Ophrys fusca subsp. funerea (parvula) | |
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Diesmal ist wieder ein umstrittenes Taxon an der Reihe. Ist die Gattung Ragwurz insgesamt problematisch, so trifft dies in besonderem Maße auf die Gruppe Ophrys fusca zu. Da wird munter umkombiniert, in den meisten Fällen aber ohne durchgängiges und klares Konzept. Auch wir haben so etwas nicht, uns steht damit massive Kritik nicht zu. Wir halten den Ansatz von Baumann, Künkele und Lorenz im Büchlein "Die Orchideen Europas" am ehesten für überzeugend. Sie unterscheiden eine Gruppe mit großen, eine mit mittelgroßen und eine mit kleinen Blüten. So hatten wir das schon vor 15 Jahren gemacht vor der ganzen Arteninflation, wobei wir noch die Adjektive früh- und spätblühend zur Charakterisierung der Taxa verwendet hatten. Die drei Gruppen unterteilen die genannten Autoren wiederum in insgesamt 11 Unterarten. Eine der drei Unterarten innerhalb der kleinblütigen Gruppe ist die Subspezies funerea. In dieser Unterart führen sie alle kleinblütigen Taxa mit flacher, mehr oder weniger gelbrandiger Lippe und dem "Hauptbestäuber" Andrena flavipes. Auch wenn diese Taxa räumlich meist isoliert vorkommen, halten wir dieses Vorgehen deshalb für angebracht, weil sie sich wegen der Variabilität innerhalb der Bestände nicht zweifelsfrei im Gelände abgrenzen lassen, für uns ein wichtiges Kriterium. Zur Subspezies funerea zählt auch ein extrem kleinblütiges Taxon, das ausschließlich an der Südspitze von Rhodos vorkommt und 2001 als Ophrys parvula im Artrang beschrieben wurde. Kreutz betrachtet diesen rhodischen Endemiten als eigenständige Unterart von Ophrys fusca und liegt somit zwischen den beiden genannten Extremen. Dass Delforge das Taxon als eigene Art führt, ist aus seiner Sicht konsequent. Was den Bestäuber betrifft bestehen ebenfalls Unklarheiten. Nach Paulus wird die Art von Andrena tomora bestäubt, was bei dem von ihm angewandten populationsbiologischen Ansatz zu einer eigenen Art führt. Wie dem auch sei, wir bleiben bei der Subspezies funerea. Das hier beschriebene Taxon ist vergleichsweise gut zu erkennen. Es ist die Braune Ragwurz mit den kleinsten Blüten, die Bezeichnung "parvula" ist deshalb sehr treffend gewählt, heißt es doch übersetzt "winzig". Überhaupt sind die Pflanzen mit maximal 10 Zentimetern Wuchshöhe relativ schmächtig. Mehr als zwei Blüten pro Stängel sind meist nicht drin. Einzelpflanzen sind damit relativ leicht zu übersehen. Erst wenn sie in größeren Gruppen auftreten, entdeckt man sie leichter. Die Art wächst vollsonnig auf trockenen, steinigen Kalkböden in degradierter Phrygana in Küstennähe. Dass der überwiegende Teil des Vorkommensgebiets in einem Truppenübungsplatz liegt, ist eher von Vorteil, denn die militärische Nutzung ist relativ unproblematisch und verhindert eine Bebauung oder Inkulturnahme der Flächen, was an den betreffenden Stellen zum Totalverlust führen würde. Die Blütezeit liegt zwischen Mitte März und Anfang April. Hybriden sind bei diesem relativ jungen Taxon bislang keine bekannt geworden, aber zu erwarten. Mehr gibt's hier nicht zu sagen. | |