Platanthera montana

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Vercors (F), 27. Mai 2003


Die Gattung Platanthera hat in Europa nur vergleichsweise wenige "Kinder". Insgesamt sind es zwar über 50 Arten, die meisten davon allerdings in den Tropen und Subtropen. In Deutschland kommen nur zwei Arten vor, nämlich die Zweiblättrige Waldhyazinthe, Platanthera bifolia, und die Berg-Waldhyzinthe, Platanthera montana. Beide Arten lassen sich zweifelsfrei unterscheiden, insbesondere beim Blick in die Blüte. Während nämlich die beiden Staubbeutelfächer bei Platanthera bifolia parallel ausgerichtet sind und nahe beinander liegen, stehen sie bei der Berg-Waldhyazinthe im Winkel von rund 45 Grad zueinander. Alle anderen Merkmale sind nicht besonders stabil. Am ehesten könnte man noch den bei der Berg-Waldhyazinthe insgesamt eher grünlich-weißen Farbton der Blüten nennen. Die Blütenfarbe bei Platanthera bifolia ist dagegen strahlend weiß.

Apropos grünlich-weiße Blüten: Die Art ist vielen von Ihnen vermutlich eher als Platanthera chlorantha bekannt. In der Tat wurde sie bis vor wenigen Jahren so bezeichnet. In der neueren Literatur ist man dagegen wieder zum ursprünglichen Namen Platanthera montana zurück gekehrt. Besonders treffend ist dieser Name allerdings nicht, vor allem nicht, wenn man sie damit von ihrer Schwester, der zweiblättrigen Waldhyazinthe trennen soll. Beide Arten kommen nämlich von Meereshöhe bis hinauf über 2.300 Meter über dem Meer vor. Nebenbei ist allerdings auch das Adjektiv "zweiblättrig" nicht gerade ein gutes Trennungsmerkmal zwischen beiden Arten. Aber immerhin trifft es zu, denn meist tragen die Pflanzen (beider Arten) in der Tat nur zwei Blätter. Die Bezeichnung "Waldhyazinthe" ist, zumindest was den Teil "Wald" betrifft, auch nicht besonders gut gewählt. Zwar kommen beide Arten in feuchten, lichten Wäldern und am Rande von Gebüschen vor, aber eben auch in sonnigeren Lagen, beispielsweise in Feucht- und Nasswiesen, Flachmooren und Magerrasen, was unsere Fotos gut dokumentieren. Am zutreffendsten ist noch der Wortteil "Hyazinthe", denn die Blüten duften süßlich, allerdings mit unterschiedlichen "Parfüm".

Während Platanthera bifolia insgesamt relativ weit verbreitet und stellenweise häufig ist, findet man die Berg-Waldhyazinthe, unsere Orchidee des Monats Juli, weitaus seltener. Ein weites Verbreitungsgebiet hat jedoch auch sie. Es umfasst Europa, Nordafrika und Vorderasien von der meridionalen zur temperaten Zone. Außerdem kommt sie im ozeanischen Skandinavien, in der westlichen borealen Zone, in Kaukasien und Westpersien vor. Die Südgrenze der Verbreitung verläuft von Nordspanien über Sizilien, den Peloponnes und Kurdistan bis Nordwest-Iran. Sie ist damit ein meridional / montan submeridional temperates (boreales) Florenelement.

Die Art, die immerhin bis zu 80 Zentimeter hoch werden kann, bevorzugt kalkhaltige Böden und blüht je nach Höhenlage und Standort von Mai bis August, übrigens im Schnitt zwei Wochen früher als Platanthera bifolia. Der Geophyt mit zwei rübenförmigen Knollen, deren Enden zu Wurzeln verlängert sind, wird durch langrüsselige, mittelgroße und kleine Nachtfalter bestäubt. Der Chromosomensatz beträgt 2n=42. Kommt Platanthera chlorantha gemeinsam mit Platanthera bifolia vor, entstehen manchmal Hybriden, die insbesondere an der intermediären Stellung der Staubbeutelfächer zu erkennen sind. Die in der Literatur angegebenen Hybriden mit Coeloglossum viride sind eher zweifelhaft.

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Vercors (F), 27. Mai 2003


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Pforzheim (D), 23. Mai 2008


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Pforzheim (D), 23. Mai 2008


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Pforzheim (D), 23. Mai 2008