Epipactis atrorubens |
( (G.F. Hoffmann ex Bernhardi) Besser 1809 )
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Epipactis atrorubens ist eine Orchideenart, die schon sehr früh als eigene Art beschrieben wurde. Dies liegt daran, dass sie unverwechselbar ist, was man von anderen Arten der Gattung nicht gerade behaupten kann. Sie ist unter anderem zu erkennen an den fast immer purpurn überlaufen, oben dicht flaumig behaarten, bis 60 Zentimeter hohen Stängeln, den meist zweizeilig wechselständig angeordneten Laubblättern und den in der Regel rotvioletten, kleinen Blüten, die nach Vanille duften. Die Blüten produzieren Nektar und haben als eine Besonderheit zwei seitliche, runzelige Wülste, die am Rande gekerbt sind. Auch dies ist ein gutes Erkennungsmerkmal. Der Fruchtknoten ist dicht flaumig behaart, Klebkörper sind vorhanden. Bereits im Frühsommer treiben aus den Rhizomen oberirdische grüne Grundblätter. Die Art ist in Europa von der borealen zur meridionalen Zone, im Osten in der temperaten Zone bis Zentralsibirien und im Südosten bis zum Kaukasus (dort allerdings selten) verbreitet. Sie ist damit ein ostmediterran submediterran pannonisch atlantisch subatlantisch zentraleuropäisch sarmatisch mittelsibirisch skandinavisches Florenelement. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Steppenheidegebieten. Auch in Deutschland ist sie nicht selten und kommt vor allem in lichten Kiefernwäldern vor, manchmal sogar in größeren Beständen und oft begleitet von Ophrys insectifera. Ansonsten kann man sie auch auf Sanddünen (Name "Strandvanille"!), in Magerrasen und auf Böschungen bis hinauf in 2.400 Metern Meereshöhe finden. Im Pamirgebirge erreicht sie sogar die erstaunliche Höhe von 2.700 Metern. Manchmal findet man sie sogar mitten auf Schotterflächen (Bahndämme) oder auf Abraumhalden von Steinbrüchen. Damit kann man schon auf die Ansprüche an den Standort schließen. Sie bevorzugt nämlich schattige bis halbschattige Standorte auf sandigen oder steinigen, meist kalkreichen und trockenen Böden. Die Blütezeit beginnt Ende Juni und endet in den Alpen und im nordöstlichen Verbreitungsgebiet im August. In Deutschland ist es die am frühesten blühende Epipactis. Die Blüten werden fremdbestäubt, in Deutschland vor allem durch Wespen, Hummeln und Honigbienen. Der Fruchtansatz ist in der Regel gut. Auf Grund der Allogamie können Hybriden mit anderen Epipactisarten vorkommen, unter anderem mit E. distans, E. tremolsii, E. phyllanthes und E. muelleri. Meist sind sie selten. Etwas häufiger sollen Hybriden mit Epipactis helleborine sein, mit der sie nicht selten zusammen am Standort vorkommt. Da solche Mischlinge an einigen Stellen populationsbildend auftreten, scheinen sie sogar fertil zu sein. Eine ganz besondere Rarität ist die Hybride mit Epipactis palustris. Nur wenige solcher Pflanzen wurden bislang gefunden. Sie sind ausgesprochen schön und im Gegensatz zu den Hybriden mit anderen Stendelwurzarten gut zu erkennen. Immer wieder findet man zwischen normalblütigen Exemplaren Formen mit helleren Blüten. Vollständig grünblütige Exemplare sind allerdings selten. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=38, 40, 40+1-8. | |