Orchis papilionacea ssp. alibertis
G. und H. Kretzschmar 2002

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Miamou, Kreta (GR), 14. April 2004


Diesmal haben wir einen Kandidaten ausgewählt, über den wir in der Literatur erstaunlicherweise wenig in Erfahrung bringen konnten. Nicht einmal im Standardwerk von Delforge, der sonst kaum eine Variante ausgelassen hat, findet man einen Hinweis auf diese Sippe, die nach unserer Kenntnis bislang nur von Kreta bekannt ist. Dies ist deshalb erstaunlich, weil sich diese Sippe deutlich von der auf Kreta vorherrschenden ssp. heroica unterscheidet. Da zudem ihr Vorkommen nicht auf einen Standort beschränkt, sondern auf einen größeren Bereich der Insel verteilt ist, halten wir den Status einer Subspezies für gerechtfertigt.

Auch wenn bislang nicht alle Standorte dieser Art wegen der Verwechslung mit der ssp. heroica bekannt sein dürften, muss man ganz klar sagen, dass die ssp. alibertis weitaus seltener ist als die ssp. heroica, die zu den häufigeren Arten beispielsweise auf Kreta zählt. Beschrieben wird die Art von Kretzschmar in dem 2002 erschienenen Werk "Orchideen auf Kreta, Kasos und Karpathos", erschienen im Selbstverlag (ISBN 3-00-008878-4).

Weil diese Sippe bislang kaum bekannt ist, wollen wir in diesem Falle, anders als bei den bisherigen Orchideen des Monats, etwas näher auf die Diagnose eingehen. Die Subspezies alibertis unterscheidet sich insbesondere durch folgende Merkmale von der Subspezies heroica: Der Wuchs ist viel schlanker, die Stängel höher als bei der gedrungeneren ssp. heroica. Der Blütenstand ist kompakter, meist breiter als hoch, und besteht aus meist weniger als 10 Einzelblüten. Bei der ssp. heroica ist der Blütenstand gestreckter, meist höher als breit und trägt meist deutlich mehr, nämlich 8 bis 20 Blüten. Die Blüten der ssp. alibertis sind deutlich kleiner, ansonsten aber ähnlich gezeichnet. Insgesamt wirkt die Farbe des Blütenstandes frischer, heller und leuchtender rot-violett; die Grundfarbe der Blüten bei der ssp. heroica ist mehr rötlich. Außerdem blüht die Art erst auf, wenn die ssp. heroica schon verblüht ist, was auf einem der Fotos gut zu erkennen ist. Die Unterschiede sind morphologisch und phänologisch jedenfalls so deutlich, dass am Rang der Subspezies kein Zweifel bestehen dürfte.

Die Art kommt auf trockenen Wiesen ebenso vor wie in der Phrygana, aufgelassenen Olivenhainen oder an Straßenböschungen. Sauren Untergrund scheint sie zu meiden. Die Blütezeit beginnt Mitte April und erstreckt sich bis in den Mai. Ebenfalls in Blüte steht zu dieser Zeit Anacamptis pyramidalis, während Ophrys fusca ssp. cressa gerade aufzublühen beginnt. Es ist immer wieder ein interessantes Phänomen, das wohl jeder Orchideenfreund kennt. Da besucht man einen Standort auf Kreta, sagen wir Ende März. Die herrliche Orchis papilionacea ssp. heroica bestimmt das Bild, Orchis italica blüht gerade auf und ist ebenfalls sehr prominent. Mitte April kommt man dann wieder und stellt verblüfft fest, dass Orchis papilionacea heroica ebenso verschwunden ist wie Orchis italica, wobei letztere meist von Schafen oder Ziegen weggefressen ist. Dafür steht plötzlich, wie aus dem nichts, die ssp. alibertis auf der Fläche. Und je genauer man schaut, desto mehr werden es. Deshalb lohnt es sich fast immer, einen guten Orchideenstandort mehrmals zu verschiedenen Zeiten zu besuchen.

Orchis papilionacea ssp. alibertis kommt oft zusammen mit der ssp. heroica vor. An einem Standort beobachteten wir eine Pflanze, die in den Merkmalen zwischen der ssp. alibertis und der ssp. heroica stand. Ob es sich hier um eine Hybride handelt oder nur um eine außergewöhnlich gut gewachsene ssp. alibertis kann aber nicht zweifelsfrei gesagt werden. Sie finden als Zugabe diese Pflanze links abgebildet, neben Fotos der typischen ssp. alibertis.

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Miamou, Kreta (GR), 14. April 2004


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Miamou, Kreta (GR), 14. April 2004


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Miamou, Kreta (GR), 14. April 2004


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Miamou, Kreta (GR), 14. April 2004