Ophrys mirabilis

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21. April 2009, Sizilien (I)


Was für ein Name, Ophrys mirabilis – die Wunderbare Ragwurz! Schön ist sie in der Tat, mit ihrer samtigen Lippe und den abgerundeten Seitenlappen. Und es ist ein sehr junges Taxon, was angesichts der eindeutigen charakteristischen Merkmale eigentlich schon erstaunlich ist. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu allen anderen Vertretern aus den Formenkreisen lutea und fusca auf Sizilien ist die völlig fehlende Kerbe an der Lippenbasis. Verwechseln könnte man sie allenfalls mit Ophrys omegaifera subsp. dyris, die aber auf Sizilien nicht vorkommt und auch eine andere Lippenfarbe und –zeichnung hat. In wie weit die von Tunesien bereits 1927 gültig beschriebene Ophrys atlantica subsp. hayekii identisch mit Ophrys mirabilis ist, lässt sich im Nachhinein nicht mehr eindeutig klären, denn sie ist dort inzwischen ausgestorben.

Über die Geschichte einer Art ist meist wenig bekannt. Meistens beginnt sie einfach mit der gültigen Beschreibung in einem der vielen Orchideenzeitschriften. Bei der Wunderbaren Ragwurz ist das anders. Unter dem Titel "La vera storia dell'Ophrys mirabilis" kann man im Internet die Geschichte der Entdeckung dieses Taxons nachlesen (www.ragusa.net/colori/orchidee2/ophrys_mirabilis.htm). Auch wenn's italienisch ist und die Automatenübersetzung mehr als hakelig, man kann einigermaßen folgen. Es begann alles an einem Mai-Abend im Jahre 1989. Da saßen einige Orchideenfreunde zusammen und betrachteten ihre jüngst gemachten Fotos. Dabei war auch eine auffällige Pflanze, die nicht so recht zu den bisher auf Sizilien bekannten Vertretern der Braunen Ragwurz passte. Dass es sich hierbei um ein eigenständiges Taxon handelt, hat man damals freilich noch nicht erkannt. So verging die Zeit, aber alles Weitere können Sie ja selbst nachlesen.

Jedenfalls wurde Ophrys mirabilis als eigenständiges Taxon erst 1991 von den Französischen Botanikern Philippe Geniez und Frédéric Melki in der Zeitschrift "L'orchidophilie", der Publikation der französischen Orchideengesellschaft (SFO) beschrieben. Ganze drei Pflanzen hatten sie beim Monte Fromaggio gefunden und darauf die Beschreibung aufgebaut, ganz schön mutig. Aber letztlich doch gerechtfertigt, weil dieses Taxon zwischenzeitlich an mehreren weiteren Stellen gefunden werden konnte und eindeutig zu erkennen ist. Eine Rarität ist es trotzdem, auch deshalb, weil die Pflanze meist wenig gesellig in kleineren Beständen auftritt. Findet man sie dann tatsächlich, ist die Freude natürlich riesengroß.

Der Blütezeit liegt vergleichsweise spät. Vor Mitte April braucht man gar nicht mit der Suche beginnen. Sie steht meist vollsonnig auf trockenen, basischen Böden in beweideten Magerrasen und Garriguen. Die Höhenverbreitung endet bei 900 Metern. Viel mehr gibt's nicht zu diesem Taxon zu sagen.

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