Ophrys bombyliflora

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Sizilien (I), 17. April 2009


Wir bleiben bei der artenreichen und bei den Orchideenfreunden so beliebten Gattung der Ragwurze und nehmen uns diesmal ein Taxon vor, das vermutlich jeder von uns, der mal ans Mittelmeer gereist ist, schon zu Gesicht bekommen hat. Es ist die kleine, aber hübsche, ein wenig pummelig wirkende Bremsen-Ragwurz. Publiziert bereits im Jahre 1799 hat sie nomenklatorisch eine bewegte Vergangenheit. Aus heutiger Sicht exotisch klingende Synonyme sind Ophrys bombyliifera, tabanifera, disthoma, hiulca, canaliculata, pulla und labrofossa. Und selbst bei den deutschen Namen können wir mit Drohnen-Ragwurz und Hummelschweber-Ragwurz noch zwei weitere deutsche Namen anbieten.

Die nicht nur wegen der sehr stumpfen Säule und dem stark zurückgeschlagenen Anhängsel unverwechselbare Drohnen-Ragwurz hat ein vergleichsweise großes Verbreitungsgebiet. Es umfasst das Mittelmeergebiet von Westanatolien und Rhodos bis hinüber zu den Kanarischen Inseln. Es ist also ein mediterran kanarisch, west- und zentral-submediterranes Florenelement. Innerhalb dieses großen Vorkommensgebiets variiert sie erstaunlich wenig. Übrigens: Es ist die einzige Ragwurzart, die es bis zu den Kanarischen Inseln geschafft hat.

Die Art ist wenig variabel im Erscheinungsbild, bei einer Ragwurz eher ungewöhnlich. Über einige Populationen mit signifikant kleineren Blüten wurde zwar schon berichtet. Wir gehen aber davon aus, dass solche Erscheinungen innerhalb der Bandbreite der Art liegen. Die Drohnen-Ragwurz kommt in lichten Wäldern, austrocknenden Sumpfwiesen, Garriguen, Magerwiesen, Straßengräben und -Böschungen, ja selbst in extensiv genutztem Kulturland vor. Wir fanden sie am Monte Argentario sogar direkt neben unserem Zelt am gut frequentierten Campingplatz! Da fühlt man sich natürlich besonders wohl und schläft himmlisch.

Ophrys bombyliflora bildet gerne relativ dichte Bestände, was insbesondere an ihrer Möglichkeit zur vegetativen Vermehrung liegt. Nur am Rande des Verbreitungsgebiets dünnt sie aus. So ist sie in Südfrankreich beispielsweise sehr selten. Die Lehm- und Sandböden, auf denen man sie bevorzugt finden kann, sollten mäßig trocken bis mäßig feucht und in der Regel basenreich sein. Sie mag volle Sonne ebenso wie halbschattige Standorte. Wegen des großen Verbreitungsgebiets und des vertikalen Höhenprofils von Meeresniveau bis hinauf auf 900 Meter variiert die Blütezeit stark. Sie beginnt bereits im Februar, letzte Exemplare kann man noch bis spät in den Mai hinein entdecken.

Beim Bestäuber gibt’s auch Auswahl: In Frage kommen aus der Gattung Eucera die Taxa orianensis, nigrescens, gracilipes, vulpes und algira. Womit wir bei den Hybriden wären. Ophrys bombyliflora gehört nämlich zu den hybridfreudigeren Arten, oder man könnte auch sagen zu den unsoliden Gesellen, was sicher auch mit der verhältnismäßig großen Zahl an Bestäubern zu tun hat. Natürlich selten, aber doch immer wieder kann man Hybriden mit den verschiedensten Ragwurzarten finden, am ehesten noch mit Vertretern der Gruppe Ophrys tenthredinifera oder Ophrys incubacea. Und in den meisten Fällen sind die Hybriden auch gut zu erkennen, was natürlich insbesondere an den ganz charakteristischen und unverwechselbaren morphologischen Eigenschaften der Drohnen-Ragwurz liegt.

Kommt Ophrys bombyliflora vor, macht es immer Spaß, auch nach Hybriden Ausschau zu halten. Immer wieder wird man mit Leckerbissen belohnt. Nicht weniger als 13 verschiedene natürliche Hybridkombinationen haben wir im Archiv, und das sind längst nicht alle möglichen. Klicken Sie einfach mal durch. Gerade an diesen Beispielen kann man die Hybridisierung sehr anschaulich demonstrieren. Ein eindrückliches Beispiel haben wir links abgebildet. Und auch Albinos kommen vor. Sie haben meist grünes Perigon und grüne Lippe mit weißlichem Mal. Der Chromosomensatz beträgt (natürlich) 2n = 36.

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Sizilien (I), 16. April 2009


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Sizilien (I), 17. April 2009


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Sizilien (I), 17. April 2009


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Monte Gargano (I), April 1984