Ophrys parvimaculata
(O. und E. Danesch) H.F. Paulus und Gack

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Monte Gargano, April 1988


Ophrys parvimaculata ist eine Art, die meist gut zu erkennen ist, zumindest wenn es sich um unverfälschte Populationen handelt. Einen Grund kann man schon aus dem Namen ableiten, denn "parvimaculata" bedeutet ja soviel wie "mit kleinem Mal". Tatsächlich ist das Mal auf der Lippe meist wenig ausgeprägt und kaum verzweigt. Wie bei allen Ragwurzarten aus dem Spinnen und Hummel-Komplex ist das Mal alleine allerdings kein sicheres Erkennungsmerkmal. Da muss man schon noch auf andere Details achten, die dann in der Summe ein Bild geben. Entsprechendes gilt für die Farbe der Sepalen und Petalen, insbesondere bei Ophrys parvimaculata. Zwar überwiegt der grüne bis grünliche Grundfarbton. Dennoch gibt es - wie die Fotos zeigen - über rosa, rot bis weiß alle Variationen, wobei es sich in diesem Falle nicht um Farbanomalien handelt. Vielmehr gehören solche Farbtöne zur üblichen Variationsbreite innerhalb der Art.

Charakteristisch ist noch die "runde" Lippenform mit den aufgesetzt wirkenden Höckern, die eigentlich immer vorhanden und gut ausgeprägt sind. Insgesamt sind die Blüten deutlich kleiner als bei Ophrys holoserica, mit der sie gelegentlich zusammen vorkommt. Während die Art früher als Subspezies von Ophrys holoserica geführt wurde, zählt man sie heute wie auch Ophrys candica und die viel größere Ophrys chestermannii als eigenständige Art zur Ophrys bornmuelleri-Gruppe.

Das Verbreitungsgebiet von Ophrys parvimaculata ist verhältnismäßig klein. Nur im Südosten des italienischen Festlandes und dort insbesondere in Apulien und der Basilicata kann man sie gelegentlich finden. Sie ist damit ein zentral-mediterran / zentral-submediterranes Florenelement. Während sie am Monte Gargano noch eine Rarität ist, kommen weiter südlich im Absatz des italienischen Stiefels auch individuenreichere Bestände vor. Richtig häufig ist die Art allerdings nirgends. Ihr wird eine Affinität zu Flaumeichen nachgesagt. Offensichtlich mag sie halbschattige Standorte besonders gerne. Aber auch auf voll besonnten Extensivweiden oder in Garriguen kann man sie finden, und zwar bis hinauf in eine Höhe von rund 600 Metern. Mitte April ist die günstigste Zeit, wenn man diese Art blühend sehen will.

Bestäubt wird die Art von Eucera nigrescens, einer Hymenoptere aus der Ordnung Anthophoridae. Wie auch bei allen anderen Arten der Gattung Ophrys gibt es gelegentlich Bastarde, die allerdings oft schwer zu erkennen sind, insbesondere dann, wenn in der Umgebung noch "ähnliche" Arten vorkommen. So ging es uns auch an einem ausgesprochen arten- und individuenreichen Standort südlich Alberobello, wo wir einige der Fotos links aufgenommen haben. Wie vielfältig solche Standorte sein können mögen sie an der folgenden Liste der dort vorkommenden Arten erkennen. Neben wenigstens 6 verschiedenen inter- und intragenerischen Bastarden und Ophrys parvimaculata fanden wir: Ophrys tarentina, Ophrys apulica, Ophrys sphegodes, Ophrys atrata, Ophrys garganica, Ophrys fusca agg., Ophrys oxyrrhynchos, Ophrys bertolonii, Ophrys tenthredinifera, Ophrys bombyliflora, Ophrys sicula, Ophrys lutea, Orchis papilionacea, Orchis picta, Orchis italica, Orchis lactea, Orchis tridentata, Aceras anthropophorum, Serapias lingua, Serapias bergonii, Anacamptis pyramidalis und Barlia robertiana.

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Monte Gargano, April 1988


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Apulien, 17.4.2002


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Apulien, 17.4.2002


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Apulien, 17.4.2002


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Apulien, 17.4.2002