Calypso bulbosa

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Olympic National Parc (USA), Juli 1995


Nach dem Abstecher in die Berge bei der letzen Orchidee des Monats ist diesmal ein Exot an der Reihe. Calypso bulbosa, also die knollige Calypso, auch Norne genannt, ist schon eine eigenartige Orchidee. Mit ihrem ausgefallenen Blütenbau will sie nicht so recht ins Bild europäischer Orchideen wie Ragwurze oder Knabenkräuter passen. Ein wenig erinnert sie an den Frauenschuh, mit dem sie aber nicht näher verwandt ist. Diese Exklusivität hat den Vorteil der Unverwechselbarkeit. Wenigstens bei dieser Gattung gibt es damit keine endlosen Diskussionen über den Status der Art, übrigens der einzigen innerhalb der Gattung Calypso. Allenfalls kann man diskutieren, ob die Unterteilung in eine Varietät americana für die ostamerikanischen Populationen und eine Varietät occidentalis für die westamerikanischen und eurasiatischen Vorkommen gerechtfertigt ist.

Insgesamt ist die Art zirkumpolar in der borealen und temperaten Zone verbreitet und kommt von Nordasien bis Nordamerika vor. Es ist ein skandinavisch-nordrussisch-nordsibirisches Florenelement. Europäische Vorkommen liegen in Finnland, Schweden und Russland, so dass die Behandlung in www.orchis.de gerechtfertigt ist. Die allogame Kesselfallenblume hat Knollen mit verlängerten Wurzeln und blüht unmittelbar nach der Schneeschmelze in Mai und Juni. Sie ist trotz ihrer auffälligen Blüten leicht zu übersehen. Das liegt zum einen am insgesamt niedrigen Wuchs, und zum anderen an den meist relativ schlechten Lichtverhältnissen am Wuchsort. Die Art liebt nämlich Schatten und ist deshalb ausschließlich in dichteren und feuchten Nadelwäldern, an den niederschlagsreichen Westküsten Nordamerikas auch in Laub(misch)wäldern zu finden. Dass die Art am Stängelgrund nur ein ovales Laubblatt entwickelt, macht sie auch nicht gerade leichter auffindbar. Wenn man sie dann entdeckt hat, ist die Begeisterung natürlich riesengroß.

Die hübsche Blume wird von Hummelweibchen bestäubt, der Chromosomensatz beträgt 2n=28. Hybriden gibt es logischerweise keine. Noch ein Geständnis: Bei den Fotos haben wir uns Bilder aus Nordamerika "ausgeliehen". Dort fanden wir die Art zufällig bei einer Wanderung im Olympic National Parc in Montana. Zu einer gezielten Reise nach Skandinavien ist es noch nicht gekommen. Es sollte sich bei den abgebildeten Pflanzen um die Varietät occidentalis handeln, wir bitten um Nachsicht. Die Vorkommen innerhalb der Europäischen Union sind nach Anhang II der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) geschützt.

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Olympic National Parc (USA), Juli 1995


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Olympic National Parc (USA), Juli 1995


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Olympic National Parc (USA), Juli 1995


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Olympic National Parc (USA), Juli 1995