Orchis quadripunctata subsp. quadripunctata

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Monte Gargano (I), April 1984


Unsere aktuelle Orchidee des Monats Mai 2007 trägt ein entscheidendes Erkennungsmerkmal bereits im Namen. Das adjektivische Artepitheton "quadripunctata" weist unmissverständlich auf die vier Punkte hin, die die Blütenlippen zieren. Wie überall im Leben gibt es natürlich auch hier Ausnahmen. Manchmal fehlen die Punkte, oder es sind zwei oder drei. In manchen Fällen werden es auch mehr, wobei man dann - insbesondere im östlichen Mittelmeerraum - etwas genauer hinsehen sollte, denn es könnte sich auch um eine Hybride mit einem anderen Knabenkraut handeln.

Weitere charakteristische Merkmale sind die für ein Knabenkraut relativ kleinen Blüten mit einem sehr dünnen, bis 12 Millimeter langen, nach unten gerichteten Sporn, sowie die meist deutlich gefleckten Grundblätter. Insgesamt bleibt die Wuchshöhe mit 10 bis 30 Zentimetern relativ bescheiden. Durch diese Merkmalskombination ist das Vierpunkt-Knabenkraut unverwechselbar. Allenfalls die im östlichen Mittelmeerraum auftretenden Hybridschwärme mit Orchis anatolica subsp. anatolica sind ähnlich im Erscheinungsbild, aber immer insbesondere wegen der mehr als vier Punkte auf der Blütenlippe zu erkennen.

Was den Namen betrifft, gibt es unterschiedliche Auffassungen, heute mehr denn je. In letzter Zeit wurde das Taxon als eigenständige Art unter Orchis quadripunctata gelistet (Delforge 2001). Kreutz (Kompendium der europäischen Orchideen, 2001) sowie Baumann, Künkele und Lorenz (Die Orchideen Europas, 2006) sind im Rahmen einer Neuordnung der Artbewertung - der wir uns angeschlossen haben - wieder zum Rang einer Subspezies zurückgekehrt. Kretzschmar, Eccarius und Dietrich vertreten hingegen in ihrem neuen, bemerkenswerten Buch über die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis und Neotinea (2007, ISBN 978-3-937107-11-0) insbesondere auf Grund neuester genetischer Untersuchungen die Auffassung, dass doch der Artbegriff angemessen ist. Dieses Beispiel macht das "Durcheinander" deutlich, das in der Orchideensystematik heute herrscht und letztlich auf die unterschiedlichen Artkonzepte zurückzuführen ist.

Das Verbreitungsgebiet umfasst Süditalien, die südliche dalmatinische Küstenregion, Griechenland und einige griechische Inseln. Es ist damit ein zentralmediterranes Florenelement. Auf Kreta kommen sowohl Orchis quadripunctata subsp. quadripunctata, als auch die als Orchis sezekiana bezeichneten Hybridschwärme mit Orchis anatolica subsp. anatolica vor, während auf Zypern ausschließlich die Übergangsform in erstaunlich einheitlicher Ausprägung vorkommt. Entsprechende Fotos finden Sie im Bildarchiv unter Orchis sezekiana.

Das Vierpunkt-Knabenkraut ist Licht liebend und deshalb bevorzugt auf Magerrasen und in der Macchia bzw. Phrygana anzutreffen. Es ist an Kalk gebunden, braucht basisch reagierende Böden und bildet an zusagenden Standorten oft individuenreiche Bestände. Die Blütezeit liegt zwischen März und Ende Mai. Die Höhenverbreitung reicht von Meeresniveau bis hinauf in 1.500 Meter über dem Meer. Der Chromosomensatz ist 2n = 42. Die Unterart ist allogam und bildet Hybriden mit Orchis pauciflora und Orchis provincialis, die, wie alle Bastarde zwischen rot- und gelb blühenden Knabenkräutern, äußerst attraktiv im Erscheinungsbild sind. Überzeugen Sie sich selbst in unserem Bildarchiv. Übrigens: Eine hellgelbe Lippenbasis kommt bei dieser Subspezies gelegentlich vor (zum Beispiel auf Kreta) und ist nur dann ein Hinweis auf einen hybridogenen Charakter, wenn auch andere Merkmale auf eine Hybride schließen lassen.

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Kreta (GR), 6. April 2004


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Kreta (GR), 6. April 2004


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Kreta (GR), 6. April 2004


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Kreta (GR), 6. April 2004