Ophrys riojana |
Hermosilla
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Ophrys riojana ist wieder mal ein heikler Kandidat. Das fängt schon beim Namen an. Während heute die meisten Orchideenfreunde "Ophrys riojana" suchen, wenn sie in die Gegend von Burgos in Spanien fahren, ist Delforge der Meinung, diese Art hätte bereits E.G. Camus im Jahre 1851 beschrieben und der Name Ophrys quadriloba sei eigentlich korrekt. Hier sind aber Zweifel angebracht. Erstens hat Camus Pflanzen aus den Alpes maritimes beschrieben und man kennt heute unseres Wissens keine aktuellen Fundorte dieser Art in Frankreich. Zweitens ist der Name quadriloba nicht besonders treffend. Zwar haben in den Beständen von Ophrys riojana rund 10% Pflanzen der Exemplare dreilappige Lippen, wie auf unserem ersten Bild gut zu sehen. Vierlappige Lippen jedoch haben wir noch nicht gesehen; sie können deshalb auch nie und nimmer als typisch für die Art angesehen werden. Es könnte vielmehr sein, dass Camus damals aus Frankreich Hybriden beschrieben hat. Als Eltern kommen Ophrys lutea und Vertreter beispielsweise der Gruppe von Ophrys sphegodes in Betracht, die man ab und an finden kann. Das ist zwar unsere persönliche Meinung, aber ganz abwegig ist das nicht, denn wenn man die Blüten so betrachtet braucht es nicht viel Fantasie um zu erkennen, dass Ophrys riojana tatsächlich aus spontanen Hybriden hervorgegangen sein könnte. Diese Theorie wird denn auch von einigen Kollegen vertreten. An der Diskussion, welcher Name nun korrekt ist, möchten wir uns wie auch bei anderen Arten nicht beteiligen. Das mag für systematische Botaniker von wissenschaftlichem Interesse sein. Bei uns steht das aber nicht im Vordergrund. Lassen wir es also hier offen. Wir wissen alle, wie variabel die meisten Vertreter der Gruppe Ophrys sphegodes sind. Wie sich aber Ophrys riojana uns präsentiert, ist außergewöhnlich. Eine derart große Variabilität haben wir bislang noch bei keiner anderen Art der Gattung Ophrys beobachtet. Wenn Sie sich einmal die 18 Bilder ansehen, die in unserm Bildarchiv (unter der Rubrik "Inhalt") eingestellt sind, werden Sie sicher zum gleichen Ergebnis kommen. Sie entstanden alle am gleichen Standort! Da haben einmal die Fotografen ein Problem. Fast jedes Exemplar sieht anders aus und verleitet zum Fotografieren. Ruck zuck gehen da zwei oder drei Filme drauf. Und auch die Systematiker haben (noch) größere Schwierigkeiten als üblich. Und wie um alles in der Welt will man da Hybriden erkennen, beispielsweise mit Ophrys sphegodes? Zum Glück gibt es im Verbreitungsgebiet von Ophrys riojana nicht viele Arten, die für eine Hybridisierung zur Verfügung stehen. Die Verbreitung dieser Art ist noch nicht abschließend geklärt. Hauptverbreitungsgebiet ist nach derzeitigem Stand das Tal des Ebro. Der von uns verwendete Name "Ophrys riojana" passt deshalb sehr gut zu dieser Art. Auch in Katalonien wurden ähnliche Pflanzen gefunden, wobei geprüft werden sollte, ob sie tatsächlich zu Ophrys riojana gezählt werden können. Die Art wächst vor allem auf kalkhaltigen, trocken bis frischen Böden, meist an sonnigen Standorten. Wiesen und aufgelassenes landwirtschaftliche Nutzflächen sind die bevorzugten Lebensräume. Die Höhenverbreitung liegt zwischen 300 bis 800 Metern. Die Blütezeit beginnt je nach Höhenlage, Exposition und Witterungsverlauf Ende April und erstreckt sich bis weit in den Mai hinein. | |