Ophrys promontorii

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10. Mai 2009, Cervaro (I)


Als Orchidee des Monats nehmen wir uns diesmal wieder einen Vertreter der Gattung Ragwurz vor. Es ist wieder so ein schwieriger Kandidat, dessen taxonomische Stellung umstritten ist. Delforge stellt das Taxon in den Artrang und betrachtet es zusammen mit Ophrys lunulata, Ophrys panattensis, Ophrys tarentina und Ophrys melitensis als Teil der Gruppe von Ophrys lunulata. Außerdem vermutet er eine rezente Entstehung aus Hybridisation unter Beteiligung von Ophrys garganica, Ophrys incubacea und Ophrys tarantina. Das kann sein, muss aber nicht. Interessant ist, dass drei der genannten Taxa über grüne Sepalen verfügen, nämlich Ophrys tarentina, Ophrys. melitensis und eben auch Ophrys. promontorii. Bei letzterer haben in manchen Populationen allerdings bis zu 10 % ein hellrosa Perigon.

Aufgefallen ist das Taxon bereits dem Ehepaar Danesch. Sie beschrieben es 1971 in "Die Orchidee", 22 (6). Nach ihrer Auffassung war Ophrys promontorii ein Endemit des Monte Gargano (Promontorio del Gargano), was auch das Art-Epitheton erklärt. Sundermann (1980) wiederum stellte das Taxon zu Ophrys bertolonii, was nachvollziehbar ist für die Zeit, wo es nur Ophrys bertolonii mit geknickter Lippe und Ophrys bertoloniformis für alle anderen Arten mit reduziertem Mal und mehr oder weniger gerader Lippe gab. Baumann et al (2006) behalten den Artrang ebenso bei wie Kreutz (2004). Weil als spezifischer Bestäuber Osmia mustelina feststeht, ist das aus populationsbiologischer Sicht nachvollziehbar. Wir schließen uns (zumindest vorläufig) dieser Meinung an, auch wenn wir nicht immer der rein populationsbiologischen Taxonomie folgen.

Auch wenn Ophrys promontorii eine gewisse Variabilität aufweist ist sie doch meist gut zu erkennen. Die Sepalen sind grün, in wenigen Fällen auch hellrosa-grünlich. Die Petalen sind vergleichsweise groß, grün, manchmal bräunlich überlaufen und am Rande wellig. Die Lippengrundfarbe und das Basalfeld sind sehr dunkel, das Mal isoliert, reduziert, von andeutungsweise H-förmig bis hin zu zwei isolierten Punkten. Die Lippe ist länglichoval, gehöckert und vor allem ungeteilt und am Rande stark zottig behaart, das Anhängsel sehr klein. Auffallend ist auch die an der Basis sehr breite Narbenhöhle. Die Angabe, wonach die Art niederwüchsig sein soll, trifft für Teile der Abruzzen nicht zu. Dort erreicht sie durchaus Höhen von 25-30 Zentimetern, vergleichbar mit Ophrys incubacea.

Die Promontorio-Ragwurz ist ein Endemit Mittel- und Süditaliens und kommt dort in den Abruzzen, S-Latium und am Monte Gargano vor mit Vorposten bei Brindisi. Der deutsche Name "Vorgebirgs-Ragwurz" ist gerade in den Abruzzen ziemlich zutreffend. Dort kommt sie nämlich insbesondere in den Vorbergen im Bereich von 800-1.000 Metern Meereshöhe vor, während sie auf Meeresniveau und oberhalb von 1.000 Metern eher seltener anzutreffen ist. Oberhalb 1.300 Meter ist es dann auch dieser Art zu unwirtlich. Die Hauptblütezeit liegt in den Mittelgebirgslagen Ende April / Anfang Mai. Da die Abruzzen meist erst Ende Mai zur Hauptblütezeit der Hummelragwurz und von Ophrys lacaitae besucht werden, entgeht die dann bereits weitgehend verblühte Art vielen Besuchern. Sie wächst oft vollsonnig und gerne auf basenreichen, frischen bis trockenen Bergweiden. Insgesamt ist sie selten. Am Monte Gargano und in Teilen der Abruzzen kann man aber durchaus auch individuenreiche Bestände finden.

Hybriden kommen hier und da vor, insbesondere mit Ophrys sphegodes s.l., mit Ophrys bertolonii subsp. bertolonii und mit Ophrys holoserica subsp. dinarica. Im Laufe des Jahres werden wir einige interessante Bilder aus dem Jahr 2009 in unser Bildarchiv stellen.

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