ORCHIDEEN EUROPAS

Exkursionsberichte
Fotopoint.de
 

Griechenland -

Im Land der Götter

Teil I

vom 14. bis 27. April 2001

von

Dr. Helmuth Zelesny, Börtlingen

 

Zum vergrössern bitte anklicken

Er hat gut angefangen, dieser erste Orchideenurlaub in 2001. Pünktlich hebt der Flieger ab und annähernd pünktlich landet er auch in Athen. Dann der erste Dämpfer: Es gießt in Strömen am neuen Internationalen Flughafen von Athen. Es wird doch nicht? Unangenehme Erinnerungen an einen Urlaub auf Rhodos kommen auf. Damals war es zwei Wochen regnerisch und kalt, Frühstück mit Daunenjacke und so. Aber noch ist unsere Stimmung gut. Denn gut war auch unsere Vorbereitung. Mit einer Menge an Funddaten im Koffer, die locker für 4 Wochen Exkursion ausgereicht hätte, sind wir ganz heiß auf die ersten neuen Orchideenarten. Das Wetter kann uns nicht aufhalten. Der Verkehr allerdings schon, dazu aber später.

Nachdem wir unsere Koffer zusammengetragen haben, machen wir uns auf den Weg zum Schalter einer namhaften Mietwagenfirma, um den Bürokram zu erledigen und die Schlüssel für unseren Wagen zu holen. Renault steht drauf auf dem Schlüssel. Aber wo steht er bloß? Draußen auf dem großen Parkplatz mit den uniformen Mietwägelchen steht ein älteres Modell, das so gar nicht zu den ansonsten neuen Autos passt. Drin sitzt der, der uns den Wagen übergeben soll. In Anbetracht des miesen Wetters hat er allerdings keine große Lust, auszusteigen. Er zeigt auf die Wagenkolonne und wir dürfen uns dann den unsrigen selbst aussuchen. Es ist ein nagelneuer Twingo (Kilometerstand 14) in gelb (zum Glück nicht schweinchenrosa), klein, aber durchaus für 2 Personen ausreichend (wir sind ja schlank). Mit seinen Glupschaugen schaut er uns freundlich an als wollte er sagen: Macht kein so Gesicht, das Leben ist doch schön und der Regen hört auch wieder auf. Sogar unsere Koffer können hinten liegend untergebracht werden, das würde man dem Winzling gar nicht zutrauen. Nachdem wir endlich dahinter gekommen sind, wie man den Tageskilometer auf 0 stellt, fahren wir los, bei strömendem Regen Richtung Korinth, dem ersten Reiseziel entgegen.

Zum vergrössern bitte anklicken

Ja, wenn das so einfach wäre. Der neue Flughafen ist zwar annähernd fertig, auch die Autobahn dorthin, für Hinweisschilder hat es allerdings noch nicht gereicht. Erschwerend kommt hinzu, dass auf unserer Karte der neue Flughafen noch gar nicht eingezeichnet ist, wir also nicht mal wissen, wo wir sind. Es bleibt nur die Wahl, der Beschilderung Richtung Athen zu folgen. So fahren, oder besser irren wir in der Gegend herum auf mehr oder weniger schlechten Straßen, fahren, oder besser tauchen durch Pfützen, denen man nicht ansieht, ob unser Wägelchen gleich ganz drin versinken würde. Funktionierende Kanalisation? Fehlanzeige. Meterweit spritzt das Wasser auf die Seite, aber zum Glück ist bei diesem Sauwetter kaum jemand zu Fuß unterwegs, sonst hätte er eine erfrischende Schmutzwasserdusche bekommen, ganz kostenlos.

Überhaupt ist es sehr ruhig in der Millionenstadt. Es scheint, die Athener haben sich an diesem Samstag alle in ihren Wohnungen verkrochen aus Angst vor dem Wasser. Hoffentlich fällt der Scheibenwischer nicht aus, der Wagen hat nämlich nur einen. Überhaupt hoffen wir, dass das viele Wasser den Motor nicht lahm legt. Jetzt eine Panne, das würde gerade noch fehlen. Mehr als eine Stunde kurven wir orientierungslos in Athen herum. Plötzlich stehen wir mitten vor den Großen Schiffen in Piräus. Da wollten wir allerdings ganz bestimmt nicht hin. Also wieder zurück. Die griechischen Erläuterungen eines Passanten, den wir in unserer Hilflosigkeit fragen, helfen auch nicht weiter, trotz der vielen Hand- und Fußbewegungen wohl in die Richtung, wo irgendwo Korinth liegt, wahrscheinlich.

