Ophrys oxyrrhynchos subsp. oxyrrhynchos

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Sizilien (I), 14. April 2009


Einen prächtigen Vertreter aus der Gattung Ragwurz haben wir heute im Programm. Prächtig einmal wegen der Größe der Blüten. So erreichen schon die Lippen mit 1,5 Zentimetern Länge und 1,8 Zentimeter Breite stattliche Ausmaße. Zum anderen auch wegen der meist schön skurril gezeichneten Blütenlippe. Zum Ausgleich gewissermaßen sind die Petalen mit rund 2 x 2 Millimeter auffallend klein geraten. Eine Verwechslung ist eigentlich schwer möglich, allenfalls mit gut gewachsenen Exemplaren der nahe stehenden Subspezies biancae. Die ähnliche Ophrys holoserica subsp. celiensis blüht später und hat immer ein rosa-rotes Perigon, einen weniger stark ausgeprägten gelben Rand und ein im Durchschnitt etwas kleineres Anhängsel. Wie der Name Schnabel-Ragwurz schon vermuten lässt, ist das nach oben gerichtete Anhängsel bei diesem Taxon ungewöhnlich groß ausgebildet. Die ebenfalls ähnliche Subspezies calliantha, mit der die Schnabel-Ragwurz manchmal zusammen vorkommt, hat eine signifikant engere Narbenhöhle und im Übrigen ebenfalls ein rosa-rotes Perigon.

Die Schnabel-Ragwurz hat ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet. Die Hauptvorkommen liegen in Sizilien, wo die Art auch größere Bestände bildet. Auch auf Malta wurde sie schon gesehen, wenngleich sie dort selten, nach Meinung einiger Orchideenforscher sogar ausgestorben ist. Weitere Vorkommen werden aus der Basilikata und aus Apulien gemeldet. Diese Funde sind jedoch strittig. In vielen Fällen dürfte es sich hier um die Subspezies celiensis oder Hybriden, beispielsweise zwischen Ophrys lacaitae und Ophrys holoserica subsp. gracilis handeln.

Was die Taxonomie betrifft hat die Schnabel-Ragwurz schon einige Umbenennungen über sich ergehen lassen müssen. Beschrieben wurde sie erstmals 1840. Sie ist damit im Vergleich zu vielen anderen Taxa eher ein Oldie. Zuerst hieß sie "oxyrhynchos". 1842 erhielt sie den illegalen Namen Arachnitis oxyrrhynchos. Nächste Station: Ophrys arachnitis subsp. oxyrrhynchos. 1927 wurde sie als Unterart zu Ophrys fuciflora, 1975 dann zu Ophrys holoserica gestellt. Schließlich wurde sie gar zu einer eigenen Art Ophrys oxyrrhynchos geadelt. Nach aktueller Meinung verschiedener Kollegen wird sie jetzt als Unterart zu Ophrys oxyrrhynchos gestellt, zusammen mit den Unterarten biancae, calliantha und celiensis. Ob man auch das Taxon "lacaitae" als Unterart zu Ophrys oxyrrhynchos stellen soll wie von Kreutz vorgeschlagen, kann man diskutieren. Sie ist relativ ähnlich, insbesondere was das prominente Anhängsel, die sehr kleinen Petalen und die meist grünen Sepalen betrifft, hat aber doch eine Eigenständigkeit, sodass auch den Artrang vergeben werden kann.

Ophrys oxyrrhynchos subsp. oxyrrhynchos wächst in lichten Eichenwäldern, Garriguen, Magerwiesen oder aufgelassenem Kulturland und damit vollsonnig bis halbschattig. Die Böden sollten kalkhaltig und vergleichsweise trocken sein. Das Höhenprofil reicht von 50 Meter bis hinauf auf 1.300 Meter Meereshöhe. Die Hauptblütezeit liegt im April und damit am selben Standort rund 2 Wochen vor Ophrys lacaitae.

Ophrys oxyrrhynchos bildet hier und da attraktive Bastarde, beispielsweise mit Ophrys lunulata. Auch Hybriden mit Ophrys lacaitae sind immer wieder zu beobachten und auch am intermediären Mal und dem im Vergleich zur Ophrys lacaitae weniger stark ausgeprägten gelben Lippenrand gut zu erkennen. Sie stehen zudem meist in Vollblüte, wenn die Schnabel-Ragwurz schon am Verblühen ist und Ophrys lacaitae noch Knospen trägt. Auch zur Subspezies calliantha gibt es nicht selten Übergangsformen, erkennbar zum Beispiel am meist schmutzig braunroten Perigon. Wir konnten 2009 zwei Hybriden mit Ophrys lutea subsp. lutea finden, eine Kombination, die bislang noch nicht mal beschrieben wurde. Sie finden entsprechende Bilder in unserem Bildarchiv.

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Sizilien (I), 14. April 2009


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Sizilien (I), 14. April 2009


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Sizilien (I), 14. April 2009