Orchis papilionacea subsp. messenica | |
---|---|
Diesmal ist wieder ein Ausflug in die Welt der Knabenkräuter fällig. Schmetterlings-Knabenkräuter haben nicht nur einen bemerkenswerten Namen, sie sind tatsächlich auch recht attraktiv. Bereits im August 2004 hatten wir uns mit der Subspezies "alibertis" eine besondere Unterart vorgenommen. Jetzt wollen wir eine weitere lokal verbreitetere Unterart näher unter die Lupe nehmen, nämlich die Subspezies messenica. Hier muss am Anfang gleicht etwas zur Nomenklatur gesagt werden. Obwohl man Schmetterlingsknabenkräuter eigentlich gut als solche erkennen kann, gibt es nämlich erhebliche Unsicherheiten und unterschiedliche Meinungen zu den einzelnen Taxa. Dies mag insbesondere daran liegen, dass die Schmetterlinge sehr variabel sind und offensichtlich verschiedene regionale Sippen ausgebildet haben, deren Verbreitungsgebiete sich überschneiden und die zu allem Übel auch noch Übergangsformen bilden. Die Kollegen Kretzschmar, Eccarius und Dietrich gehen in ihrem interessanten Buch "Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotionea" (ISBN 978-3-937107-11-0) sehr ausführlich auch auf die Gruppe papilionacea ein, wobei sie auf Grund aktueller genetischer Untersuchungen alle Schmetterlingsarten unter dem Gattungsnamen Anacamptis führen, eine Meinung, die sich bislang allerdings noch nicht durchgesetzt hat. Sie unterscheiden insgesamt 6 Unterarten und verstehen unter Anacamptis papilionacea subsp. messenica das bislang als Subspezies heroica bezeichnete Taxon als großblütige östliche Sippe im Gegensatz zur Subspezies expansa im westlichen Mittelmeergebiet. Baumann et al gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie verwenden die Taxa messenica, heroica und expansa synonym und grenzen sie zu einer westlichen Subspezies grandiflora ab. Und die Kollegen aus dem renommierten Kew Royal Botanical Garden haben sowieso nur den Namen Anacamptis papilionacea akzeptiert, was auch daran liegen dürfte, dass die Eingliederung der Schmetterlinge in die Gattung Anacamptis eine Erfindung aus England ist (World Checklist of selected plant families). Wenn man die Subspezies heroica verschiedenenorts im östlichen Mittelmeergebiet gesehen hat und dann vor einer der Populationen im südlichen Peloponnes steht, kann man eigentlich nicht nachvollziehen, dass dies ein und dasselbe sein soll. Die Pflanzen sind relativ einheitlich im Erscheinungsbild und gekennzeichnet durch relativ schlanken Wuchs (auch an vollsonnigen Standorten!), helle und meist nur schwach gezeichnete Blüten (fast weißer Grundton), einen vergleichsweise kugeligen und dichten Blütenstand und einen vergleichsweise späten Blühzeitpunkt. Für uns genügend durchgängige Merkmale, die eine eigene Unterart rechtfertigen. Wir verwenden den Namen "messenica" folglich ausschließlich für die eben beschriebene Sippe aus dem südlichen Peloponnes. Das Taxon so wie wir es verstehen kommt also im Gegensatz zur Subspezies heroica, die ein deutlich größeres Verbreitungsgebiet hat, nur in Messina und Lakonien vor. Die Standorte sind vollsonnig oder halbschattig und frisch bis trocken. Kalkhaltige Böden werden bevorzugt, wobei einige Sippen auch sehr gut auf sauren Böden zurecht kommen und dort große Bestände bilden können. In der Höhe hat sie es immerhin bis hinauf auf 1.800 Meter geschafft. Der Chromosomensatz beträgt 2n=32. Was die Bestäuber betrifft herrscht ebenfalls keine vollständige Klarheit. Offensichtlich werden die südgriechischen Pflanzen von Eucera bidentata und Nomada imperialis besucht. Wie dem auch sei, die Vertreter der Gruppe papilionacea bastardieren vergleichsweise häufig, vor allem mit anderen Knabenkräutern. Im südlichen Peloponnes ist dies insbesondere Orchis boryi, andernorts im Mittelmeer sind es Orchis morio-Sippen. Bei gar nicht so seltenen gemeinsamen Vorkommen kann man mit etwas Glück eine oder mehrere Hybriden entdecken. Schauen sie einfach in unser Bildarchiv. Besonders spektakulär sind Hybriden mit Vertretern der Gruppe der Zungenständel, wobei uns Angaben über solche Verbindungen aus dem südlichen Peloponnes (im Sinne unserer Definition der Subspezies messenica) nicht bekannt sind. Albinos haben - wie bei allen Knabenkräutern - meist leuchtend weiße Blüten, die in den Beständen interessante und auffällige Farbakzente setzen und eine besondere Herausforderung für Fotografen sind. | |