Serapias nurrica
Corrias, 1982

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Sanluri, Sardinien, 21. April 2010


Diesmal soll es zur Abwechslung ein Ausflug in die Welt der Zungenständel werden. Einige Taxa aus dieser Gruppe haben wir schon näher beschrieben, aber ein besonders attraktiver Vertreter fehlte bislang. Es ist Serapias nurrica, unverwechselbar am dekorativen weißen Rand der ansonsten schmutzig roten Lippe zu erkennen. Nicht nur die Morphologie ist eindeutig. Erfrischenderweise müssen wir diesmal nicht mal eine intensive Diskussion über Namen und Zugehörigkeit führen. Serapias nurrica ist Serapias nurrica, ohne wenn und aber. Bei Nurra im Nordwesten Sardiniens 1982 beschrieben ist es ein relativ junges Taxon.

Selbst über das Verbreitungsgebiet gibt es kaum Diskussionen. Es ist vergleichsweise klein und liegt im Zentrum des Mittelmeergebiets: Schwerpunkte sind zweifelsfrei Sardinien und (mit Abstrichen) Korsika, so dass die Art anfänglich als Endemit dieser Inseln eingestuft wurde. Das ist heute nicht mehr haltbar nachdem auch in Nordsizilien und Südkalabrien Bestände gefunden wurden. Meldungen über Vorkommen auf den Balearen glauben wir erst, wenn wir das selbst gesehen haben oder eindeutige Fotobelege vorliegen. Skeptisch sind wir auch bei Funden aus Portugal und Südfrankreich, die 1997 als Subspezies argensii beschrieben wurden.

Selbst im Verbreitungszentrum ist die Art relativ selten und gilt im gesamten Areal als gefährdet. Sie ist regelmäßig autogam, ausnahmsweise auch kleistogam, der Fruchtansatz ist sehr hoch. Man kann sie in Garriguen finden, schwerpunktmäßig in niederen Lagen und in Küstennähe an halbschattigen oder voll besonnten Standorten. Auf Sizilien wurden allerdings auch schon Pflanzen in rund 1.000 Meter Meereshöhe gefunden, was das vertikale Verbreitungsgebiet doch erheblich erweitert.

Viele Zungenständelarten sind nicht an Kalk gebunden und bilden gerade auf sauren Böden größere Bestände. Der Nurra-Zungenständel macht insofern eine Ausnahme, als er kalkhaltige Böden ganz meidet. Er mag insbesondere silikathaltige Böden, jeder hat halt andere Vorlieben. Die Blütezeit liegt selbst für einen Zungenstandel relativ spät. Vor dem 20. April findet man nur an warmen Standorten und bei passendem Witterungsverlauf blühende Exemplare. Ein Besuch in der ersten Maiwoche erhöht die Chancen, dieses Taxon zu Gesicht zu bekommen erheblich.

Wie bei anderen Zungenständeln auch kann man sehr selten weißblühende Pflanzen finden. Eine Population solcher Albinos konnten wir in einem Eukalyptuswäldchen im Westen Sardiniens bei unserer Exkursion am 21. April 2010 bewundern. Was für ein Highlight, nachzulesen und im Foto zu bestaunen unter unserer Rubrik "Exkursionsberichte". Auch Hybriden sind schon gefunden worden. Sie sind allerdings sehr selten, was wegen der Seltenheit des Taxons kaum jemanden verwundern dürfte.

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Sanluri, Sardinien, 21. April 2010


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Sanluri, Sardinien, 21. April 2010


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Sanluri, Sardinien, 21. April 2010