Ophrys sphegodes subsp. herae | |
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Jetzt wird es mal wieder Zeit für ein problematisches Taxon. Bei Ophrys herae scheiden sich schon die Geister bei der Frage, ob man sie der Gruppe von Ophrys mammosa oder besser dem Ophrys sphegodes Formkreis zurechnen muss. Ersteres vertritt beispielsweise Delforge, wobei für uns nicht nachvollziehbar ist, wieso ein Taxon, dessen besonderes Merkmal das helle (orange-grüne) Basalfeld und die meist grünlichen Pseudoaugen sind zu Ophrys mammosa und nicht zu Ophrys sphegodes gestellt werden soll. Wobei wir gerne zugeben, dass es in den "herae"-Populationen durchaus Exemplare gibt, die eher Ophrys mammosa als Ophrys sphegodes ähneln. Bei unserem Besuch des griechischen Festland im April 2011 konnten wir jedenfalls die meisten Populationen Ophrys sphegodes zuordnen. Nur in einem Fall kamen uns Zweifel. Diese Population haben wir in unserem Bildarchiv extra unter Ophrys sphegodes subsp. herae (Megalopoli GR) dargestellt, so dass ein direkter Vergleich besser möglich ist. Und auch bei der Frage der Eigenständigkeit des Taxons gibt es unterschiedliche Meinungen. Baumann, Künkele und Lorenz beispielsweise betrachten Ophrys sphegodes subsp. herae synonym zu Ophrys sphegodes subsp. grammica, obwohl sich beide Taxa deutlich im Blühzeitpunkt unterscheiden sollen. Zissis Antonopoulos beispielsweise gibt für das Taxon herae eine Blütezeit von Ende Januar bis Anfang April an, während grammica Mitte Mai bis Mitte Juni blühen soll. Wenn sich die Taxa ansonsten nicht signifikant unterschieden, kann man natürlich behaupten, dass es sich hierbei um zwei Blühschübe ein und desselben Taxons handelt. Sowas ist auch von anderen Taxa bekannt. Zisis Antonopoulos argumentiert allerdings aus populationsbiologischer Sicht. Da beide Taxa mit Andrena thoracica (bei „herae“) und Andrena nigoaenea (bei „grammica“) unterschiedliche Bestäuber haben sollen - was auf Grund der gänzlich unterschiedlichen Blühzeitpunkte auch nachvollziehbar ist - und im Übrigen zudem "grammica" eher in höher gelegenen Biotopen vorkommen soll, sind es seiner Meinung nach zwei Spezies. Wie dem auch sei, wir schließen uns der Meinung von Kreutz an und führen das Taxon als Unterart von Ophrys sphegodes. Bei die Verbreitung gibt es große Unsicherheiten, insbesondere weil Ophrys sphegodes subsp. herae gelegentlich mit ähnlichen Taxa (z.B. "montenegrina", "grammica") verwechselt wird. Nach derzeitigem Stand kommt sie in Griechenland einschließlich der Ägäischen und Ionischen Inseln, sowie auf Zypern vor. Was den Standort betrifft, so tanzt Ophrys sphegodes subsp. herae etwas aus der Reihe. Sie kommt nämlich nicht nur auf kalkhaltigen Böden vor, sondern bevorzugt sogar saure Substrate. Man findet sie in mageren Rasen, an Böschungen oder Straßengräben, wobei sie nach unseren Erfahrungen etwas höhere Ansprüche an den Wasserhaushalt stellt als die meisten anderen Ragwurz-Vertreter. So werden sehr trockene Standorte meist gemieden. Die Höhenverbreitung endet bei rund 800 Metern. Mehr gibt es unsererseits zu diesem Taxon nicht zu sagen. | |