Ophrys sphegodes subsp. sphegodes

Zum vergrössern hier klicken

Bad Ditzenbach (D), 11. Mai 2013


Diesmal ist wieder ein Vertreter der ach so individuenreichen Gattung Ragwurz an der Reihe. Mit Orchis morio subsp. morio und Dactylorhiza majalis subsp. majalis hatten wir zuletzt zwei Taxe behandelt hatten, die auch in Deutschland vorkommen. Und auch Ophrys sphegodes subsp. sphegodes, die Spinnenragwurz, kann man in Deutschland finden, und zwar insbesondere im Süden Deutschlands, allerdings selten. Sie gehört mit der Subspezies araneola und den Taxa Ophrys insectifera, Ophrys holoserica subsp. holoserica und Ophrys apifera zu den 5 Ragwurzarten, die es bis Mitteleuropa geschafft haben. Was alles zu diesem Taxon zu rechnen ist und welchen Rang es hat, ist wie üblich bei Ragwurzarten umstritten. Manche Orchideenkundler zählen die Taxa liburnica, massiliensis und auch riojana zu Ophrys sphegodes subsp. sphegodes, andere sehen das viel enger und führen das Taxon auch im Artrang.

Es ist schwierig und wird durch neuere Publikationen auch nicht einfacher. So werden in der Neuauflage des Standardwerkes "Orchidées d'Europe" von Pierre Delforge überhaupt keine Subspezies mehr geführt, was von uns nicht nachvollzogen werden kann. Es gibt eben kein anerkannt gültiges System, und so muss jeder auf seine Art glücklich werden. Wir haben auf unseren vielen Reisen in Europa immer wieder mal Spinnen-Populationen entdeckt, die irgendwie auffällig waren und zu keiner uns bekannten Sippe zweifelsfrei zugeordnet werden konnten. Rund 10 dieser Sippen haben wir in unserem Bildarchiv separat dargestellt, meist steht der Fundort in Klammern dahinter, also zum Beispiel "Ophrys sphegodes (Monte Gargano)" oder "Ophrys sphegodes (Popoli)".

In Mitteleuropa ist die Identifizierung der Spinnenragwurz relativ einfach, allenfalls kann es bei Übergangspopulationen zwischen den Subspezies araneola und sphegodes manchmal zu Bestimmungsproblemen kommen. Andernorts in Europa sieht das schon anders aus. Je mehr verschiedene verwandte Taxa dort ihr Verbreitungsgebiet haben und, desto problematischer wird es. Das gilt insbesondere dann, wenn solche Taxa auch noch am Standort gemeinsam vorkommen. Da darf man nicht alle Fundmeldungen ernst nehmen. Wie dem auch sei, das Verbreitungsgebiet umfasst West-, Mittel- und Südeuropa und reicht nach heutiger Kenntnis von Südengland bis Rumänien und den Balkan, bis zur Iberischen Halbinsel und bis Sizilien. Die Blütezeit reicht von Ende März bis Anfang Juni, in Süddeutschland blüht die Art in frühen Jahren ab Mitte April auf und zwar an den meisten Standorten rund eine Woche vor der Kleinen Spinnenragwurz, die damit die erste Ragwurz im Jahr ist. Wenige Tage später startet die Fliegenragwurz, dann kommen Hummeln und zuletzt die Bienen.

Ophrys sphegodes subsp. sphegodes gehört in Mitteleuropa zu den ganz besonderen botanischen Highlights. Standorte mit Vorkommen dieser Unterart ziehen Orchideenfreunde aus Nah und Fern an, vor allem dann, wenn am selben Standort noch weitere Ragwurzarten vorkommen, wie zum Beispiel auf verschiedenen Halbtrockenrasen der Schwäbischen Alb. Wobei die Unterart eigentlich immer von weiteren Orchideenarten wie Händelwurz, Pyramidenorchis oder Zweiblättrige Waldhyazinthe begleitet wird. Solche Standorte unterliegen bei uns fast ausnahmslos dem strengen Biotopschutz. Werden sie "richtig" gepflegt, sind sie langfristig gesichert. Hierzu zählt insbesondere auch, solche Flächen nicht vor der Samenreife zu mähen. Und auch eine Beweidung vor der Samenreife ist meist problematisch. Selbst wenn dabei einige Blütenstängel übrig bleiben, angesichts des bei uns extrem geringen Fruchtansatzes ist es sehr unwahrscheinlich, dass dabei gerade ein befruchtetes Exemplar von den Schafen verschont wird.

Ach ja, die Hybriden. Das ist natürlich auch hier ein großes Thema, zumal theoretisch alle Ragwurzarten miteinander bastardieren können. In der Praxis wird das nur eingeschränkt durch unterschiedliche Verbreitungsgebiete, Standortspräferenzen und Blütezeiten. In Deutschland sind Hybriden unter den 5 Ragwurztaxa gar nicht so selten, was sicher auch an verschiedenen zweibeinigen Bestäubern liegt. Zweifelsfrei am seltensten sind Hybriden zwischen Bienenragwurz und Fliegenragwurz, Großer und kleiner Spinne. Insbesondere bei letzterer überschneiden sich die Blühzeiten auch nur bei bestimmtem Witterungsverlauf. In unserem Bildarchiv sind nicht weniger als 28 verschiedene Kreuzungen mit Ophrys sphegodes subsp. sphegodes abgebildet, wobei wir auch hier selbstkritisch anmerken müssen, dass gerade bei älteren Aufnahmen manchmal auch ein mittlerweile anders benanntes Taxon dahinterstecken könnte.

Albinos gibt es natürlich auch, sie haben in der Regel ein weißes Perigon und gelbliche Lippen mit angedeuteter weißer Malzeichnung. In Süddeutschland sind von allen 5 vorkommenden Ragwurzarten Albinos bei Ophrys sphegodes subsp. sphegodes am seltensten. Und bei der Kleinen Spinne werden mehr Albinos gemeldet als es in Wirklichkeit gibt. Denn die Blüten dieses Taxons neigen insbesondere bei warmer und sonnenreicher Witterung zum schnellen Ausbleichen. Sie sehen dann (fast) wie albinotisch aus. Hier muss man immer auch das Alter der Blüte sowie die noch frischen Blüten betrachten. Die Chromosomenzahl soll 2n = 36 und 2n = 37 sein, und auch bei den Bestäubern scheint es noch offenen Fragen zu geben. Als "Hauptbestäuber" wird Andrena nigroaenea angegeben, als mögliche "Sekundärbestäuber" die Adrenaarten cineraria und limata, sowie Colletes cunicularius.

Zum vergrössern hier klicken

Bad Ditzenbach (D), 11. Mai 2013


Zum vergrössern hier klicken

Bad Ditzenbach (D), 11. Mai 2013


Zum vergrössern hier klicken

Schwäbische Alb (D), 2. Mai 2008


Zum vergrössern hier klicken

Schwäbische Alb (D), 16. Mai 2010