Comperia comperiana
(STEVEN) ASCHERSON UND GRÄBNER 1907

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Akseki (TR), 17. Mai 2000


Diesmal haben wir eine Art ausgesucht, die in mehrerer Hinsicht bemerkenswert ist. Sie ist sehr gut zu erkennen und unverwechselbar und deshalb auch nicht Objekt nomenklatorischen Streits, wie beispielsweise manche Arten der Gattung Dactylorhiza, Ophrys oder Epipactis. Welch eine Wohltat. Dies liegt insbesondere an den langen, fadenförmigen Fortsätzen der Lippe, die sonst keine andere Orchidee aufweist. Allenfalls Vertreter der näher verwandten Gattung Himantoglossum kommt ihr entfernt nahe, haben aber längst nicht so ausgeprägte Fortsätze. Die morphologischen Merkmale sind relativ konstant, was ebenfalls zur Unverwechselbarkeit beiträgt. Die allogame Täuschblume (Bienenblütigkeit) wir mit bis zu 70 Zentimetern Höhe relativ stattlich und die dekorativen, bis über 6 Zentimeter langen Blüten stehen ihr ausgezeichnet.

Im europäischen Raum ist die Bartorchis, trefflich bezeichnet nach den langen Lippenfortsätzen, relativ selten. Will man sie live sehen, muss man schon eine längere Reise in Kauf nehmen, am besten in die Türkei. Es ist ein ost-mediterran orientalisch ost-submediterranes Florenelement mit Hauptverbreitungsgebiet in Kleinasien. Außer in der Türkei kommt sie vor auf der Krim, westwärts bis zu den ostägäischen Inseln mit höheren Gebirgen (Lesbos, Samos, Kos, Rhodos) und ostwärts durch irakisch Kurdistan bis Westpersien. Auf Rhodos wurde die Art in den letzten 25 Jahren immer wieder an wenigen Standorten beobachtet. Seit einigen Jahren jedoch gilt sie dort als verschollen.

Die Art meidet die Küstenregionen und geht lieber etwas weiter hinauf in die Berge, bis maximal 2.000 Metern Höhe. Man trifft die Kalk liebende Art in lichten Nadelwäldern (Zedern, Zypressen, Kiefern), aber auch in Laubwäldern der montanen Stufe und an Straßenböschungen, seltener in Trockenrasen. In der Türkei gehört sie zu den schönsten, seltensten und geheimnisvollsten Orchideen. Alte Friedhöfe, auf denen auch unsere Fotos aufgenommen wurden, stellen wichtige Rückzugsgebiete dar. Jedenfalls noch, denn waren Friedhöfe bislang vor Ausgrabungen einigermaßen sicher, greift diese Unsitte mehr und mehr auf diese letzten Orchideenplätze über. Kein Wunder, sind doch die Flächen außerhalb weitgehend "abgeerntet". Gerade die auffälligen Orchideenarten wie Knabenkräuter, Riemenzungen und die Bartorchis sind in der Türkei stark gefährdet. Die Blütezeit liegt relativ spät und reicht von Mai bis Juli (Hochlagen).

Die wenig veränderliche Art wurde von manchen Autoren der Gattung Orchis zugeschlagen. Daher auch die synonyme Bezeichnung Orchis comperiana STEV. Das morphologisch eigenständige Erscheinungsbild und die Chromosomenzahl von 2n=30 passen aber nicht so recht zur Gattung Orchis. Der Status einer monotypischen Gattung ist für Comperia deshalb auch aus unserer Sicht gerechtfertigt. Andere Bezeichnungen, die man in der Literatur findet sind Comperia taurica K.KOCH, Comperia karduchorum BORNMÜLLER UND KRAENZL und Himantoglossum comperianum (STEVEN) P. DELFORGE.

Lange war man der Meinung, dass diese Art keine Hybriden bildet. Jüngst ist jedoch eine Pflanze beschrieben worden, bei der es sich um eine Hybride mit Himantoglossum caprinum handeln soll. Wir haben diese Pflanze zwar nicht selbst gesehen, den veröffentlichten Fotos nach könnte diese Diagnose jedoch zutreffen . Ebenfalls schon beobachtet wurden hypochrome Pflanzen mit grünlich-weißen Blüten und fehlender Malzeichnung.

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Akseki (TR), 17. Mai 2000


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Akseki (TR), 17. Mai 2000