Ophrys holoserica subsp. heterochila

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Rhodos (GR), 21. März 2008


Bei der Orchidee des Monats März 2009 weist schon der Name auf ein wesentliches Problem hin. Ophrys holoserica subsp. heterochila heißt nämlich übersetzt "verschiedenlippige Ragwurz". Und das ist in der Tat eine treffende Bezeichnung. Die Blüten sind so vielgestaltig, dass noch nicht mal ganz klar ist, wo die Art überall vorkommt. Beschrieben wurde das Taxon 1980 als Ophrys holoserica subsp. heterochila. Delforge sowie Paulus u. Gack erhoben es in den Artrang. Auch Kreutz schloss sich noch in seinem herrlichen Bildband über die Orchideen von Rhodos und Karpathos dieser Meinung an, während er das Taxon in seinem Kompendium 2004 wieder im Unterartrang aufführt. Für Buttler war es 1986 nur eine Variante von Ophrys holoserica, während Kretzschmar 2001 noch weiter ging. Er bestritt, dass Ophrys heterochila auf Rhodos überhaupt vorkommt und subsummierte alle frühblühenden "heterochila" dort unter Ophrys dodekanensis.

Nach unserer Auffassung lassen sich die Hummel-Unterart heterochila und die Schnepfen-Unterart dodekanensis gut trennen, wenn gleich beide Taxa oft zusammen vorkommen, eine ähnlich frühe Blütezeit haben und auch Übergangsformen bilden. Auch Baumann et al. führen beide Taxa getrennt als Unterarten. Ophrys holoserica subsp. heterochila hat eine breitere, weniger konvex gewölbte Lippe mit kürzeren, weniger spitzen Höckern. Kurzum: Sie sieht eher wie eine Mischung aus Hummel und Schnepfe aus, während die Dodekan-Ragwurz eindeutig zu den Schnepfen zählt. Wir halten übrigens alle frühblühenden, hummelähnlichen Pflanzen im Bereich des Profitis Ilias auf Rhodos für Ophrys holoserica subsp. heterochila, auch wenn immer wieder Pflanzen vorkommen, die verblüffend einer Ophrys holoserica s. l. ähneln und einige Kollegen meinen, dort käme auch ein weiteres kleinblütiges Hummeltaxon vor. Sie ist eben vielgestaltig, unsere Orchidee des Monats.

Übrigens: Auch nach Baumann et al zählt Rhodos nicht zum Verbreitungsgebiet von Ophrys holoserica subsp. heterochila. Noch etwas macht stutzig: Das Taxon blüht nach den genannten Autoren von April bis Anfang Mai, während die Pflanzen auf Rhodos in einer Höhe von über 500 Metern schon Mitte März in Vollblüte stehen. Sollte es sich also tatsächlich um unterschiedliche Taxa handeln? Es bliebe noch eine weitere Möglichkeit. So könnte sich auf Rhodos am Profitis Ilias eine stabilisierte Hybridpopulation zwischen einer noch nicht beschriebenen frühblütigen Hummel (oder Ophrys holoserica s.l.?) und Ophrys oestrifera subsp. dodekanensis herausgebildet haben. Die hohe Variabilität der Blütenform und -zeichnung von Fast-Hummel bis Fast-Schnepfe und das im Vergleich zur Subspezies dodekanensis begrenzte Verbreitungsgebiet könnten Indizien dafür sein. Vielleicht sollte man hier weitergehende genetische Untersuchungen durchführen, möglicherweise erlebt man dabei eine Überraschung.

Zum Verbreitungsgebiet zählt (noch, wenn man das Taxon auf Rhodos bestätigt) die Südwesttürkei. Sie kommt von Meeresniveau bis hinauf auf 700 Metern Höhe vor und bevorzugt Kalkböden. Auf Rhodos kommt sie vor allem in Waldlichtungen und im lichten Wald vor, andernorts auch in Magerrasen und in Phrygana und Macchie. Während Hybriden mit Hummel- und Schnepfen-Vertretern wegen der großen Variabilität der Blüten oft schwer zu bestimmen sind (siehe oben), können Hybriden mit Ophrys tenthredinifera subsp. villosa meist eindeutig identifiziert werden. Als Bestäuber wird die Hymenoptere Eucera cypria angegeben.

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Rhodos (GR), 21. März 2008


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Rhodos (GR), 21. März 2008


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Rhodos (GR), 21. März 2008