Ophrys fusca subsp. funerea 'delforgei'

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Martigues (F), 17. März 2015


Bei unserer Orchidee des Monats Februar 2016 wagen wir uns wieder mal an die besonders heikle Gruppe der Braunen Ragwurze. Was da in der letzten Zeit alles an neuen Taxa dazu gekommen ist, ist schon beachtlich und - wir wollen es auch an dieser Stelle wieder betonen - in vielen Fällen kaum nachvollziehbar. Unser Taxon ist zwar schon seit langem bekannt, es wurde aber erst vor 10 Jahren Zeit umbenannt und kann deshalb genauso gut als Joungster angesehen werden. Noch vor wenigen Jahren war für dieses Taxon die Bezeichnung "forerstieri" gebräuchlich, wobei es im Artrang oder als Subspezies beziehungsweise als Varietät von Ophrys fusca geführt wurde. Genauere Recherchen über die "forestieri"-Gruppe haben nun ergeben, dass das ursprünglich als "lupercalis" benannte Taxon eigentlich korrekterweise "forestieri" heißen muss. Das bislang als "forestieri" bezeichnete Taxon erhielt 2006 den Namen Ophrys delforgei. So, alles klar?

Jedenfalls ist das in der Praxis durchaus bedeutsam, denn beim Taxon "forestieri" handelt es sich um eine vergleichsweise großblütigen Vertreter (Lippenlänge über 13 Millimeter), während das Taxon "delforgei" zu den Taxa mit verhältnismäßig kleinen Blüten zählt (Lippenlänge unter 10 Millimeter). Was den korrekten Rang betrifft gibt es - kaum verwunderlich - ganz unterschiedliche Auffassungen. Für manche Orchideenfreunde ist der Artrang korrekt, das gilt auch für den namengebenden Pierre Delforge. Andere wiederum halten den Unterartrang für gerechtfertigt. Wir schließen uns der Meinung an, wonach eine umfassende Zusammenlegung verschiedener Taxa aus der Gruppe der Braunen Ragwurze angebracht ist. Sie unterscheidet bei den großlippigen Vertretern drei Subspezies (fusca, vasconica und attaviria), bei den Vertretern mit mittelgroßen Lippen 5 Subspezies (bilunulata, obaesa, akhdarensis, leucadica und phaselina) und bei den kleinlippigen 3 Subspezies (funerea, cinerophila und blitopertha). Die von uns verwendete Bezeichnung für das hübsche Taxon mit seinen meist gelbrandigen Lippen lautet also: Ophrys fusca subsp. funerea "delforgei", was vermutlich manchem Orchideenfreund als unwissenschaftlich missfallen dürfte.

So, nachdem das geklärt ist (oder auch nicht), noch ein paar weitere Angaben zu unserem Kandidaten. z.B. zu seinem Verbreitungsgebiet, und das ist verhältnismäßig überschaubar. Es reicht von der Rhônemündung bis hinüber zur ligurischen Küste. Man könnte es also durchaus als Endemiten der Südostfranzösischen Küstenregion(Départements Bouches-du Rhône und Var) bezeichnen. Fundortangaben aus der Aude (Corbières) und dem Département Pyrénées-Orientales sind mit Vorsicht zu genießen. Die genaue Zuordnung der einzelnen Sippen anhand morphologischer Merkmale ist eben gerade bei dieser Gruppe sehr schwierig.

Das Taxon gehört zwar zu den Frühblühern, blüht aber entgegen anderslautenden Meldungen rund 10 Tage später als das Taxon "forestieri", das ja bekanntlich zusammen mit den Taxa "marzuola" und "arachnitiformis" zu den ersten Ragwurzarten des Jahres in Südfrankreichs zählt. Am selben Standort ist "forestieri" zur Hauptblütezeit von "delforgei jedenfalls schon weitgehend verblüht. Das Taxon ist selten; dort wo es vorkommt, bildet es aber schon mal einen größeren Bestand. über 400 Höhenmeter sucht man diesen Vertreter der Braunen Ragwurze allerdings vergeblich. Und auch saure Böden, wie zum Beispiel im Esterel-Gebirge, gehen gar nicht. Am besten sind halbschattige Standorte mit kalkhaltigen Böden. Wir fanden einen ansehnlichen Bestand und mehrere kleinere Gruppen in lichten Kiefernwäldern in der Umgebung von Martigues. Bei dieser Gelegenheit: Wir haben unsere Rubrik "Exkursionsberichte" mittlerweile auf den aktuellen Stand gebracht. Dort finden sie auch den ausführlichen Reisebericht zu dieser Exkursion mit weiteren Bildern. Schauen Sie doch mal rein!

Natürlich kann unser Taxon mit anderen Vertretern der Gattung Ragwurz Hybriden bilden. Diese sind allerdings vergleichsweise selten, was unter anderem auch daran liegt, dass es zur Blütezeit von Ophrys fusca subsp. funerea "delforgei" nur wenige Partner gibt, mit denen sie sich "einlassen" könnte. So können Sie in unserer Datenbank bislang nur eine Kreuzung mit dem Taxon "forestieri" betrachten. Und auch was Albinos betrifft, gilt das wiederholt bei Vertretern der Gattung Ragwurz gesagte. So kommen gelb bis gelbgrün-lippige Exemplare selten vor, wir hatten das Glück einen solchen Gelbling bei unserer Reise im März 2015 bei Martigues zu entdecken.

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Martigues (F), 17. März 2015


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Martigues (F), 17. März 2015


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Martigues (F), 17. März 2015


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Martigues (F), 17. März 2015