Ophrys oestrifera subsp. rhodostephane | |
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Diesmal wird’s ganz besonders schwierig. Die oestrifera-Gruppe ist nämlich äußerst vielgestaltig und taxonomisch sehr umstritten. Das macht schon die schiere Liste der Bezeichnungen für dieses Taxon klar: Ophrys rhodostephane, Ophrys balcanica, Ophrys oestrifera subsp. balcanica, Ophrys bicornis, Ophrys cornuta, Ophrys oestrifera, Ophrys schlechteriana. Und auch heute sind sich die Spezialisten nicht einig. Beschrieben wurde das Taxon als Ophrys rhodostephane von Devillers und Devillers-Terschuren 2004 von der Insel Hvar in Kroatien. Die Übersetzung (rhodo = pink, stephane = crown) deutet an, dass das rosa farbene Perigon ein charakteristisches Merkmal ist. Tatsächlich hatte die überwiegende Zahl der Exemplare, die wir auf Hvar gesehen haben, ein tief rosa farbenes Perigon. Allerdings gibt es auch bei anderen Taxa anderswo am Mittelmeer solche Exemplare, so dass es als durchgängiges Unterscheidungsmerkmal unseres Erachtens nicht ausreicht. Bleibt also die Frage, was dieses Taxon als eigenständig charakterisiert. Uns erscheint die Flut angeblich eigenständiger Taxa in der oestrifera-Gruppe generell nicht nachvollziehbar. Unklar ist auch, ob Ophrys oestrifera subsp. rhodostephane auch am Monte Gargano vorkommt. Denkbar wäre das natürlich, denn der Monte Gargano liegt Luftlinie sehr nahe an Kroatien. Die Pflanzen, die wir dort gesehen haben, trugen allerdings in der Mehrzahl der Fälle ein deutlich helleres und damit unauffälligeres Perigon, selbst solche mit rosagrünlichem oder gar weißem Perigon waren darunter. Und auch die Sepalen, die bei der Subspezies rhodostephane auffallend länger sein sollen als die Lippe, klären diese Frage nicht. Denn einerseits gibt es solche Exemplare auch am Monte Gargano, andererseits auch auf Hvar solche mit kürzeren Sepalen. Je nach Betrachtung stellt sich also die Frage, ob man die Populationen auf Hvar und am Monte Gargano tatsächlich in einen Topf werfen kann, oder ob es sich um unterschiedliche Taxa handelt. Nach Baumann, Künkele und Lorenz (2006) gibt es überhaupt kein Taxon „rhodostephane“ und die Pflanzen am Monte Gargano werden Ophrys oestrifera subsp. schlechteriana zugerechnet, eigentlich eine sympathische Lösung. Egal wie man’s macht, es ist vermutlich falsch. Wie dem auch sei, mangels geeigneter anderweitiger Unterscheidungsmerkmale fassen wir die Vorkommen in Kroatien und am Monte Gargano zusammen. Sie können diese Diskussion sehr gut selbst nachvollziehen beim Vergleich der Fotos im Bildarchiv. Am Monte Gargano steht Ophrys oestrifera subsp. rhodostephane eher halbschattig, direkte Sonne ist nicht ihr Ding. Deshalb findet man sie dort vor allem am Rande von Gebüschen oder im lichten Wald. Auf Hvar dagegen geht sie auch ins offene Gelände. Auch das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Populationen doch unterscheiden. In allen Fällen aber brauchen sie einen kalkhaltigen Boden. Die Höhenverbreitung endet bei rund 600 Metern. Auch wenn sie auf Hvar weit verbreitet ist, häufig ist sie an keinem der Standorte. | |