ORCHIDEEN EUROPAS

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Griechenland -

Im Land der Götter

Teil V - Auf der messinischen Orchideenstraße

vom 14. bis 27. April 2001

Dr. Helmuth Zelesny, Börtlingen

 

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Mittlerweile sind wir in Messinien gelandet. Der Tachometer unseres kleinen Wägelchens zeigt schon über 1.000 Kilometer an und wir haben uns gut aneinander gewöhnt. Nur die schwachen Türarretierungen nerven uns. Immer wieder bekommen wir beim Ein- und Aussteigen von der zufallenden Tür einen Tritt in Wade oder Schienbein. Zum Abendessen entschließen wir uns, in den wenige Kilometer nördlich liegenden Ort zu fahren, zumal wir dort bei der Durchfahrt einige schöne Tavernen gesichtet hatten. Die auserwählte Taverne ist dann tatsächlich recht gemütlich, die Leute sehr freundlich, das uns servierte gegrillte Schwein allerdings maßlos fett, eigentlich ungenießbar. Aber der Retsina mundet wenigstens vorzüglich. Auch davon kann man satt (und lommelig) werden. Übrigens gibt es in der Gegend als Tafelwein eher weißen oder rosé, seltener Rotwein.

 

 

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Am nächsten Tag fahren wir weiter gen Süden und zweigen ab hinauf in die Kalkberge. Hier beginnt die messinische Orchideenstraße mit dem ersten Standort. 16 Arten und 7 Hybriden werden von hier beschrieben. Wirklich gut klingt das. Allerdings sind wir skeptisch, denn die relativ kleine Fläche links der Straße wurde schon beweidet. Aber schon nach wenigen Minuten ist unsere Skepsis gewichen und Begeisterung macht sich breit. Die verschiedensten Arten stehen hier noch in großer Zahl. Wie viel es erst gewesen sein mögen bevor das Vieh hereingelassen wurde! Wir sind für diesen Standort in diesem Jahr schon etwas spät, einige Arten sind fast vollständig abgeblüht, so zum Beispiel Ophrys tenthredinifera. Besonders freut uns deshalb eine noch herrlich blühende Hybride zwischen Wespenragwurz und Gehörnter Ragwurz (siehe Foto). Auf einer Fläche von rund 30 x 80 Metern (!) finden wir nicht weniger als 18 verschiedene Arten, der bisher ergiebigste Standort unserer Reise.

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Auch etwas weiter liegen immer wieder Wiesenstücke und aufgelassene Äcker zwischen den bewirtschafteten Ackerflächen, die gute Funde versprechen. Außerdem ist das Wetter gut. Wir lassen uns also Zeit und sehen uns gründlich um, der eine links, der andere rechts der Straße. Zeitweise verlieren wir uns sogar aus den Augen vor lauter Begeisterung. Orchideen satt, fast auf jedem Stückchen Wiese. Es ist schon erstaunlich: Selbst an den unmöglichsten Stellen wie auf der Ackerscholle wachsen noch vereinzelt Orchideen. Offensichtlich werden immer wieder einzelne Grundstücke gepflügt und bestellt, um dann mehrere Jahre wieder brach zu liegen. Die Orchideenflora wird offensichtlich dadurch gefördert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Besonders freuen wir uns über eine herrliche Hybride zwischen Ophrys argolica und Ophrys oestrifera (siehe Foto). Aber auch eine Hybride Ophrys argolica x Ophrys ferrum-equinum muss ausgiebig mit dem Kugelblitz traktiert werden. Interessanterweise finden wir auch zwei Ophrys oestrifera, deren Höcker kaum ausgebildet sind. Ihre Blüten scheinen etwas größer. Da sonst aber keine Einflüsse einer anderen Ragwurzart zu erkennen sind, dürfte es sich um Formanomalien handeln. Gegen eine andere Art oder Unterart spricht das sporadische Auftreten mitten in den Beständen normal ausgeprägter Ophrys oestrifera. Insgesamt finden wir hier entlang der Straße: Ophrys argolica (zerstreut, blühend), Ophrys oestrifera (zerstreut, blühend), Orchis fragrans (zerstreut, knospend-blühend), Serapias parviflora (vereinzelt, blühend), Ophrys bombyliflora (vereinzelt, verblüht-verblühend), Ophrys lutea (vereinzelt, blühend), Orchis italica (wenige, blühend), Barlia robertiana (wenige, verblüht), Ophrys attica (zerstreut, verblühend-verblüht), Ophrys ferrum-equinum (zerstreut, verblühend-verblüht), Serapias orientalis (zerstreut, blühend), Ophrys mammosa (vereinzelt, verblüht), Serapias bergonii (häufig, blühend), Orchis laxiflora (vereinzelt, blühend-verblühend), Anacamptis pyramidalis (wenige, knospend-aufblühend), Ophrys tenthredinifera (vereinzelt, verblüht), Ophrys sicula (vereinzelt, blühend-verblühend), Aceras anthropophorum (wenige, blühend), Ophrys speculum (zerstreut, verblüht), Ophrys fusca (vereinzelt, verblüht), Ophrys tenthredinifera x Ophrys oestrifera (Einzelex., blühend), Ophrys oestrifera x Ophrys attica (Einzelex., blühend), Ophrys argolica x Ophrys oestrifera (Einzelex., blühend), Ophrys oestrifera x Ophrys attica (Einzelex., blühend), Ophrys argolica x Ophrys ferrum-equinum (2 Ex., blühend)

 

 

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Insgesamt sind das 20 Arten und 5 Hybriden! Wir kommen zu dem Schluss, dass die messinische Orchideenstraße wirklich jedem Orchideenfreund zu empfehlen ist. Damit geht ein besonders erfolgreicher Orchideentag zu Ende und wir steuern wieder auf direktem Wege unsere Luxusunterkunft an. Auf fettes Schwein verzichten wir allerdings heute, nicht aber auf den Wein. Ein bisschen Lebensqualität muss schon sein.
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