Dactylorhiza elata |
(Poiret) Soo 1786
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Mit Dactlyorhiza elata wenden wir uns diesmal wieder der schwierigen Gattung der Knabenkräuter zu. Schwierig deshalb, weil in vielen Fällen eine eindeutige Zuordnung zu einer der beschriebenen Arten nicht möglich ist. Dies liegt, wie bei anderen Arten dieser Gattung schon ausführlicher erläutert, einmal daran, dass sie sich morphologisch sehr nahe stehen. Zum anderen haben die Arten meist keine spezifischen Bestäuber, so dass man immer wieder Hybridpopulationen findet, während man die dazugehörigen Eltern oft vergeblich sucht. Die meisten Knabenkräuter führen wir in unserem Archiv als eigenständige Arten, wohlwissentlich, dass dies in vielen Fällen nicht korrekt sein dürfte. Solange aber niemand ein nachvollziehbares System der Nomenklatur veröffentlicht hat, wollen wir uns an die übliche Praxis halten. Selbst eine Umgruppierung vorzunehmen fehlt uns das nötige Wissen und die Zeit zu recherchieren, und ins Blaue hinein ein weiteres System auf den Markt zu werfen würde mehr verwirren als zur Klärung beitragen. Dies gilt im übrigen auch für die meisten anderen Gattungen, so z.B. auch für Ophrys, wobei uns hier der von Herrn Dr. Kretzschmar in seinem Buch über die Orchideen von Kreta, Kasos und Karpathos gemachte Versuch der Umgruppierung recht gut gefällt, selbst wenn auch hier nicht ganz klar ist, warum die Umgruppierung so und nicht anders erfolgt ist. Jedenfalls wäre es an der Zeit, den Artbegriff wieder etwas restriktiver auszulegen. Dactylorhiza elata macht, was die Nomenklatur betrifft zwar keine prinzipielle Ausnahme. Allerdings gehört sie zu den noch vergleichsweise gut identifizierbaren Arten, wenngleich auch sie sehr formenreich ist und zudem häufig Hybridisierung vorkommt, insbesondere mit Dactylorhiza maculata / fuchsii. Zur Bestimmung ist insbesondere das Gesamtbild wichtig. Nicht allein die Zeichnung der Blüten oder der Blätter ist es, sondern die Summe der Eigenschaften wie: meist schlanker Wuchs bis 1 Meter Gesamthöhe, ungefleckte, recht schmale Blätter, langgezogener Blütenstand, rötliche und flächige Grundfärbung der Blüten und der vergleichsweise dicke Sporn. Hinzu kommt die vergleichsweise späte Blütezeit. Das Verbreitungsgebiet von Dactylorhiza elata liegt im westlichen Mittelmeergebiet. Es reicht von der iberischen Halbinsel über Frankreich bis Sardinien. Es handelt sich damit um ein zentral und westmediterranes, zentral und westsubmediterranes, südatlantisches und südsubatlantisches Florenelement. Aus verschiedenen Gegenden sind auch abweichende Pflanzen als Unterarten oder Varietäten beschrieben worden, so beispielsweise die Subspezies sesquipedalis, zu der die französischen Populationen gehören sollen. Wir haben eine Untergliederung von Dactylorhiza elata bislang nicht nachvollziehen können. Die Art blüht je nach Höhenlage von April bis Juli und bildet an ihren Vorkommensorten oft dichtere Bestände, vorausgesetzt die Wuchsbedingungen sind optimal. Kalkhaltige und frische bis nasse Böden werden bevorzugt. In den Bergen kann man sie bis hinauf in 2.500 Meter finden, das ist schon sehr bemerkenswert. Oft findet man sie im nassen Straßengraben oder an Straßenböschungen mit Quellhorizonten. Stockt die Wasserversorgung, versiegen die Quellen oder trocknet der Boden bereits im Vorfrühling zu stark ab, bekommen die Pflanzen eine Depression. Nicht selten findet man in einem guten Jahr Hunderte von Pflanzen, im Jahr darauf an der selben Stelle aber nur wenige oder sogar gar kein blühendes Exemplar mehr. Das extrem trockene und warme Jahr 2003, wo die Art eher selten anzutreffen war, ist hierfür ein gutes Beispiel. Dactylorhiza elata steht oft vergesellschaftet mit Dactylorhiza maculata / fuchsii. Erstere steht im feuchteren Bereich und hat nasse Füße, die andere im trockeneren, meist auch schattigeren Bereich. So wundert es nicht, dass man fast regelmäßig auch Hybriden zwischen diesen beiden Arten findet. Sie sind vergleichsweise gut zu identifizieren, insbesondere an den gefleckten Blättern und den Blüten, die zwischen den Eltern vermitteln; in unserem Bildarchiv sind einige Beispiele vertreten. Oft sind solche Hybridpflanzen auch besonders stattlich im Wuchs, möglicherweise ein Heterosiseffekt. Und auch der Standort ist mehr oder weniger "intermediär", findet man solche Pflanzen doch meist im Randbereich der Feuchtgebiete und Quellfluren. Als weitere Mischpartner wurden Dactylorhiza incarnata und Gymnadenia conopsea beobachtet. | |