Orchis purpurea
Hudson 1762

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Monte Gargano (I), April 1984


Mit Orchis purpurea haben wir diesmal wieder einen Kandidaten ausgewählt, dem man auch in Deutschland begegnen kann. Es ist unser stattlichstes Knabenkraut, das jeden fasziniert, der es zum ersten Mal sieht, insbesondere dann, wenn es so zahlreich auftritt wie in unserer Standortsaufnahme links, die allerdings aus Frankreich stammt. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Europa, Nordafrika und Kleinasien von der meridionalen bis zur temperaten Zone. Das gesamte Verbreitungsgebiet ist allerdings größer und umfasst auch das mediterrane und das pontische Gebiet am Ostfuß der Karpaten sowie Kaukasien, wobei die Exemplare dort auch unter anderen Namen geführt werden (Orchis caucasica). Es ist damit ein mediterran orientalisch submediterran pannonisch pontisches, mittel- und südatlantisch subatlantisch zentraleuropäisches Florenelement. Die Art kommt an ihr zusagenden Standorten auch in größeren Beständen vor. In Deutschland, wie auch im gesamten Mittelmeergebiet allerdings ist dies eher die Ausnahme. Hier darf man sich über jedes einzelne vorkommende Exemplar freuen.

Orchis purpurea ist nicht zu verwechseln. Das liegt zum einen an der stattlichen Erscheinung bis einer Höhe von bis zu 90 Zentimetern und ihrem verhältnismäßig großen Blütenstand. Auch die pro Pflanze 25-200 Blüten sind charakteristisch in Form und Farbe. Besonders auffällig ist die tief dunkel-violettrote Farbe des Helms, was ihr auch den deutschen Namen Purpurknabenkraut eingebracht hat. Auch die kleinen, dunklen Haarbüschel auf der Lippe und der Kontrast zwischen dunklem Helm und heller Lippengrundfarbe sind charakteristisch. Ansonsten sind Blütengröße, Lippengestalt und Wuchshöhe relativ variabel, was manchmal zu Verunsicherung und auch schon zur Beschreibung besonderer Varietäten und Hybriden geführt hat. Hier ist Zurückhaltung angebracht. Schon Linné sagte: "Wer sich in Varietäten verliert, verkennt das Prinzip der vielschaffenden Natur“.

Das Purpurknabenkraut mag eher halbschattige Standorte wie lichte Wälder und Waldsäume. Aber auch in Garriguen, Wacholderheiden und anderen Magerrasen kann man sie bis in Höhenlagen von bis zu 1.700 Metern (Türkei) finden, vorausgesetzt, die Standortbedingungen sagen ihr zu. Dies sind insbesondere mäßig trockene bis wechselfeuchte, immer basenreiche Böden, die nicht mit Kunstdünger, Gülle oder anderen "Bodenverbesserern" und "Ertragssteigerern" behandelt werden. Dass die Art bei uns selten in offenen Halbtrockenrasen und eher in wärmebegünstigten Wäldern oder halbschattigen Bereichen vorkommt, liegt möglicherweise an der extremen Frostempfindlichkeit der frühblühenden Art. Die Blütezeit beginnt Mitte April und reicht bis Mitte Juni in höheren, kontinentalen Lagen. Die Blätter dieser Art erscheinen übrigens bereits im November / Dezember.

Orchis purpurea ist ein launischer Geselle und kann jahrelang mit der Blüte aussetzen, wenn sie etwas auszusetzen hat, beispielsweise wenn der Biotop zu sehr zugewachsen ist oder der Witterungsverlauf nicht passt. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Standortsaufnahme links aus dem Aveyron. Sie sehen selbst, wie sich diese Art in einem guten Jahr wie 2004 entwickeln kann. Nur ein Jahr später kamen auf der selben Stelle nur 5 (!) Pflanzen zur Blüte, während Orchis militaris 2005 weitaus häufiger war als im Jahr 2004. Das ist Natur und nur insofern problematisch, weil Beschreibungen von besonders beeindruckenden Populationen manchmal für Frust bei Kollegen sorgen, wenn diese im nächsten Jahr eben nicht die beschriebene Blütenpracht vorfinden. Bloß gut, dass man meistens Belegaufnahmen hat und sich so gegen den Vorwurf der Übertreibung gut wehren kann.

Für die Liebhaber von Hybriden ist Orchis purpurea ein dankbarer Kandidat. Zum einen kommt sie gerne vergesellschaftet mit anderen Arten, beispielsweise der Gattung Orchis vor, was ja Voraussetzung für die Hybridbildung ist. Zum anderen ist insbesondere die Hybride mit Orchis militaris gar nicht so selten. Kommen beide Elternarten gemeinsam vor, lässt meist auch die Hybride, die mit Orchis x hybrida sogar einen gebräuchlichen eigenen Namen hat und zudem fertil ist, nicht lange auf sich warten. Hybriden mit Orchis simia dagegen sind schon wesentlich seltener. Besonders attraktiv und für jeden Orchideenliebhaber eine besondere Delikatesse sind die Gattungshybriden mit Aceras anthropophorum, die man hin und wieder finden kann. Da beide Eltern so grundverschieden in der Gestalt sind, ist ein solcher "Orchiaceras" ein besonders gutes Anschauungsobjekt, will man die Auswirkungen der Bastardierung erklären. Die Hybriden liegen nämlich meist gut dazwischen, so dass man den Einfluss der verschiedenen Eltern gut sehen kann. Einige können sie auf unserer Seite über das Bildarchiv (Hybriden mit Aceras antropophorum) oder die Rubrik Hybriden betrachten. Weitere, seltene Hybriden sind beschrieben mit Orchis coriophora, Orchis mascula, Orchis morio, Orchis papilionacea, Orchis spitzelii und Orchis ustulata, sowie mit Coeloglossum viride, Dactylorhiza incarnata und Dactylorhiza majalis, wobei einige dieser Kreuzungen aus unserer Sicht zweifelhaft sind. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=42.

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Schwäbische Alb (D), Mai 1985


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Monte Gargano (I), April 1984


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Cevennen (F), Mai 1999


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Lapanousse (F), 22. Mai 2004