Ophrys aymoninii |
(BREISTROFFER) BUTTLER
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Die meisten Pflanzenarten sind uns seit langer Zeit, meist seit Linné, mit Namen bekannt. Bei Ophrys aymoninii ist dies anders. Erst 1959 wurde sie in den südfranzösichen Causses, als eines der orchideenreisten Gebiete Frankreichs bekannt, entdeckt. Sie ist hier endemisch und kommt insbesondere in der Causse du Larzac, Causse noir, Causse Méjean und der Causse de Sauveterre vor, wo sie lichte Kiefernwälder an den Hängen, Hangkanten und auf den Hochflächen bevorzugt. Man findet sie aber auch an baumfreien Stellen, wenn die Bodenauflage und damit die Wasserversorgung ausreichend und der Standort nicht zu trocken ist. Sie wächst ausschließlich auf kalkreichen Böden in Höhen von 500 bis 1000 Meter. Mittlerweile sind auch wenige Standorte aus dem Aveyron, der Lozère, dem Gard und dem Hérault bekannt geworden. Ophrys aymoninii ist ein west-submediterranes Florenelement. Ophrys aymoninii ist wenig variabel, gut zu erkennen und von der nahe verwandten Ophrys insectifera in mehreren Merkmalen eindeutig zu unterscheiden. Es sind dies insbesondere die mehr gedrungenere, eckige Form der Blütenlippe mit dreieckigen Seitenlappen, die oft ebenso lang wie breit ist im Gegensatz zur lang gezogenen Lippe bei Ophrys insectifera, der immer vorhandene, 1 bis 2,5 mm breite gelbe Lippenrand, der Ophrys insectifera fehlt, die immer grünen Petalen, die bei Ophrys insectifera braun sind und die gelben Staubbeutel, bei Ophrys insectifera rot gefärbt. Auch der Blütenstand ist insbesondere bei Freistand eher gedrungen, die Pflanzen machen einen insgesamt mastigeren Eindruck als die etwas "feinere", schlankere Ophrys insectifera. Die Blüten stehen schräg vom Stengel ab (Lippenspitze nach oben orientiert), während bei Ophrys insectifera die Blütenlippen meist senkrecht von oben nach unten zeigen. Während die Fliegenragwurz, die übrigens in den Dolomiten bis in eine Höhe von knapp über 2000 Meter emporsteigt, an geeigneten Standorten größere Bestände bildet (beispielsweise auf den Magerwiesen in Süddeutschland), wächst Ophrys aymoninii mehr zerstreut und selten in dichten Beständen. Beide Arten blühen in den Cevennen Mitte Mai bis Anfang Juni, je nach Höhenlage und Exposition. Bestäuber ist die Hymenoptere Andrena (Sinandrena) combinata. Benannt ist die Art nach dem zeitgenössischen französischen Botaniker AYMONIN. Das Synonym für die Art ist Ophrys insectifera subspezies aymoninii (BREISTROFFER) Was die Entstehung der Art betrifft herrscht Uneinigkeit in der Fachwelt. Anfänglich wurde die Hypotese vertreten, Ophrys aymoninii sei - insbesondere wegen des gelben Randes und der gedrungenen Lippenform - aus der Kombination von Ophrys insectifera und Ophrys lutea oder Ophrys araneola entstanden. Dies ist allerdings wenig überzeugend. Derzeit wird eher die Meinung vertreten, Ophrys aymoninii habe sich ohne Fremdeinfluss aus dem Ophrys insectifera-Typ entwickelt. Interessant und gleichermaßen erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass erst vor 6 (!) Jahren in Nordspanien eine weitere, offensichtlich endemische, stabile und selbständige Art aus dem Ophrys insectifera-Formenkreis exakt beschrieben wurde. Zwar waren solche Pflanzen bereits 1982 genannt worden, ohne sie jedoch als eigene Art zu erkennen. Derzeit sind Fundorte dieser gut abgrenzbaren Art aus Navarra und Katalonien bekannt. Die Art wurde vorläufig als Ophrys subinsectifera bezeichnet. Derzeit wird Verbreitung und Systematik dieser Art genauer untersucht. Es ist davon auszugehen, dass Ophrys subinsectifera als neue Art in die Orchideenliteratur aufgenommen wird. War man ursprünglich der Ansicht, Ophrys aymoninii ersetzt auf den Causses Ophrys insectifera, weiß man heute, dass dies nicht zutrifft. Zwar besetzen beide Arten ähnliche Standorte und Ophrys aymoninii dominiert eindeutig auf den Causses. Dennoch kommt auch Ophrys insectifera in typischer Ausprägung vor, wenn auch sehr selten. Dort wo Ophrys insectifera wächst, findet man in der Regel auch Ophrys aymoninii. An Standorten, wo beide Arten vorkommen, kommt es sehr selten zur Bildung von Hybriden zwischen beiden Arten, die mehr oder weniger gut zu erkennen sind. Insgesamt aber sind beide Arten sehr stabil, die Neigung zur Hybridisierung gering. Häufiger sind Hybriden zwischen Ophrys aymoninii und Arten des Ophrys sphegodes Formenkreises, insbesondere mit Ophrys araneola. Kommen beide Arten vor, und dies ist im Verbreitungsgebiet von Ophrys aymoninii fast immer der Fall, ist mit dem Auftreten von Hybriden zu rechnen. Meistens, aber nicht immer, sind sie gut zu erkennen. Albinos dagegen sind sehr selten. Gegen Ende der Bütezeit verblassen oft die Blüten (wie übrigens auch bei Arten des Ophrys sphegodes Formenkreises, insbesondere bei Ophrys araneola), vor allem bei starker Sonneneinstrahlung außerhalb des Waldes. In extremen Fällen sind die Blüten dann gelb und erwecken auf den ersten Blick den Eindruck, es handle sich um einen Albino. Der Vergleich mit den anderen Blüten unterschiedlichen Entwicklungsstandes derselben Pflanze schafft dann schnell Klarheit. Auch genetische Verformungen sind bei dieser Art ausgesprochene Raritäten. | |