactylorhiza romana subsp. romana

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Sizilien (I), 20. April 2009


Diesmal wagen wir uns wieder an die Gattung Dactylorhiza. Das ist kein Problem, denn Dactylorhiza romana gehört zu den vergleichsweise gut anzusprechenden Arten. Als erstes fällt auf, dass es neben gelb blühenden Pflanzen auch rosa-rot-violett blühende gibt und alle Zwischentöne vorkommen. Das ist zwar nicht einmalig, kommt es doch beispielsweise auch bei Dactylorhiza sambucina vor. Aber es ist dennoch bemerkenswert und kostet meist viel Filmmaterial, will man doch diese Farbausprägung festhalten, dann auch noch diese, und dabei bleibt es meistens nicht. Zum zweiten bildet gerade dieses Taxon an günstigen Standorten im Verbreitungszentrum, so beispielsweise auf Sizilien, Massenbestände mit Tausenden Exemplaren, die den Waldboden zur Blütezeit rot (bzw. rot und gelb) einfärben. Ein Beispiel haben wir links abgebildet. Das beeindruckt dann selbst Nicht-Botaniker. Apropos Farbe: Erstaunlich ist, dass das Verhältnis zwischen gelb und rot blühenden Pflanzen in einzelnen Regionen ganz unterschiedlich ist. Rund um den Ätna zum Beispiel überwiegen bei weitem rot blühende Pflanzen (siehe Standortfoto!), während es auf Zypern ausschließlich gelb blühende Pflanzen gibt, was übrigens doch erstaunlich ist, denn in der benachbarten Türkei kommen regional mehr rot als gelb blühende Pflanzen vor. Weitere gute Merkmale sind der sehr lange, steil aufwärts stehenden Sporn und das völlige Fehlen einer Lippenzeichnung.

Das römische Knabenkraut kommt - wie der Name schon vermuten lässt - in Italien vor. Aber nicht nur dort. Es ist im zentralen und östlichen Mittelmeergebiet weit verbreitet. Man kann es neben Italien noch in Dalmatien, Bulgarien, Griechenland, auf Kreta, auf Zypern, im Libanon und in Nord-Israel finden. In einigen Regionen, z.B. in der Türkei, kommt es aber recht selten und - wie auf Rhodos beispielsweise - nur in einzelnen Exemplaren vor. Es ist ein ost- und zentralmediterran, ost- und zentralsubmediterranes Florenelement.

Was die Taxonomie betrifft gibt es derzeit zwei Meinungen. Die einen betrachten das Taxon als eigenständige Art. Durchgesetzt hat sich mittlerweile jedoch die Zusammenfassung mehrerer Taxa als Subspezies zum Formenkreis Dactylorhiza romana. Ganz anderer Meinung war Sundermann in seinem Buch aus dem Jahr 1980, übrigens die erste handliche "Bestimmungsflora" für europäische und mediterrane Orchideen überhaupt. Er vertrat die Auffassung, dass Dactylorhiza sambucina und Dactylorhiza romana als Subspezies von Dactylorhiza sambucina aufzufassen wären, weil beide Taxa intermediäre Sippen und Hybridpopulationen bilden würden und damit nicht als unterschiedliche Arten angesehen werden könnten. Nebenbei: Auch der frühere Name Dactylorhiza pseudosambucina weist in diese Richtung. Die völlig unterschiedlich ausgebildeten Sporne und Blätter hielt er für vernachlässigbar, was für uns jedoch nicht nachvollziehbar ist.

Am ehesten verwechselbar ist die allogame Nektartäuschblume mit der nahe verwandten Dactylorhiza romana subsp. markusii. Sie hat aber mit 7-15 mm einen deutlich kürzeren Sporn als die Subspezies romana mit 17-25 mm langem Sporn. So steht's zumindest in den Lehrbüchen. In der Praxis sieht es dann schon etwas anders aus. Erstens hat natürlich auch dieses Taxon eine gewisse Bandbreite in der Ausprägung der Merkmale. Zudem bilden beide Arten bei gemeinsamen Vorkommen Hybridschwärme, so dass eine Zuordnung manchmal nicht eindeutig möglich ist.

Das Taxon kommt insbesondere in lichten Laub- und Nadelwäldern vor, weil es eine Vorliebe für eher schattige Standorte hat. Das gilt aber nicht ausschließlich, denn in manchen Regionen, z.B. auf der kroatischen Insel Hvar oder auf Kreta steht es auch voll sonnig in der offenen Macchie. Das Römische Knabenkraut hat auch eine gewisse Vorliebe für leicht saure Böden, wo es besonders individuenreiche Bestände bildet, aber auch hier nicht ausschließlich, denn auf Kreta oder auf Hvar wächst es im reinen Kalk. Die Blütezeit liegt für ein Knabenkraut relativ früh, erste Exemplare kann man an besonnten Standorten in tieferen Lagen schon im März finden. In höheren, schattigen Lagen gibt es auch im Juni noch blühende Exemplare. Die vertikale Verbreitung reicht von Meereshöhe bis hinauf auf 2.000 Meter.

Hybriden sind in einigen Gegenden häufiger anzutreffen, z. B. in höheren Lagen des Monte Gargano mit der Subspezies markusii oder rund um den Ätna mit Dactylorhiza sambucina. Erstere sind meist schwer zu erkennen, während die Hybriden mit dem Holunderknabenkraut leicht am intermediären, also dickeren, waagrecht stehenden Sporn und den mehr oder weniger deutlich sichtbaren Punkten zu erkennen sind. Aber Achtung bei Exemplaren mit roten Punkten! Es könnte sich auch um Dactylorhiza insularis handeln. Also ganz so einfach ist es auch bei diesem Taxon nun auch wieder nicht.

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Sizilien (I), 20. April 2009


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Sizilien (I), 20. April 2009