Ophrys helenae |
RENZ 1928
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Der Orchideenliebhaber freut sich über jede Orchidee, die er entdeckt, ganz klar. Über manche Funde aber freut man sich ganz besonders. Hierzu gehört zum Beispiel die erstmalige Begegnung mit der herrlichen Helena-Ragwurz. Wenn dann noch ein gutes Jahr für diese Art wie 2001 ist und die Pflanze in größeren Beständen zur Blüte kommt, ist die Begeisterung natürlich groß. Das sind die Momente, wo man schon mal eine Stunde mit Staunen und Fotografieren beschäftigt ist, worüber Nicht-Naturliebhaber dann mit Unverständnis den Kopf schütteln ("Alles Verrückte"). Ophrys helenae ist etwas ganz besonderes. Sie ist unverwechselbar, denn es ist die einzige Ragwurz, der das für diese Gattung so charakteristische Mal gänzlich fehlt. Als hätte jemand vergessen, es aufzumalen. Die Blüten erscheinen deshalb relativ einheitlich, wenn auch die Grundfärbung nicht immer wein- bis dunkel braunrot ist sondern in Grenzen schwankt und manchmal sogar ein bläulicher Schimmmer in der Lippenmitte zu erkennen ist. Trotz fehlendem Mal ist die Blüte insbesondere wegen ihrer Größe (bis 2 cm lang und ausgebreitet 2,4 cm breit) und der samtigen Behaarung sehr attraktiv. Auch andere Merkmale wie das kleine Anhängsel, die meist fehlenden Höcker und die runde Form der Lippe sind gute Erkennungszeichen. Da verwundert es schon ein wenig, dass diese Art über Jahre zu Ophrys mammosa geschlagen wurde. Erst Renz hat sie im Jahre 1928 als eigenständige Art beschrieben. Sie ist vergleichsweise hochwüchsig (bis 40 cm), und der Blütenstand macht wegen der großen Blüten einen "gewichtigen" Eindruck. Nach starkem Regen findet man deshalb bedauerlicherweise viele Pflanzen mit abgeknickten Stängeln, weil die Blütenstiele der Belastung durch die üppige Blütenpracht nicht standgehalten haben. Die Helena-Ragwurz hat ein relativ enges Verbreitungsgebiet: Südalbanien, von Korfu und Cephalonie im Westen bis Thessalien im Osten, vom Golf von Korinth im Süden bis Kastoria im Norden. Das Verbreitungszentrum liegt in der Umgebung von Ioannina. In letzter Zeit ist auch ein Standort vom Peloponnes bekannt geworden. Es ist ein ost- und zentralmediterranes, ost-submediterranes Florenelement. Der Name übrigens hat nichts mit griechischer Mythologie zu tun sondern ist ganz profanen Ursprungs. Der Erstbeschreiber Renz hat die Art schlicht seiner Mutter Helene Renz gewidmet. So einfach ist das manchmal. Ophrys helenae blüht vergleichsweise spät, von Ende April in tieferen Lagen bis Ende Mai im Mittelgebirge, wo sie bis in einer Höhe von 1.000 Metern hinaufsteigt. Man findet sie in praller Sonne wie auch im Halbschatten auf basischen, frischen bis trockenen Böden. Sie gedeiht in lockeren Gebüschen, auf Weiden, ja sogar in extensiven Wirtschaftswiesen, wo sie auch größere Bestände bilden kann. An manchen Standorten ist sie die dominierende Orchideenart, insbesondere in ihrem Hauptvorkommensgebiet in der Gegend um Ioannina. Wie viele andere Orchideenarten im Mittelmeergebiet kann man sie dort sogar am Straßenrand vom Wagen aus entdecken. Hybriden sind selten und dem Autor bekannt mit Ophrys mammosa und Ophrys argolica; weitere, z.B. mit Ophrys ferrum-equinum, sind sicher möglich. Albinos sind sehr selten, während Farbabweichungen bis hin zu hellroter Lippenfärbung in den Beständen immer wieder mal vorkommen. Ganz selten sind die Blütenlippen von einem schmalen, gelben Rand umsäumt. | |