Ophrys reinholdii subsp. straussii 5 | |
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Wir bleiben bei der ach so artenreichen Gattung der Ragwurze. Die Strauss-Ragwurz steht auf dem Programm, eine Art, die in der Regel relativ sicher zu bestimmen ist. Wer sie gesehen hat, der kennt sie. Eine Verwechslung ist allenfalls mit Reinholds Ragwurz möglich. Letztere hat aber eine deutlich kürzere Lippe, die im vorderen Teil auch eher rundlich als "eckig" ausgebildet ist. Außerdem gibt es eine räumliche Trennung beider Taxa. Ophrys reinholdii subsp. reinholdii kommt von Südalbanien über Korfu und Griechenland, die Inseln der Zentral- und Ostägäis bis in die Südwesttürkei vor. Ophrys reinholdii subsp. straussii schließt sich nach Osten an (Süd- und Südosttürkei, Rhodos) und reicht im Osten bis nach Persien. Die Strauss-Ragwurz ist damit ein ost-mediterran orientalisches Florenelement. Ihren Namen hat sich nicht etwa von Franz-Josef Strauß oder Richard Strauß. Österreich ist aber gar nicht schlecht, Namensgeber war nämlich ein österreichischer Botaniker mit Namen Strauss. Die Unterart kommt in lichten Wäldern, Macchien, Garriguen und Magerrasen vor. Und insbesondere auf Friedhöfen, ist man versucht zu sagen in ihrem Hauptverbreitungsgebiet der südlichen Türkei. Wie allgemein bekannt konzentrieren sich die Orchideen generell auf Friedhöfen, während sie in der freien Landschaft weitgehend verschwunden sind. Die Böden sollten mäßig trocken sein, ein bestimmter Kalk-bzw. Basengehalt sollte vorhanden sein. Dass man die Unterart nicht nur über Kalk, sondern auch über Sandstein finden kann, liegt schlicht daran, dass bestimmte Sandsteinschichten ebenfalls basenhaltig sind. Die Blütezeit reicht von März in den tieferen Lagen bis in den Juni in Mittelgebirgslagen. Immerhin erreicht sie dort Höhen von 2.100 Metern, für eine Ragwurz südlicher Breiten ganz beachtlich. Verschiedene Hybriden sind bekannt, zum Beispiel mit Ophrys oestrifera subsp. hygrophila. Wir fanden zwei schöne Exemplare der Hybride mit Ophrys cilicica, alles anzusehen in unserem Bildarchiv. Bei dieser Gelegenheit müssen wir auch zwei Taxa ansprechen, deren Status nach wie vor umstritten ist. Das wäre zum einen die sogenannte "antiochiana", die im Hatay vorkommt. Wir führen sie als Hybridpopulation aus Ophrys reinholdii subsp. straussii und Ophrys amanensis subsp. amanensis. Zum anderen die Sippe, die ausschlielich auf dem Friedhof von Belören in der Südtürkei vorkommt. Karel Kreutz hat diese, ursprünglich als "Sippe Belören" benannten Exemplare jüngst als Ophrys reinholdii subsp. konyana beschrieben. Im Mai 2013 hatten wir Gelegenheit, diese Sippe erneut unter die Lupe zu nehmen. Unter den über 200 Pflanzen waren einige, die zu 95 % als Ophrys reinholdii subsp. straussii anzusprechen waren. Das scheint also klar zu sein. Bloß der zweite Elter ist nach wie vor strittig. Es könnte sich wegen Blütenform, Lippenmal und dunkler Grundfarbe auch hier um Ophrys amanensis subsp. amanensis handeln, die in der Umgebung aber ebenso wenig gefunden werden konnte wie ein anderes Taxon, das als Elter in Frage käme. Das würde allerdings nach unserer Bewertung bedeuten, dass diese Exemplare mit der sogenannten "antiochiana" identisch wären. Endgültig lösen können wir also auch dieses Rätsel alleine mit morphologischen Merkmalen nicht. Bleibt am Schluss noch eine weitere Unterart zu erwähnen, die sich nach unserer Meinung nicht zweifelsfrei von der Subspezies straussii abtrennen lässt. Die Subspezies leucothaenia ist gekennzeichnet durch im Schnitt etwas kleinere Blüten, weißes Mal, weiße Schultern und weiße Behaarung. Das Dumme ist nur, dass man diese Kombination nur in Ausnahmefällen trifft und alle Übergänge in den Populationen zum Beispiel bei Antalya vorhanden sind. Es könnte sich also schlichtweg um Farbvarietäten handeln, wie das auch bei anderen Taxa vorkommt. Insofern schließen wir uns der Meinung von Karel Kreutz an, der das Taxon als Varietät zu Ophrys reinholdii subsp. straussii stellt | |