Zum vergrössern bitte anklicken

1834, als der Regierungssitz von Nauplia hierher verlegt wurde, hatte Athen noch ganze 4.000 Einwohner und etwas 300 Häuser. Kaum zu glauben, wenn man das hier und heute sieht. Nelles-Reiseführer schreibt, etwas geschwollen allerdings, über Athen: "Das Nebeneinander von Alt und Jung verleiht der Stadt ihr einzigartiges Flair: Einerseits verweist sie stolz darauf, der Ursprungsort aller europäischen Hochkulturen zu sein, was die großartigen Ruinen der Akropolis belegen; andererseits hat sie eine jugendliche Dynamik, die in ihrer jetzigen Inkarnation erst etwa 150 Jahre existiert".

Wir sind schon so weit, dass wir uns überlegen, ein Taxi zu ordern, das uns dann aus diesem Schlamassel herauslotsen soll. Aber dann siegt doch der Stolz. Es wäre das erste mal, dass wir nicht mit eigener Kraft dorthin kommen würden, wo wir wollen, und wo sind wir schon überall gewesen. Also fragen wir an jeder Tankstelle nach dem Weg. Und davon gibt es in ganz Griechenland wirklich mehr als genug. Es dauert noch eine weitere halbe Stunde, bis wir endlich auf der Ausfallstraße Richtung Peloponnes sind. Gott sei Dank! Viel versäumt haben wir durch unsere Irrfahrt ja nicht, bei strömendem Regen hätten wir ohnehin keine Blumen fotografieren können. Gemütlicher überbrückt hätten wir aber den Regen bei einer Tasse griechischem Kaffee. Der Ärger ist aber noch nicht vorbei. Denn zu unserer Überraschung herrscht auf der Hauptverbindungsstraße Richtung Peloponnes starker Reiseverkehr. Da stecken also die ganzen Athener, die wir in der Stadt schon vermisst haben. Zudem wird die Strecke gerade vierspurig ausgebaut. Immer wieder stockt es und wir stehen im Stau. Dafür bessert sich das Wetter rapide. Schon ist die Sonne da und nach einer halben Stunde erinnern nur noch die Pfützen am Straßenrand an die zurückliegende Sintflut. Langsam werden wir ungeduldig. Wo sind die ersten Orchideen??

Zum vergrössern bitte anklickenAber sachte. Wir hatten beschlossen, während dieses Urlaubs nicht ausschließlich nach Orchideen zu suchen, sondern auch einige der einmaligen kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Man kann unmöglich 2 Wochen durch Griechenland fahren, ohne wenigstens einige der Highlights wie Delphi, das sagenhafte Mykene, Olympia oder Mistras zu besuchen. So halten wir als erstes am Kanal von Korinth und blicken fast ängstlich, zumindest aber tief beeindruckt ob der technischen Meisterleistung, die der Bau damals war, in die bodenlose Tiefe. Die Landbrücke zwischen dem griechischen Festland und dem Peloponnes ist nur knapp 10 Kilometer breit. Schon in der Antike hat man versucht, diese schmalste Stelle mit Schiffen zu überwinden. Damals hatte man noch nicht die technischen Möglichkeiten, einen Kanal von solchen Ausmaßen zu bauen. Also hat man die Schiffe über Holzstämme auf dem Landweg über die Meerenge gezogen. Eine unvorstellbare Schinderei. Dann wurde der Kanal gegraben, 60 Meter tief. 1893 war er fertig. Allseits von Wasser umgeben, müsste man den Peloponnes eigentlich als Insel betrachten. Natürlich spähen wir mit wenigstens einem Auge auch nach Orchideen, die wir im eingezäunten Gelände links und rechts des Kanals vermuten. Wir entdecken allerdings nichts. Es scheint sehr trocken zu sein, so der erste Eindruck.

Zum vergrössern bitte anklickenDie Insel des Pelops, was Peloponnes übersetzt heißt, ist landschaftlich besonders vielfältig. Dies liegt insbesondere daran, dass diese Insel, wie Griechenland insgesamt, ein Land der Berge ist. Die höchste Erhebung ist der Olymp bei mit fast 3.000 Metern und auch auf dem Peloponnes erreichen eine ganze Reihe Berge mehr als 2.000 Höhenmeter. Die Peloponnes gliedert sich in die 7 Regierungsbezirke Korinthia, Argolis, Arkadien, Lakonien, Messinien, Elis und Achaia. Sie entsprechen weitgehend den antiken Landschaften in ihren natürlichen Grenzen. Der Peloponnes umfasst eine Fläche von rund 21.440 km². Die größte Breite beträgt 160, die Länge 190 Kilometer. Die Insel bleibt damit überschaubar.

weiter zu Teil II
Zum Seitenanfang