Cephalanthera kurdica
BORNMÜLLER 1895

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Blüten


Manchmal ist man als Orchideenfreund auch mit Laien im Gelände unterwegs. Man muss ja auch andere auf die Schönheiten der Natur aufmerksam machen. Sichtliche Verwirrung ruft man hervor, wenn man plötzlich im Wald bemerkt: "Dort steht ein Waldvögelein". Wieso steht, Vögel fliegen doch. Dann die Aufklärung. Nicht ein Vogel, sondern eine Orchidee der Gattung Cephalanthera kann gezeigt werden. Dies ist auch in Mitteleuropa gut möglich, denn bei uns gibt es immerhin drei verschiedene Arten zu entdecken, nämlich das rotblühende Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra), das weißblühende Weiße Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) und viel seltener das Schwertblättrige Waldvögelein (Cephalanthera longifolia). Im östlichen Mittelmeerraum gibt es noch ein paar mehr Arten, darunter auch die hübsche Cephalanthera kurdica. Der Name deutet schon auf das Verbreitungsgebiet hin. Man findet sie nämlich von der westlichen Südtürkei ostwärts durch Kurdistan bis Westpersien. Außerdem besitzt die Art noch ein kleines isoliertes Areal in der Nordosttürkei. Sie ist damit ein ostmediterran orientalisch (ostsubmediterranes) Florenelement.

Das Kurdische Waldvögelein ist mit bis zu 80 cm Wuchshöhe eine auffallende und stattliche Erscheinung. Vom Roten Waldvögelein unterscheidet es sich insbesondere durch den kleinen Sporn, der beim Roten Waldvögelein völlig fehlt. Auch der Habitus der Pflanze ist deutlich anders als bei Cephalanthera rubra. Bevorzugter Lebensraum sind lichte Wälder und Gebüsche in Höhen von 800 bis 2.000 Meter auf meist basenreichen Böden. Die Blütezeit reicht je nach Höhenlage von Ende März bis Anfang Juni. Auch in der Südtürkei, wo viele Arten durch Ausgraben der Knollen stark gefährdet sind (siehe Rubrik "Orchideen und Naturschutz"), findet man in den Wäldern immer wieder mal Pflanzen oder kleine Gruppen. Die schönsten Bestände findet man - wie immer in der Türkei - auf Friedhöfen, wo schon mal ein paar Hundert gezählt werden können.

Selten kommen apochrome Varianten vor, die entweder weiß mit violettroten Blüten oder reinweiß-gelblich sind. Auch Exemplare mit grünlichgelben Stängeln und Laubblättern und rosa gefärbten Blüten, oder ganz "normale" Albinos mit weißen Blüten und Chlorophyll in Blättern und Stängeln sind möglich, so beispielsweise in der Südwesttürkei. Sehr selten bildet sie Bastarde, beispielsweise mit Cephalanthera rubra. Nach Westen hin wird die Art durch Cephalanthera epipactoides abgelöst. Hybriden zwischen diesen beiden Arten findet man deshalb nur im direkten Kontaktbereich in der Türkei.

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Habitus


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Blütenstand


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Detailaufnahme


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Standort