Serapias orientalis subsp. carica
H. Baumann und Künkele

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Gennadi (Rhodos, GR), 28. März 2008


Einen Vertreter des orientalischen Zungenständels haben wir ja schon im Monats-Archiv. Diesmal ist es eine Sippe, die ausschließlich auf einigen Ostägäischen Inseln und in der Südwesttürkei vorkommen soll, Serapias orientalis subsp. carica. Das Ganze ist mal wieder sehr umstritten, in diesem Falle sind wir uns sogar nicht mal sicher, das „richtige“ Taxon erwischt zu haben. Aber man kann ja auch mal so was zeigen.

Zum Wissensstand: Derzeit sind sieben Unterarten von Serapias orientalis beschrieben, wobei die Unterschiede meistens, na sagen wir mal wenig auffällig sind. Denn auch Zungenständel-Taxa sind durchaus nicht so einheitlich im Erscheinungsbild wie man angesichts der enormen „Artenfülle“ glauben könnte. Wie problematisch das ist, zeigt die Entstehungsgeschichte: Der Karische Zungenständel wurde 1989 von Baumann und Künkele von Serapias orientalis als eigene Unterart aus Karien in der Südwest-Tür abgetrennt. Gölz und Reinhard begründeten 1994 ausführlich, dass eine Trennung zwischen der Subspezies orientalis und der Subspezies carica überflüssig ist. Delforge schließlich erhob das Taxon ohne weitere Begründung im selben Jahr in der Artrang. Damit liegt das ganze Spektrum auf dem Tisch.

Befasst man sich mit den Beschreibungen, wird schnell klar, dass eindeutige Unterscheidungsmerkmale fehlen. So schreibt Delforge bei der Subspezies orientalis beispielsweise eine Pflanzenhöhe von 10-30 Zentimetern. Bei der Subspezies carica ist zu lesen: Ähnlich wie Subspezies orientalis, aber Pflanze 9-35 Zentimeter hoch. Außerdem wird bei der Subspezies orientalis als Blühzeitraum März bis April (in Klammer noch Mai) angegeben, während die Subspezies carica früher blühen soll, nämlich von März bis April. Alles klar? Als weiteres Unterscheidungsmerkmal sollen die Brakteen bei der Subspezies carica kürzer als der Helm sein. Bei der Subspezies orientalis dagegen annähernd so lang wie der Helm. Wenn das ein durchgängiges Merkmal wäre, wäre eine Abtrennung durchaus gerechtfertigt. Bloß scheint das in der Realität leider nicht der Fall zu sein, zumindest nicht im gesamten „Verbreitungsgebiet“. Erschwerend kommt übrigens hinzu, dass auf Rhodos angeblich auch die Subspezies orientalis vorkommen soll. Bei diesen Gegebenheiten scheint eine Abtrennung schon sehr problematisch. Durchaus möglich dass zumindest auf Rhodos nur ein Taxon vorkommt.

Und wenn wir schon dabei sind: Beide genannten Subspezies sollen eine kurzen Blütenstand haben, nämlich 3-12 Zentimeter (Subspezies carica) bzw. 4-10 Zentimeter bei der Subspezies orientalis. Wir haben auf Rhodos einen Standort besucht, wo nach Auffassung mehrerer Orchideenfreunde der Karische Zungenständel vorkommen soll. Wenn Sie sich das Gruppenfoto ansehen, kommen da Zweifel. Die Blütenstände kann man kaum als kurz bezeichnen. Außerdem sind die Lippen etwas schmaler, die Blüten im Schnitt heller als wir es erwartet hätten. Sollten das allesamt Hybriden mit einem Vertreter aus der Serapias vomeracea-Gruppe (in diesem Fall Serapias bergonii) sein?? Serapias orientalis subsp. levantina (oder Serapias levantina, wie man’s nimmt), die einen längeren und lockereren Blütenstand hat, soll es ja auf Rhodos nicht geben. Sagen Sie uns doch Ihre Meinung übers Orchideenforum.

Damit wäre eigentlich schon fast alles zu diesem Taxon gesagt. Nur Standort und Höhenverbreitung fehlt noch, was hiermit nachgeliefert wird: Das Taxon kommt auf Magerwiesen und in Ödland vor, in Macchia, Phrygana, ja sogar in Olivenhainen und lichten Kiefernwäldern. Die Böden sollten kalkhaltig oder zumindest basisch sein, die vertikale Verbreitung reicht von Meeresniveau bis auf rund 400 Meter Meereshöhe.

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Gennadi (Rhodos, GR), 28. März 2008


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Gennadi (Rhodos, GR), 28. März 2008