Orchis cazorlensis |
Lacaita 1930
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Orchis cazorlensis ist eine gute Art, wenn man das so sagen darf. Wer sie zum ersten Mal sieht und ein wenig Erfahrung hat, wird spontan sagen: Jawohl, das ist ganz klar etwas eigenständiges. Umso mehr verwundert es, dass diese sehr attraktive und auffällige Art lange Zeit offensichtlich unbeachtet blieb. Wie sonst ist zu erklären, dass sie in den meisten Orchideenbestimmungsbüchern nicht auftaucht. Lediglich Delforge erachtete es als angebracht, die Art zu beschreiben. Orchis cazorlensis ist gut zu identifizieren und könnte am ehesten mit der nahe verwandten Orchis spitzelii verwechselt werden. Bei genauerer Betrachtung allerdings fallen signifikante Unterschiede auf. So sind die Einzelblüten von Orchis cazorlensis deutlich größer als die von Orchis spitzelii. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die relativ flache Ausbreitung der Lippe, die bei Orchis spitzelii meist deutlich konvex ausgebildet ist. Zudem sind die Blütenlippen bei Orchis spitzelii meist stärker rötlich-violett getönt und gezeichnet, während sie bei Orchis cazorlensis einen deutlich helleren Farbton aufweisen. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist insbesondere der Sporn. Bei Orchis cazorlensis ist er ungefähr halb so lang wie die Lippe (Foto!), bei Orchis spitzelii dagegen ungefähr gleich lang. Auch im Chromosomensatz unterscheiden sich beide Arten. Orchis spitzelii hat wie Orchis prisca 2n=40, Orchis cazorlensis und Orchis ligustica dagegen 2n=42. Das Verbreitungsgebiet der Art ist vergleichsweise klein. Sie kommt vor allem in den Bergregionen im Zentrum und im Süden Spaniens vor. Dort scheint die Art endemisch zu sein, zumal Fundmeldungen von Marokko und Mallorca sehr zweifelhaft sind. Im Verbreitungsgebiet ist sie jedoch stellenweise recht häufig, so dass eine akute Gefährdung derzeit nicht gegeben ist. Dies gilt beispielsweise für die Montes Universales und die Serrania de Cuenca, wo unsere Bilder entstanden sind. Orchis cazorlensis wächst im Halbschatten und ist damit eine Waldart. Dichte Wälder allerdings meidet sie ebenso wie offene, stark besonnte Bereiche. Die Böden sind neutral bis leicht sauer, von unterschiedlichem Feuchtegehalt und im Winter schneebedeckt. Die vertikale Verbreitung liegt zwischen 900 und 1.900 Metern, wobei sie in Höhen von 1.200 bis 1.500 Metern besonders gut entwickelt ist und dichtere Bestände bilden kann, durchaus vergleichbar mit Orchis mascula in Süddeutschland. Die Art blüht je nach Höhenlage von Mai bis Juni, wobei sich vor allem die letzte Maiwoche für einen Besuch anbietet, zumal dann auch einige andere Orchideenarten und interessante Begleitpflanzen blühen. Hybriden sind möglich mit anderen Vertretern der Gattung Orchis, aber sehr selten. So beispielsweise mit Orchis mascula, mit der sie häufig zusammen vorkommt. Wegen der großen, ausgebreiteten Lippen und der stattlichen Wuchshöhe - sie erreicht immerhin eine Gesamthöhe von 30-35 Zentimetern - sind Albinos bei dieser Art besonders beeindruckend. Die links abgebildete Pflanze leuchtete uns schon auf 50 Meter Entfernung im Wald entgegen. Trotzdem braucht man für einen solchen Fund natürlich extremes Glück oder einen Tipp von Kollegen wie in unserem Falle. | |