Orchis pallens |
(LINNE) 1771
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Wenn Orchis pallens auf den Magerwiesen auf der Schwäbischen Alb seine nach Holunder duftenden Blüten entfaltet, ist der Frühling nicht mehr aufzuhalten. Es ist die erste, nach der Winterzeit sehnlich erwartete Orchidee, die hier blüht, noch deutlich vor der kleinen Spinnenragwurz oder dem Kleinen Knabenkraut. Aber wer so früh im Jahr blüht, tut das nicht ohne Risiko. Nicht selten ereilt nach einem Spätfrost der Kältetod die zierlichen Blüten. Dann fallen die braunen Blütenstiele in sich zusammen, nur die Blätter überstehen diese letzte Atacke des Winters und sammeln Kräfte für einen neuen Versuch im nächsten Jahr, sich zu vermehren. In Deutschland ist die Identifizierung von Orchis pallens eine leichte Übung. Nicht dagegen in anderen Regionen, beispielswiese im Mittelmeerraum. Dort gibt es Überschneidungen mit andern, ähnlichen Arten, insbesondere mit Orchis provincialis Vercors!), ja sogar mit Dactylorhiza markusii. Die Art ist in Europa und Vorderasien in der submeridionalen und temperaten Zone verbreitet, in Griechenland und Anatolien bis in die meridionale Zone. Außerdem findet man sie in Kaukasien, während sie im atlantischen Europa gänzlich fehlt. Man findet das blasse Knabenkraut in Laubmischwäldern ebenso wie auf Magerrasen und montanen Wiesen. Sie bevorzugt Halbschatten und frische, kalkhaltige Böden. Bei 2400 Meter Meereshöhe erreicht sie ihre vertikale Verbreitungsgrenze. Die Blütezeit liegt Ende April bis Ende Mai (höhere Lagen). Der Chromosomensatz beträgt 2n=40. Oft wächst Orchis pallens vergesellschaftet mit Orchis mascula, die zu blühen beginnt, wenn Orchis pallens am Ende der Blüte steht. Dort, wo beide Arten gemeinsam wachsen, findet man nicht selten Hybriden zwischen beiden. Sie sind an der intermediären Blütenfarbe (rot bis rosa mit gelber Basis) und am Holunder-Geruch der Blüten meist eindeutig zu erkennen und in Deutschland wegen des insgesamt seltenen Auftretens von Orchis pallens botanische Kostbarkeiten. | |