Orchis sitiaca
(Renz) Delforge

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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004


Nachdem wir letzten Monat mit Ophrys grigoriana einen Endemiten Kretas behandelt hatten, legen wir jetzt noch mal einen drauf. Denn auch wer Orchis sitiaca sehen will. muss auf die größte griechische Insel fahren. Allerdings ist dieser kretische Endemit auf der Insel weiter verbreitet als die herrliche Ophrys grigoriana. Man findet sie vor allem in westlichen, zentralen und im östliche Teil der Insel und zwar bevorzugt in den Berggebieten bis hinauf auf etwa 1.400 Meter Höhe. Insgesamt ist sie allerdings als ziemlich selten anzusehen, auch wenn sie an einigen Fundplätzen zu vielen Hundert Exemplaren vorkommt und oft zusammen mit Orchis boryi Mitte April aspektbildend sein kann.

Das Sitia-Knabenkraut blüht rund 2-3 Wochen später als Orchis anatolica und zwar Anfang April bis Anfang Mai mit Schwerpunkt Mitte April. Es bevorzugt vollsonnige bis halbschattige, oberflächlich versauerte und ausreichend feuchte Standorte, wo sie besonders vital und in größeren Beständen zu finden ist. Ihr Lebensraum sind magere Wiesen und Weiden, verbuschtes Gelände und Phryganen, ja sogar in lichten Kiefernwäldern wurde sie schon entdeckt.

Orchis sitiaca gehört zu den Knabenkräutern, die auch allein anhand der Blätter zweifelsfrei bestimmt werden können, und das ist schon bemerkenswert und auch eine Erleichterung, gibt es doch genügend schwierige Kandidaten, die einem das Hobby erschweren. Das Laub ist nämlich silbrig hell überlaufen und trägt meist mehr oder weniger kleine und dunkle Flecken, was an der Habitusaufnahme links recht gut zu sehen ist. Diese Kombination, die es sonst nirgends gibt, unterscheidet die Art eindeutig von der nahe verwandten Orchis anatolica. Auch bei den Blüten gibt es Unterschiede. Zum einen ist der Sporn bei Orchis sitiaca noch etwas länger als bei Orchis anatolica und am Ende meist steil nach oben gebogen. Außerdem wirkt der ganze Blütenstand lockerer und meist stattlicher, und die Blütengrundfärbung ist im Schnitt etwas heller. Die Sepalen sind auf der Innenseite intensiv grün gesteift. Problematischer zu erkennen sind allerdings die Hybriden zwischen den beiden Arten, die bei gemeinsamem Auftreten manchmal sogar ganze Schwärme bilden können.

Die nahe Verwandtschaft beider Arten kommt auch im Basionym "Orchis anatolica ssp. sitiaca" zum Ausdruck, dem ursprünglich vom Erstbeschreiber Renz vergebenen Namen. Auf Grund der doch deutlichen morphologischen Unterschiede halten wir jedoch den Artrang für gerechtfertigt. Denn ganz ohne Beachtung der äußeren Merkmale sollte man die Artdifferenzierung nicht vornehmen. Delforge vermutet anhand vorliegender genetischer Untersuchungen übrigens, dass Orchis anatolica und Orchis quadripunctata eine Gruppe bilden, die aus Orchis sitiaca abgeleitet sein könnte. Letztere wäre in diesem Falle ein Archetyp. Und Kretzschmar leitet aus der Tatsache, dass Orchis sitiaca auch abweichende Formen bildet, ab, dass die Art eine gewisse Instabilität aufweist.

Neben Orchis anatolica hybridisiert das Sitia-Knabenkraut auch mit anderen Vertretern der Gattung Orchis, so beispielsweise mit Orchis quadripunctata und Orchis boryi. Besonders attraktiv sind - wie auch bei anderen Kombinationen - die Hybriden mit gelbblühenden Knabenkräutern, zum Beispiel Orchis pauciflora und Orchis provincialis, mit denen sie an verschiedenen Orten gemeinsam vorkommt. Hier ist oft nicht eindeutig zu erkennen, welche der gelbblühenden Arten beteiligt ist. Besonders dekorativ sind die Exemplare, die von den Blüten her ziemlich genau zwischen den Eltern stehen. In diesem Falle ist das Lippenzentrum gelb (insbesondere bei Einfluss von Orchis pauciflora), während zu den Rändern hin zunehmend rosa-rötliche Töne überwiegen. Einige Beispiele werden wir im Laufe des Winters in unsere Seite stellen.

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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004


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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004


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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004, mit Orchis boryi


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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004


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Vatos, Kreta (GR), 10. April 2004