Epipactis microphylla
( (Ehrhardt) Swartz 1800 )

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Blüten


Mit den Stendelwurzen ist das so eine Sache. Da gibt es einige Orchideenkenner, die sagen, gerade die Gattung Epipactis sei leicht zu handhaben, die einzelnen Arten gut zu unterscheiden. Andere wagen sich schon gar nicht erst an dieses Thema. Auch wir von Orchis.de haben diese Gattung bislang eher vernachlässigt. Zum einen liegt dies daran, dass die einzelnen Arten meist weniger fotogen sind als beispielsweise Vertreter der Gattungen Dactylorhiza, Orchis oder Ophrys. Das ist zwar wenig wissenschaftlich, aber sind wir doch ehrlich: Die meisten von uns fotografieren zuerst die schönen Motive, es ist ja in erster Linie ein Hobby.

Darüber hinaus stehen Stendelwurze meist auf schattigen Standorten, meist im Wald (Name Waldstendel!), was oft zu fototechnischen Problemen führt. Gerade Habitus- und Standortaufnahmen sind vielfach nur schwer gut hinzukriegen, da braucht man bloß die einschlägige Literatur durchzusehen. Ohne Blitz meist flau, unscharf und ohne Kontrast. Mit Blitz wenigstens scharf, aber wegen des schwarzen Hintergrundes sehr unnatürlich. Außerdem stören die Schlagschatten, die man nur mit großem Aufwand einigermaßen vermeiden kann. Und noch was ganz banales kommt hinzu. Die meisten Stendelwurzarten blühen vergleichsweise spät. Oft ist der Reiseetat des Jahres da schon aufgebraucht wegen ausgedehnter vorangegangener Reisen, der Schrank voll mit neuen Dias. Und ein Familienurlaub muss ja schließlich auch noch sein. Da bleiben dann die Stendelwurze oft auf der Strecke. Wir werden das aber sicher noch nachholen.

Wie dem auch sei: Eine der wenigen, auch für Laien gut zu erkennen Stendelwurzarten ist Epipactis microphylla. Gute Merkmale sind die feine, dichte Behaarung der gesamten Pflanze, insbesondere der Stängel. Man könnte meinen, die Pflanzen seien mit einem grauen Filz überzogen. Und dann sind da natürlich die auffällig kleinen Blätter, die der Pflanze ihren Namen gegeben haben. Auch die längsten erreichen kaum 4 Zentimeter Länge, die Breite liegt meist unter einem Zentimeter. Die kleinen Blätter reichen denn auch kaum aus, die Pflanze mit den nötigen Aufbaustoffen zu versorgen. Die Art ist deshalb in besonders starkem Maße von ihrem Wurzelpilz abhängig (Starke Mykotrophie). Weitere gute Merkmale sind die einzelnen, auffallend kleinen und farblosen Blüten. Man muss schon das Balgengerät bemühen um einigermaßen formatfüllende Fotos zu kriegen. Dann aber zeigt sich, dass auch Stendelwurzblüten recht attraktiv sein können. Die nickenden Blüten duften übrigens nach Nelken.

Besonders ausgeprägt sind auch die beiden Warzen im hinteren Teil der Blütenlippen und die dazwischenliegende Längsleiste. Sie erinnern etwas an Epipactis atrorubens, einer ebenfalls kleinblütigen Art, die bereits Orchidee des Monats war. Übrigens gehört Epipactis microphylla, wie beispielsweise auch Epipactis parviflora, zur Gruppe Epipactis atrorubens. Die Rostelldrüse ist zwar vorhanden, meist aber funktionsunfähig, so dass Selbstbestäubung überwiegt (fakultative Autogamie). Die Art entwickelt fast ausschließlich blühende Triebe und wächst oft über Jahre im verborgenen. Deshalb, und weil die ganze Pflanze sowieso recht unscheinbar ist, wird sie sicher oft übersehen. Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in ihrem Verbreitungsgebiet insgesamt selten ist.

Epipactis microphylla ist weit verbreitet: In Europa und Vorderasien, in der meridionalen, submeridionalen und der Südhälfte der temperaten Zone, außerdem in Kaukasien und Nordpersien. In den kontinentalen Gebieten Osteuropas dagegen fehlt sie. Die Art bevorzugt schattige Laubwälder und Gebüsche, kommt aber im Mittelmeerraum auch auf relativ locker verbuschten und somit weitgehend freien Weide- und Wiesenflächen vor. In den Bergen steigt sie hinauf bis auf erstaunliche 1.800 Meter! Die Böden sollten nährstoffreich und kalkhaltig, frisch oder auch relativ trocken sein. Die Blütezeit liegt im warmen Mittelmeerraum bereits im Mai, erstreckt sich in den Hochlagen aber bis in den August hinein. Diese breite Amplitude bezüglich der Standortansprüche erstaunt doch. Offensichtlich gibt es zwei Rassen oder Ökotypen: Zum einen eine eher mediterran verbreitete, die meist auf trockenen, relativ lichten Standorten zu finden ist und die relativ früh blüht. Zum anderen eine später blühende, die vor allem in schattigen Wäldern und auf relativ frischen Standorten vorkommt. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 (32). Hybriden wurden bekannt mit Epipactis atrorubens und Epipactis helleborine.

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Blüten


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Blütenstand


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Habitus


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Standort