Orchis palustris subsp. laxiflora

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Sardinien (I), 16. April 2010


Nach dem Ausflug zu Ophrys panattensis ist nun wieder ein Vertreter der Gattung Orchis an der Reihe. Aus der Gruppe der Sumpfknabenkräuter haben wir die weit verbreitete Subspezies laxiflora ausgewählt. Sie kommt im Mittelmeergebiet vor, in Westeuropa nordwärts bis zu den Kanalinseln und zur Westschweiz und ist damit ein mediterran submediterran süd-atlantisch, süd-subatlantisches Florenelement. Es unterscheidet sich von der nahe verwandten Subspezies palustris insbesondere durch die fehlenden Punkte auf dem reinweißen Lippenzentrum und die stärker nach unten geschlagenen Seitenlappen der Lippe, die immer länger sind als der Mittellappen.

Das Taxon wurde bereits im Jahre 1779 als Orchis laxiflora im Artrang beschrieben und musste seither nur wenige Umbenennungen ertragen, so zum Beispiel in Orchis ensifolia oder in Orchis laxiflora subsp. ensifolia. Wir schließen uns der Meinung einiger Kollegen an und bezeichnen das Taxon als Unterart von Orchis palustris. Nach neuesten genetischen Erkenntnissen heißt das Taxon jetzt neuerdings Anacamptis laxiflora, ein Name, der sich bislang allerdings nicht durchgesetzt hat. Aber das kann ja noch kommen.

Wie der Name schon treffend sagt, liebt es das Sumpfknabenkraut feucht. Damit sind die Standorte klar: Sumpfwiesen, Flachmoore, feuchte Straßengräben, Bachränder, Quellaustritte bis in eine Höhe von immerhin 1.600 Metern. Da Orchis palustris subsp. laxiflora wie auch die nahe verwandte Subspezies palustris relativ salzverträglich ist, findet man beide Taxa sogar in Salzwiesen, beispielsweise in Meeresnähe. Basenreich sollten die Böden allerdings sein, wenn sie sich wohl fühlen soll. Und sie ist ein Sonnenkind. Beschattung, ausgelöst beispielsweise durch Aufgabe der Nutzung, quittiert sie mit Beleidigtsein und starkem Rückgang. Die Blütezeit liegt nach unserer Erfahrung rund zehn Tage vor der Subspezies palustris, und reicht je nach geografischer Lage und Höhe von März bis Juni.

Wenn es aber erst mal feucht ist, dann kann die Art Massenbestände ausbilden. Schon von Ferne leuchten solche Nasswiesen zur Hauptblütezeit rot. Im nächsten Jahr kann das allerdings schon wieder ganz anders aussehen. Und damit meinen wir zum einen die Trockenlegung und anschließende Düngung des Feuchtgebiets, was rasch zum Erlöschen der Art führt und dafür verantwortlich ist, dass sie insbesondere im Mittelmeergebiet stark zurückgegangen ist. Dies gilt in besonderem Maße für Gebiete, in denen die Art ohnehin selten ist, beispielsweise auf Zypern. In zunehmendem Maße sind es aber auch Wildschweinrotten, die einer Knabenkrautwiese ein jähes Ende bereiten. Die Knollen der Knabenkräuter, und insbesondere die der Sumpfknabenkräuter, sind nämlich für sie eine besondere Delikatesse. Haben sie erst mal eine Orchideenwiese entdeckt, bleibt bis zum nächsten Tag nur noch ein Acker übrig.

Die allogame Nektartäuschblume bildet immer wieder Hybriden, insbesondere mit Vertretern aus der Orchis morio-Gruppe und mit der nahe verwandten Subspezies palustris. Besonders schön, aber extrem selten sind Hybriden mit Orchis coriophora subsp. coriophora, mit der sie gerne zusammen in den Sumpfwiesen vorkommt. Kommt in der Nähe die eher trockenere Orchis coriophora subsp. fragrans vor, können extrem selten ebenfalls herrliche Hybriden entstehen. Wir sind dieser Seltenheit mehrere Jahre hinterher gelaufen, bis wir schließlich nördlich von Rom fündig wurden.

Getoppt wird das alles noch von den sehr selten vorkommenden Gattungshybriden mit verschiedenen Zungenständelvertretern, zum Beispiel mit Serapias cordigera, lingua, neglecta und vomeracea. Selbst mit Anacamptis pyramidalis lässt sie sich in extremen Ausnahmefällen ein. Alles das sind Highlights, für die ein echter Orchideenfreak gerne auch mal einen größeren Umweg in Kauf nimmt. Dass es bei dieser Unterart, wie bei allen rot und violett blühenden Knabenkräutern gelegentlich rosa- oder weißblütige Exemplare gibt, verwundert nicht. Stöbern Sie doch einfach ein wenig im Bildarchiv. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36, 42.

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Aude (F), 23. Mai 2010


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Sardinien (I), 16. April 2010


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Aude (F), 23. Mai 2010


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Aude (F), 23. Mai 2010