Ophrys sphegodes subsp. araneola

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Schwäbische Alb (D), 28. April 2008


Diesmal wollen wir etwas für die Freunde der heimischen Orchideenflora tun. Die ungewöhnlich artenreiche Gattung Ragwurz hat ihren Verbreitungsschwerpunkt unzweifelhaft rund ums Mittelmeer. Bis nach Mitteleuropa haben es aus dem großen Angebot nur fünf verschiedene Taxa geschafft. Dies liegt insbesondere daran, dass die Ragwurze zu den wärmeliebenden Arten zählen und die langen und kalten Winter nördlich der Alpen nun so gar nichts für diese zarten Gewächse sind. Nur Hummeln, Bienen, Fliegen, sowie die kleinen und großen Spinnen sind soweit frosthart, dass sie dauerhaft in Mitteleuropa überleben können, wenn gleich sie auch hier auf besonders wärmebegünstigte Standorte angewiesen sind.

Wir wollen im Folgenden die kleinblütige Unterart der Spinnenragwurz näher ansehen. Wie zu erwarten ist auch dieses Taxon voller taxonomischer Probleme. Wie oft hat sich ihr Name schon geändert. Ophrys sphegodes subsp. litigiosa, Ophrys aranifera var. bzw. subsp. araneola, Ophrys sphegodes var. pseudospeculum, Ophrys araneola subsp. araneola, um nur einige zu nennen. Und auch heute noch besteht unter den Orchideenfreunden keineswegs Einigkeit, was den korrekten Namen betrifft. Getreu dem Motto, wo immer möglich und vertretbar den Rang der Unterarten dem der Art vorzuziehen, stellen wir zumindest das mitteleuropäische Taxon als Unterart zu Ophrys sphegodes. Ähnliche Taxa gibt es auch an vielen anderen Stellen in Europa. Manchmal wird die eine oder andere zu Ophrys sphegodes subsp. sphegodes dazu gezählt, meist aber hat man diese Populationen anders getauft, was hier nicht näher vertieft werden soll. Nach derzeitigem Stand reicht das Verbreitungsgebiet dieser Unterart von Nord-Ost Spanien bis Mittelfrankreich, in Deutschland dringt sie nach Norden bis Thüringen vor.

Von allen mitteleuropäischen Ragwurzarten ist die kleine Spinne die früheste. In günstigen Jahren öffnet sie die ersten Blüten bereits Mitte April zusammen mit den Küchenschellen, und es kommt nicht selten vor, dass sie nochmals kurzfristig von Frühlingsschnee überdeckt werden. Die Hauptblütezeit liegt auf der Schwäbischen Alb, einem der Hauptvorkommensgebiete, in der ersten Maihälfte. Sie ist noch seltener als ihre großblütigere Schwester, Ophrys sphegodes subsp. sphegodes, mit der sie nicht selten zusammen vorkommt. Letztere beginnt gerade erst mit der Blüte, wenn die kleine Spinne schon in Hochblüte steht. Normalerweise können beide Taxa nicht nur anhand der Blütezeit und der Blütengröße unterschieden werden. Auch ansonsten gibt es auffällige Unterschiede. So ist die Lippengrundfarbe unserer Orchidee des Monats deutlich heller (braun), das Mal weniger deutlich abgehoben und oft verzweigter und die Lippen tragen in der überwiegenden Zahl der Fälle einen mehr oder weniger deutlich sichtbaren gelben Rand. Schwieriger wird es allerdings bei Mischformen, die bei gemeinsamen Vorkommen gelegentlich zu beobachten sind. Eine der Abbildungen zeigt beide Spinnentaxa in direktem Vergleich.

Die kleine Spinne mag kalkhaltige Böden, saure Standorte meidet sie. Sie bevorzugt südexponierte und gut besonnte Hänge bis hinauf auf 1.300 Meter Höhe, und sie braucht nährstoffarme Böden, um nicht von der konkurrenzkräftigeren Flora überwuchert zu werden. Und weil das alles noch nicht genug der Ansprüche ist, braucht sie auch noch den richtigen Bodenpilz um keimen zu können und zudem den richtigen Bestäuber, und das ist die Hymenoptere Andrena lathyri. All das zusammen ist eben nicht so häufig in Deutschland, was die große Seltenheit erklärt. Da nimmt es nicht Wunder, wenn sich die Orchideenfreunde zur Blütezeit auf den besseren Standorten die Klinke in die Hand geben.

Hybridisierung ist innerhalb der Gattung Ragwurz weit verbreitet. Auch die fünf mitteleuropäischen Arten machen da keine Ausnahme. Während die kleine Spinne gelegentlich mit der Subspezies sphegodes hybridisiert, sind Hybriden mit der Fliegen- und Hummelragwurz schon viel seltener. Eine ausgesprochene Rarität sind Bastarde mit der Bienenragwurz, was insbesondere auch daran liegt, dass die Bienenragwurz zu den selbstbestäubenden Arten gehört, die naturgemäß weit weniger zur Hybridisierung neigen. Außerdem kommt es nur selten vor, dass sich die Blütezeiten der sehr frühen kleinen Spinne mit der späten Biene überschneiden. Egal, welche Hybride es ist, für jeden Orchideenfreund sind sie immer wieder ein ganz besonderes Highlight. Nach über 25 Jahren Orchideenexkursionen wird es unsere Leser nicht wundern, dass wir im Bildarchiv von allen Mischformen eine Auswahl an Bildern anbieten können. Viel Spaß beim Blättern.

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Schwäbische Alb (D), 28. April 2008


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Schwäbische Alb (D), 11. April 2008


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Schwäbische Alb (D), 11. April 2008


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Schwäbische Alb (D), 16. Mai 2010