Malaxis monophyllos |
Swartz 1788
|
---|---|
Endlich mal was eindeutiges, könnte man vielleicht sagen. Die Orchidee des Monats September ist in der Tat unverwechselbar. Das Erscheinungsbild ist insgesamt einmalig, allenfalls Hammarbya paludosa zeigt ein gewisse Ähnlichkeit. Eine Verwechslung mit ihr ist aber schon auf Grund des Standorts nicht möglich, denn Hammarbya paludosa wächst ausschließlich in Zwischen- und Hochmooren zwischen Sphagnen und ist zudem noch extrem selten. Ein gutes Erkennungsmerkmal für Malaxis monophyllos ist auch das einzelne, knapp oberhalb des Bodens liegende, oval-längliche Blatt. Das hat ihr auch den Namen eingebracht. Übrigens: Hin und wieder trifft man sogar auf Exemplare mit zwei Blättern. Sie sind meist auch besonders stattlich im Wuchs, so dass sie schon als eigene Varietät „diphyllos“ bezeichnet wurden. Besonders überzeugend ist das nicht, zumal solche Exemplare immer zwischen den „einblättrigen“ auftreten. Es dürfte sich schlicht um besonders günstige Mikrostandorte handeln, die das Pflanzenwachstum begünstigen. Nebenbei: Es gibt Kollegen, die führen Hammarbya paludosa unter Malaxis paludosa. Dem mögen wir uns nicht anschließen. Für uns ist Malaxis monophyllos in Europa die einzige der insgesamt 200 Arten aus der Gattung Malaxis. Wenn man sich die kleinen, filigran und zerbrechlich erscheinenden Blütchen ansieht, kann man den um 380 Grad gedrehten Blütenstiel erkennen. Er führt dazu, dass die Blütenlippen nach oben zeigen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass fast alle nordamerikanischen Pflanzen um 180 Grad gedrehte Blüten haben, so dass die Blütenlippen nach unten weisen. Ob es sich hier um eine eigene Varietät oder Subspezies handelt („brachypoda“), können wir nicht beurteilen, zumal sie offensichtlich sonst identisch sind mit den im übrigen Verbreitungsgebiet vorkommenden Exemplaren. Interessant ist noch, dass das Einblatt - so der deutsche, sehr zutreffende Name für diese gute Art - bis zu 30 (maximal 40) Zentimeter hoch werden kann, ein vertikal verlaufendes Rhizom und am Grund eine von den Blattscheiden umhüllte, ziemlich flachgedrückte und grüne Scheinknolle hat, die sich dicht über der des Vorjahres entwickelt. Malaxis monophyllos hat ein vergleichsweise großes Verbreitungsgebiet. Es ist einmal in der temperaten und borealen Zone Europas verbreitet, fehlt aber in Westeuropa. Im Süden geht sie bis zu den Alpen und den Karpaten. Das ist aber nicht alles, denn die Art hat ein zirkumpolares Verbreitungsgebiet in der temperaten und borealen Zone, in den Gebirgen Ostasiens und Nordamerikas bis in die meridionale Zone. In Deutschland ist sie außerhalb der Alpen und der Voralpen sehr selten und in den östlichen Bundesländern ist sie zwischenzeitlich sogar ausgestorben. Wer’s wissenschaftlich haben will: Es ist ein alpisch karpatisch (s) + n-subatlantisch zentraleuropäisch sarmatisch m-sibirisch skandinavisch (n-russisches) Florenelement. Puh. Die Art ist vergleichsweise selten und nur im Alpenraum etwas steter. Auf Grund ihres unauffälligen Erscheinungsbildes wird sie aber sicher oft übersehen. Auch gut geübte Orchideenaugen erkennen sie meist erst bei direktem Blickkontakt. Sie wächst in feuchten, lichten Wäldern, Feuchtwiesen, am Rand von nassen, moosigen Felsen oder an Waldbächen. Am ehesten entdeckt man sie am Rand von Waldwegen oder im Straßengraben. Wir fanden sie zuletzt 2007 mitten in einer feuchten und vergleichsweise mastigen Bergwiese am Seebergpass in Österreich, vergesellschaftet mit Hunderten von Dactylorhiza maculata und vielen Gymnadenia conopsea. Aus der Fundortbeschreibung kann man schon erkennen, dass die Art insbesondere an die Wasserversorgung hohe Ansprüche stellt. Unter 700 Metern wird man sie in Europa vergeblich suchen, in den Bergen geht sie hinauf bis in 1900 Meter Meereshöhe. Die Böden sind basenreich bis leicht sauer. Die Blütezeit beginnt Ende Juni und reicht in höheren, schattigeren Lagen bis Ende Juli. Als Chromosomensatz wird 2n= 28 angegeben. Bastardfans kommen bei dieser Art nicht auf ihre Kosten. Es gibt schlichtweg keine, und auch Farbvarietäten sind wegen des weitgehenden Fehlens von Farbstoffen nicht bekannt. | |