Ophrys candica subsp. candica | |
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Nach dem Ausflug zu den Knabenkräutern kehren wir wieder zur artenreichen Gattung Ophrys zurück. Diesmal behandeln wir ein Taxon, das schon länger in den Orchideenbüchern steht. Selbst Sundermann hat es bereits in der eigentlich ersten Bestimmungsflora, die 1980 auf den Markt kam, genannt, und zwar als Varietät von Ophrys fuciflora Subspezies fuciflora. Bei einem derart "alten" Taxon ist es kein Wunder, dass es eine Reihe von Umbenennungen über sich ergehen lassen musste. Das sind insbesondere Ophrys holoserica subsp. candica und Ophrys candica. Ob das Taxon "minoa" in die Synonymität von Ophrys candica subsp. candica zustellen ist, wie beispielsweise von Delforge vorgeschlagen, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Tatsache ist, dass es auf dem Peloponnes Populationen mit auffallend kleinblütigen Pflanzen gibt. Sie werden neuerdings als Ophrys holoserica subsp. lacaena (oder auch als Ophrys lacaena) bezeichnet. Auch wir haben mehrere solche Standorte 2011 besucht. In allen Fällen standen neben den kleinblütigen Exemplaren auch vereinzelt Pflanzen mit größeren Blüten, die man ohne Zweifel der Subspezies candica zurechnen könnte. Fazit: Auch hier ist nichts wirklich klar. Die auffälligsten Merkmale sind sicher das mehr oder weniger aufgelöste Mal mit violetter (!) Grundfarbe und einem breiten, weißlichen Rand sowie das sehr kleine, orangerote Basalfeld. Es ist nicht bei allen Pflanzen zu finden, aber bei den meisten. Auch hier muss man die ganze Population betrachten und nicht Einzelexemplare. Ansonsten ist sie der Hummel ähnlich. Ophrys candica subsp. candica, auch Kandia-Ragwurz genannt, ist im zentralen und östlichen Mittelmeergebiet heimisch. Das sind Südapulien, Sizilien, der südliche Peleponnes, die Südwesttürkei und einige griechische Inseln wie Kreta, Samos, Karpathos und Rhodos. Es ist damit ein ost- und zentral-mediterranes Florenelement mit disjunkter Verbreitung. Nirgends in ihrem Verbreitungsgebiet ist sie allerdings häufig. Größere Bestände mit mehreren Hundert Exemplaren sind selten. Die Weißglanz-Ragwurz mag kalkhaltige Böden und eher halbschattige Bereiche. Bevorzugter Wuchsorte sind damit lockere Kiefernwälder und Gebüsche. Im Raum Lecce in Südapulien kommt ein großer und gutwüchsiger Bestand sogar in einem mittelintensiv bewirtschafteten Olivenhain vor, wo man die Art eigentlich nicht suchen würde und wo sie deshalb auch eher zufällig entdeckt wurde. Aber auch in Garriguen und Magerrasen kann man sie gelegentlich finden. Die vertikale Verbreitung reicht von Meeresniveau bis hinauf auf 900 Höhenmeter. Ophrys candica subsp. candica blüht verhältnismäßig spät. Erste Blüten kann man Mitte bis Ende April entdecken, wenn andere Arten, wie beispielsweise Ophrys tenthredinifera subsp. neglecta schon weitgehend verblüht ist. Mitte Mai ist sie dann in der Regel verblüht. Auf Grund er späten Blütezeit dürfte sie von manchen Orchideenfreunden an ihren Standorten schlicht übersehen werden. Anders herum ist davon auszugehen, dass das Taxon weiter verbreitet ist als es die Aufzeichnungen vermuten lassen. Als Bestäuber wird in Süditalien die Hymenoptere Eucera ehippia vermutet. Wie alle Ragwurzarten hybridisiert auch die Weißglanz-Ragwurz gelegentlich. Und zwar am ehesten mit Ophrys apulica (erkennbar insbesondere an den verlängerten Petalen), aber auch mit den Taxa bremifera, dodekanensis, episcopalis, helios, oestrifera oder umbilicata. Wir konnten 2011 im besagten Olivenhain auch zwei Hybriden mit Ophrys tenthredinifera subsp. neglecta feststellen. An dieser Stelle muss kurz ein anderes Taxon angesprochen werden, Ophrys tardans. Dieser südapulische Endemit war bereits Orchidee des Monats Mai 2004, die Beschreibung können sie in unserem Bildarchiv nachlesen. Die Orchideencommunity ist sich einig, dass Ophrys tardans aus der Hybridisierung von Ophrys tardans subsp. tardans und Ophrys tenthredinifera subsp. neglecta hervorgegangen ist. In der Tat deckt das Erscheinungsbild von Ophrys tardans das gesamte Spektrum zwischen beiden vermuteten Elternarten ab, was sie gut an den neu eingestellten Fotos in unserem Bildarchiv nachvollziehen können. Auch Albinos gibt es mit Sicherheit, auch wenn wir selbst noch keinen selbst gesehen haben. | |