Ophrys fusca ssp. creberrima |
(Paulus) H. Kretzschmar comb. nov.
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Diesmal wagen wir uns wieder an die etwas schwierige Gruppe der Braunen Ragwurze. Ophrys fusca creberrima ist eine jener Neuschöpfungen, die gerade in den letzten Jahren für mehr Ordnung in der schwierigen Gruppe sorgen sollten. Bei der Fülle neuer Arten weiß man allerdings nicht so recht, ob damit eher mehr Verwirrung als Klarheit geschaffen wurde. Erstmals als eigene Art beschrieben hat sie Paulus 1998 im Amtsblatt des AHO Baden-Württemberg, dem Europäischen Journal Europäischer Orchideen, nachdem er ihr zuvor den Arbeitsnamen Ophrys "creberrima-fusca" gegeben hatte. Namengebend war der Bestäuber Andrena creberrima. Man mag zum rein populationsbiologischen Ansatz der Artbestimmung und insbesondere den Bestäubungsversuchen von Gack und Paulus stehen wie man will. Tatsache ist, dass einem diese Unterart bei einem Besuch Kretas Mitte April schon als etwas eigenständiges auffällt. Sie ist nämlich im Gegensatz zu einer "normalen" fusca bzw. lupercalis - der auf Kreta am ehesten Ophrys fusca subsp. creticola entspräche - deutlich kleinblütiger. Man kann von mittelgroßen fusca-Blüten sprechen. Auch blüht sie im mittleren Zeitfenster, gehört also weder zu den extremen Frühblühern, noch zu den späten Arten. Ob die Unterscheidungsmerkmale allerdings den Artrang rechtfertigen, scheint fraglich. Uns gefällt trotz der Kritik mancher Kollegen die Neukombination von Kretzschmar in seinem Werk über die Orchideen auf Kreta, Kasos und Karpathos besser. Deshalb führen wir diese Pflanzen als Ophrys fusca subsp. creberrima. Die Art steht Ophrys leucadica, die, dem Kretzschmar'schen Ansatz folgend eher Ophrys fusca ssp. leucadica heißen sollte, sehr nahe. Diese hat jedoch Adrena flavipes als Bestäuber, der bislang auf Kreta nicht nachgewiesen werden konnte. Die Creberrima-Ragwurz hat ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet. Man findet sie auf den Cycladen und insbesondere auf Kreta, wo sie stellenweise nicht selten ist. Die Lippenränder sind meist (leicht) umgeschlagen, die Lippengrundfarbe ist mehr oder weniger blau, manchmal auch etwas gesprenkelt. Die Malzeichnung ist, wie bei vielen Vertretern dieser Gruppe, oft ein Omega. Besonders charakteristisch ist aber die tiefe Kerbe mit ihrem wulstigen Rand an der Lippenbasis, wenngleich auch andere Arten dieser Gruppe mit diesem Merkmal ausgestattet sind. Am ehesten verwechseln kann man sie unserer Meinung nach mit Ophrys fusca ssp. cressa, die aber deutlich später blüht und fast immer eine sehr flache Lippe und einen mehr oder weniger gelben Rand besitzt. In der Blütezeit überschneiden sich beide Arten, so dass manchmal Übergangspopulationen zu beobachten sind. Entsprechendes gilt für die sehr früh blühende und großblütige Ophrys fusca ssp. creticola. Solche Hybriden sind aber wegen der vergleichsweise geringen Unterschiede der Eltern meist nur schwer und nicht sicher zu bestimmen. Ophrys fusca ssp. creberrima wächst in Wiesen und rasiger Phrygana, manchmal auch in extensiv bewirtschafteten Olivenhainen und am Rande von Gebüschen vollsonnig oder halbschattig. Sie ist kalkstet und geht hinauf bis rund 900 Metern Meereshöhe. Nach Delforge handelt es sich um eine eher spätblühende Art mit einer Blütezeit von Mitte März bis Mai. Nach Kretzschmar dagegen blühen die Pflanzen auf Kreta von Anfang März bis Anfang April. Wir fanden die Art in Kreta im etwas späteren Jahr 2004 um den 10. April aufblühend bis vollblütig, allerdings in Höhen über 500 Metern. Einen ähnlichen Blühzustand hatte an den Fundorten übrigens die deutlich kleinblütigere und schlankere Ophrys cinerophila, zumindest im Jahr 2004. | |