ORCHIDEEN EUROPAS
EXKURSIONSBERICHTE
 

 

 

In der Brenta

von

Dr. Helmuth Zelesny, Börtlingen

 

 

Heute haben wir die Wahl zwischen zwei Wettervorhersagen. Während die Hotelchefin meint, es würde ganz gut werden (Touristenversion), erwartet der schweizer Wetterbericht für den Nachmittag Regen auf der Alpensüdseite. Wir befürchten zwar, dass die schweizer Kollegen Recht haben (haben sie fast immer, wenigstens was das Wetter betrifft). Dennoch entschließen wir uns zu einer Fahrt in die Brenta. Auch für uns ist dieses weniger bekannte Kalkgebirge im Trentino unbekanntes Terrain. Wir haben sie als Ziel gewählt, weil dort die sehr seltene und erst vor kurzem als Art beschriebene Nigritella buschmanniae wachsen soll.

Das Wetter ist (noch) gut und über die Brennerautobahn geht es recht flott voran. Die weitere Fahrt auf der Landstraße von Mezzocorona über Cles und Male Richtung Madonna di Campiglio erweist sich allerdings wegen der vielen Lastwagen als recht nervig und zeitraubend. Dann haben wir auch noch Pech, denn wir sind genau 5 Minuten zu spät an der Seilbahntalstation. Die hat nämlich jetzt Mittagspause, da ist nichts zu machen. So müssen wir halt warten, bis sich die Kabinen wieder in Bewegung setzen. Wir werden zunehmend ungeduldig, denn das Wetter verschlechtert sich rapide. Mit der Kabinenbahn fahren wir hinauf. Oben angekommen zeigt das Thermometer erfrischende 6 Grad und der Wind weht heftig. Wir sind mitten in den Wolken, die Sicht ist minimal. Wir stehen vor der Entscheidung: gleich wieder runterfahren oder wenigstens ein bisschen suchen. Wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung und wollen wenigstens einen Versuch wagen, die seltenen Kohlröschen zu finden. Wir meinen, den richtigen Weg zu den Kohlröschen genommen zu haben. Robert und ich schwärmen aus. Es dauert 5 Minuten, bis wir das erste blühende Buschmann-Kohlröschen an einer Felskante erspähen. Noch 3 weitere finden wir blühend, vier Exemplare sind völlig verblüht. Auf Grund der wenigen gefundenen Exemplare können wir uns kein Urteil über den Status dieser Art bilden. Immerhin wurde festgestellt, dass es die einzige pentaploide Kohlröschenart ist, die bislang beschrieben wurde. Damit ist der Artrang sicher gerechtfertigt.

 

Gerne hätten wir etwas weiter unten noch genauer gesucht, aber es beginnt nun stärker zu regnen und die Wolken werden immer dunkler, so dass wir uns entschließen, mit der Seilbahn wieder hinunterzufahren. Gewitter oberhalb der Waldgrenze ist gar nicht lustig. Schade, zumal wir später erfahren, dass wir nur noch 5 Minuten weiter hätten laufen müssen, um in einer Wiese voll Nigritella buschmanniae zu stehen. So ist das halt. Mal hat man Glück, ein ander mal Pech.

 

 

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